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Sex und Schmerz – Darum tut uns ein Klaps auf den Po gut

  • Jennifer Buchholz
Eine Kolumne von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 14.11.2018Lesedauer: 3 Min.
Frau mit Peitsche
BDSM: Sprechen Sie sich mit Ihrem Partner gut ab, bevor Sie BDSM-Praktiken ausprobieren. (Quelle: OlegEvseev/getty-images-bilder)
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Bondage, Disziplinierungsmaßnahmen, Unterwerfung und Dominanz – ganz klar, BDSM ist ein besonderer Fetisch, der seinen Reiz und den Endorphinrausch vor allem durch die lustvollen Schmerzen gewinnt. Was ist so erregend daran?

Schmerz beim Sex? Das klingt entweder nach einer fiesen Blasenentzündung oder Fifty Shades of Grey. Wenn Sie schon einmal Fesselspiele und etwas Popoverhauen beim Liebesspiel ausprobiert haben, wissen Sie aber, dass ein wenig Schmerz und Pein im richtigen Maße erregend wirken können – viele geben das nur nicht zu. Schließlich ist es nicht erst seit Marquis de Sade verpönt, wenn Schmerz auch sexuelles Vergnügen bereitet.

Rausch durch Schmerz

Wie kann etwas Schlimmes so erregend sein? Das hat mehrere Gründe. Unter anderem liegt es daran, dass durch die Schmerzen und die intensiven Sinneseindrücke Endorphine freigesetzt werden. Das fühlt sich dann so an, als würde man schweben – wie beispielsweise nach einem Orgasmus (oder bei Joggern dem sogenannten Runner's High). Ganz klar, dass es süchtig macht, wenn man anstatt Schmerzen zu spüren in einen Zustand verfällt, als hätte man eine Packung Morphin zu sich genommen.

Und was ist, wenn es nicht nur um Züchtigung, sondern zusätzlich um Rollenspiele geht? Dann wirken laut Wissenschaftlern ähnliche Mechanismen. Durch die Erniedrigung, Demütigung und Beleidigungen geraten wir in psychischen Stress. Und dieser lässt unseren Adrenalin- (und Cortisol-)Spiegel nach oben schnellen.

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Das klingt alles nach viel Biochemie. Richtig! Und die spielt sich in unserem Gehirn ab – unserer größten erogenen Zone. Der Cocktail aus Adrenalin und Endorphin führt zu einer wahren Achterbahnfahrt, wenn es richtig ausgeführt wird.

Achten Sie auf die Worte

Aber Vorsicht: Der Fetisch ist nicht nur Leder, Lack und Pein. Es geht um Dominanz und Unterwerfung, Vertrauen und ganz viel Kommunikation. Vor allem Letztere muss sehr gut sein, ansonsten kann es schnell zu schlechten Erfahrungen kommen – und das wäre es dann mit dem Ausprobieren neuer Sexpraktiken.

Es ist daher wichtig, sich vorher abzusprechen: Erlaubt ist, was beide erregt. Besprechen Sie, welche Rolle Ihnen am besten gefällt. Sind Sie beim Sex eher dominant (Dom) oder unterwürfig (Sub)? Die Rolle muss nicht Ihrem Verhalten im Alltag entsprechen. Merken Sie durch Ausprobieren, dass Sie eher Dom anstatt Sub sind, können Sie die Rollen vielleicht tauschen. Übrigens kann es durchaus vorkommen, dass Sie mit Ihrem Partner im SM-Bereich nicht harmonieren. Das ist kein Grund zur Sorge.

Einigen Sie sich vor dem ersten Ausprobieren mit Ihrem Partner auf ein Safeword. Es wird genannt, sobald eine Grenze zu sehr überschritten wird. Das Wort sollte dabei thematisch nichts mit Sex zu tun haben (SOS, Taxi, Kühlschrank). Hilfreich ist ebenfalls das Ampelsystem: Gefällt die SM-Praktik, ist das Grün. Soll sie nicht intensiviert werden, heißt das Gelb. Rot bedeutet: "Das ist zu viel. Aufhören!"

Und: Züchtigen und Fesseln will gelernt sein. Erkundigen Sie sich vorher, welche Materialien Sie benutzen sollten, was beim Versohlen zu beachten ist und welche Körperstellen wie behandelt werden sollten. Auch das richtige Verhalten von beiden nach dem Endorphinschub ist wichtig. Denn nicht selten kommt es am Ende zu unerwarteten Gefühlsausbrüchen.

Peitschenhiebe anstatt Versöhnungssex

Dieser Fetisch ist übrigens genau richtig für Paare, die Beziehungsprobleme haben. Nein, nicht weil Sie so ihren Frust an ihrem Partner auslassen können – auch wenn das sicherlich manchmal sehr verführerisch wäre: "Du hast nicht abgewaschen. Zur Strafe musst du meine Stiefel lecken." Der Vorteil des etwas gröberen Liebesspiels ist der Kuschelhormon-Schub, der durch einen Orgasmus ausgeschüttet wird. Und der ist der ideale Kitt für jede Partnerschaft.

Und: Menschen mit diesem Fetisch leiden laut Wissenschaftlern weniger unter Depressionen, Paranoia und Posttraumatischen Belastungsstörungen. BDSM-Liebhaber sind insgesamt einfach glücklicher, zufriedener und mit sich im Reinen. Sie neigen dazu, mehr auf ihren Körper zu hören und auf ihre sexuelle Gesundheit zu achten. Wenn das jetzt mal keine schlagenden Argumente sind. Also: Liebe Krankenversicherung, Politiker und Ärzte, es wird Zeit für ein wenig Popoversohlen und Fesselspiele – und zwar auf Rezept!

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Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

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