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"Keine Präsenz hätte dramatische Fehlentwicklungen zur Folge"


"Höchste Zeit, dass Präsenzpflicht ausgesetzt wird"

Von Mario Thieme

26.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Ob Schüler in der Schule anwesend sein oder zu Hause bleiben sollten, scheidet die Geister der t-online-Leser. (Symbolfoto)Vergrößern des Bildes
Ob Schüler in der Schule anwesend sein oder zu Hause bleiben sollten, scheidet die Geister der t-online-Leser. (Symbolfoto) (Quelle: Fotostand/imago-images-bilder)

Berlin ist mit der Aussetzung der Präsenzpflicht an den Schulen vorgeprescht, andere Bundesländer könnten dem Beispiel bald folgen. Auch die t-online-Leser diskutieren das Für und Wider.

Da die Inzidenz in der Hauptstadt seit Längerem die bundesweit höchste ist, wundert es nicht, dass Berlin Maßnahmen ergreift, um die Ausbreitung der Omikron-Welle einzudämmen. Zu den größten Ansteckungsherden gehören die Schulen. Deshalb ist die Pflicht zur Anwesenheit dort seit Dienstag ausgesetzt.

Wir wollten wissen, wie Sie dazu stehen. Viele Lesermails haben uns erreicht, aus denen teilweise eine große Ablehnung der Präsenzpflicht, öfter aber noch Zustimmung herauszulesen ist. Im Folgenden lesen Sie eine Auswahl von Lesermeinungen:

"Die Lernverluste sind jetzt schon enorm"

t-online-Leser Peter Schäfer schreibt: "Die Einhaltung des Präsenzunterrichtes sollte unbedingt fortgeführt werden. Die Kinder sind in der Pandemie das geringste Risiko, was genügend Studien belegt haben. Die Lernverluste sind jetzt schon enorm, die Kliniken der Psychologen laufen seit Monaten über, die Folgeschäden, die diese Maßnahmen schon jetzt verursacht haben, sind nicht mehr aufzuholen oder zu korrigieren."

"Wir finden das Risiko momentan einfach zu hoch"

Anders sieht das Familie Guschok. t-online-Leserin Jennifer Guschok mailt: "Wir sind definitiv der Meinung, dass die Präsenzpflicht momentan ausgesetzt werden, beziehungsweise jeder selbst entscheiden sollte, ob die Kinder und deren Eltern sich diesem noch nie dagewesenen Infektionsgeschehen aussetzen möchten. Besonders bei den Kindern und auch bei vielen Eltern besteht noch kein aktueller Impfschutz. Wir finden das Risiko momentan einfach zu hoch und würden eine Präsenzpflicht-Aussetzung befürworten."

"Mein Sohn hat starke Depressionen bekommen"

"Ich befürworte Präsenzunterricht. Die Kinder haben keine Struktur ohne Schule", meint t-online-Leserin Maryam Golmohammadi. "Mein Sohn hat starke Depressionen bekommen, hat am Onlineunterricht nicht teilgenommen. Er sperrte sich in seinem Zimmer ein, er war nicht zugänglich. Wir hatten Angst, dass er sich etwas antut."

Weiter berichtet sie: "Seit die Schule angefangen hat, ist er wie ausgewechselt. Er nimmt wieder am Schulunterricht teil, hat wieder Freude am Leben, unternimmt wieder etwas – sei es nur auf dem Hof zu stehen und sich mit den Schulkameraden zu unterhalten. Die ganze Familie ist wegen seiner Depressionen und Unzugänglichkeit in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich hoffe, dass die Schule offen bleibt, weil ich dieser Verzweiflung nicht noch mal ausgesetzt werden möchte."

"Es wird höchste Zeit, dass die Präsenzpflicht ausgesetzt wird"

"Es wird höchste Zeit, dass die Präsenzpflicht an Schulen für einen begrenzten Zeitraum ausgesetzt wird", hält t-online-Leser Bernd Nophut gegen. "In meinem Umfeld sind fast alle Covid-Infektionen von Erwachsenen auf deren Schulkinder zurückzuführen. Auch wenn in der Schule alle Maßnahmen zum Infektionsschutz sorgfältig beachtet werden, da ist ja noch der Schulweg, der Schulbus oder der ÖPNV", gibt er zu bedenken.

"Die sozialen Kontakte in der Schule sind enorm wichtig"

"Meines Erachtens wäre ein Aussetzen der Präsenzpflicht für Nordrhein-Westfalen völlig inakzeptabel", schreibt t-online-Leserin Manuela Gormanns. "Mein Mann und ich sind Beamte bei der Polizei und dem Rettungsdienst. Wir wären wieder vor die Wahl gestellt, dass unser Sohn entweder in der Notbetreuung sein müsste, oder wir würden uns 'krankschreiben' lassen müssen, oder Betreuungstage einreichen. Damit ist keinem geholfen und wir selbst könnten den Behörden nicht mehr zur Verfügung stehen.

Außerdem ist das Lernen zu Hause vor dem Laptop nicht das Gleiche, die sozialen Kontakte in der Schule sind enorm wichtig. Und insbesondere die Kinder, die zu Hause kein behütetes Elternhaus haben, sind extrem gefährdet."

"Präsenzpflicht finde ich als Mutter unverantwortlich"

t-online-Leserin Sandy Müller findet: "Wir in Eggersdorf haben auch noch eine Präsenzpflicht für die Abschlussklassen. Und ich finde das als Mutter unverantwortlich. Denn auch wenn das Ministerium anscheinend auf die Herdenimmunität hofft, wird das alles auf den Rücken unserer Kinder ausgetragen.

Auch wenn vielleicht der Verlauf nicht so stark ist, weiß niemand, welche Spätfolgen das für solch junge Menschen hat. Ich finde es nicht in Ordnung und hoffe, dass auch bei uns die Präsenzpflicht für alle Kinder ausgesetzt wird."

"Keine Präsenz hätte dramatische Fehlentwicklungen zur Folge"

"Als Schulsozialarbeiter in einer Hauptschule weiß ich um die Schwierigkeiten, die das Homeschooling für unsere Schüler mit sich brachte", erzählt t-online-Leser Ullich Steybe. "Neben den bekannten Schwierigkeiten der oftmals fehlenden technischen Möglichkeiten, der oftmals prekären häuslichen Situation (was sowohl die zunehmende häusliche Gewalt betrifft als auch die fehlenden räumlichen Möglichkeiten, in einer kleinen Wohnung zu lernen), der Zunahme von Depressionen, Vereinsamung etc. lässt mich aber eine bislang kaum diskutierte 'Nebenwirkung' des Homeschoolings die Präsenzpflicht befürworten:

Viele soziale Fähigkeiten werden ausschließlich in der Gruppe erlernt. Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass manche Fähigkeiten nur in bestimmten Zeitfenstern vermittelt werden. Wenn in diesen Zeitfenstern Fähigkeiten wie Geduld, Rücksicht, Durchsetzungsvermögen, Verlässlichkeit (die Aufzählung ließe sich noch sehr lange fortsetzen) nicht vermittelt werden, werden diesen jungen Menschen basale Softskills nicht vermittelt. Dies hätte meines Erachtens dramatische individuelle und auch gesellschaftliche Fehlentwicklungen zur Folge."

Verwendete Quellen
  • Einsendungen von t-online-Lesern
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