Vier Skelette und zahlreiche Artefakte Archäologen öffnen erstmals intakte Grabkammer der Etrusker

Die Gräber der Etrusker wurden schon von ihren Eroberern, den Römern, geplündert. Eine intakte Grabkammer zu finden, grenzt an ein Wunder. Nun ist genau dies gelungen.
Archäologen haben in Mittelitalien ein tausende Jahre altes, unversehrtes Grab aus der Zeit der Etrusker freigelegt. Die Kammer in der Region San Giuliano, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Rom, barg vier Skelette und über 100 wertvolle Beigaben, berichtet der leitende Wissenschaftler Davide Zori von der Baylor University im US-Bundesstaat Texas in einer Pressemitteilung.
Die in den Fels gehauene Grabkammer blieb über Jahrhunderte hinweg versiegelt, so Zori weiter. Das sei äußerst selten in einer Gegend, in der andere Gräber bereits in der Antike geplündert wurden. Die Archäologen fanden die Toten auf steinernen Liegen, umgeben von außergewöhnlich gut erhaltenen Artefakten. Bei den Bestatteten handelt es sich nach ersten Analysen um zwei Paare, jeweils bestehend aus einem Mann und einer Frau.
Artefakte aus dem 7. Jahrhundert vor Christus
Bei der Grabung kamen außerdem eiserne Waffen, bronzene Schmuckstücke, feine silberne Haarspiralen und zahlreiche Keramikgefäße zum Vorschein. Insgesamt entdeckten die Archäologen im Inneren der Grabkammer 74 Gefäße, die nahezu vollständig erhalten sind.
Unter den Funden befindet sich auch eine etruskische Trinkschale (Kylix) aus dem typisch schwarzglänzenden Bucchero-Ton. Erste Untersuchungen datieren die Keramiken auf ein Alter von rund 2.600 Jahren, also in das 7. Jahrhundert vor Christus. Der Grabinhalt wird nun eingehend analysiert und dokumentiert, um mehr über die dort bestatteten Menschen und ihr Leben zu erfahren.
Zori betont: "In dieser Region wurde noch nie zuvor ein so intaktes Kammergrab aus dieser Epoche nach modernen Methoden freigelegt. Der Fund erlaubt uns neue Einblicke in die Bestattungsriten und Glaubensvorstellungen der vorrömischen Zivilisation."
Die Kultur der Etrusker existierte von 800 bis 90 vor Christus in Mittelitalien, in den heutigen Provinzen Toskana, Umbrien und Latium. Ab dem späten 3. Jahrhundert vor Christus wurden die etruskischen Gebiete von den Römern erobert und die örtliche Bevölkerung in deren Kultur integriert. Die Gräber der etruskischen Nekropole bei San Giuliano wurden in der Folge über die Jahrhunderte geplündert. So haben Archäologen dort seit 2016 zwar bereits über 600 Kammergräber freigelegt – kleine, in den Fels gehauene Häuser mit Satteldächern. Doch meist waren diese leer.
- baylor.edu: "Rare, Intact Etruscan Tomb in Italy Discovered in International Baylor-Led Archaeological Project" (Englisch)
- wissenschaft.de: "Erstmals intaktes Etruskergrab entdeckt"