Angreifer hinterlässt Nazi-Orden Mutmaßlich rassistische Attacke auf Kreuzberger Gastronomen
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein bisher unbekannter Mann hat in Kreuzberg einen mexikanischen Restaurantbesitzer attackiert. Der Angreifer hinterließ einen Nazi-Orden am Tatort.
In Berlin-Kreuzberg hat es am Freitagabend einen Angriff mit mutmaßlich rassistischem Hintergrund auf einen mexikanischen Restaurantbesitzer gegeben. Der Angreifer hinterließ bei seiner Attacke offenbar einen Nazi-Orden. Das Opfer, der Gastronom Eduardo Calvario, wurde nach eigenen Angaben leicht verletzt.
Der spätere Angreifer sei ihm bereits mehrmals vor seinem Restaurant Pancho-Villa Cantina aufgefallen, berichtet Calvario im Gespräch mit t-online. Auch am Freitagmittag habe der Mann vor dem Restaurant seine Kunden belästigt, habe gesungen und gerappt. Er habe den Eindruck, dass der Mann drogenabhängig sei, so Calvario. "Es gibt viele Verrückte hier, aber er ist einschüchternd." Weil der Mann sich aber auf dem öffentlichen Gehweg befunden habe, habe er nichts gegen ihn unternehmen können.
Angriff von hinten
Nach Feierabend habe er dann mit der Belegschaft seines Restaurants in einer Bar in der nahegelegenen Wiener Straße noch ein Bier getrunken. "Plötzlich kam dieser Mann von hinten an und hat mich geschlagen", sagt Calvario. Beim Versuch, sich zu wehren, sei er gestürzt und habe sich Schürfwunden zugezogen. Der Angreifer habe nach seiner ebenfalls am Tisch sitzenden Ehefrau getreten, diese aber verfehlt, so der Gastronom. Dann sei er entkommen.
Bei seinem Angriff habe der Mann einen schweren Metallanhänger mit einem Hakenkreuz darauf auf den Tisch fallen lassen, sagt Calvario. Mitgenommen habe er ihn nicht, aber ein Foto davon gemacht. Offenbar handelt es sich bei dem Objekt um ein Eisernes Kreuz mit einem Hakenkreuz und der Jahreszahl 1939. Dieses wurde von den Nationalsozialisten als Auszeichnung verliehen und ist heute noch in Militaria-Shops erhältlich. Der Handel mit originalen NS-Devotionalien ist erlaubt, sofern verbotene Symbole nicht öffentlich gezeigt werden.
"Ich fühle mich nicht mehr sicher"
Calvario ist überzeugt davon, dass der Angriff auf ihn einen rassistischen Hintergrund hatte. Bei einer früheren Begegnung sei der Mann erbost darüber gewesen, dass er kein Deutsch spreche. "Jetzt hat er uns Spanisch sprechen hören und ist ausgerastet", sagt Calvario. Dass der Mann zur organisierten rechtsextremen Szene gehört, glaubt der Gastronom dagegen nicht. Er wolle jetzt die Sicherheitsvorkehrungen in seinem Restaurant verschärfen. "Ich fühle mich nicht mehr sicher", sagt Calvario, der seit 2017 in Berlin lebt und seit 2023 das mexikanische Restaurant in Kreuzberg betreibt.
Calvario hat direkt nach der Attacke nicht die Polizei verständigt. Der Mann sei weg gewesen, deshalb habe er das für sinnlos gehalten, sagt er. Er habe aber am Samstagmittag online Anzeige erstattet. Eine Sprecherin der Berliner Polizei bestätigte t-online den Eingang der Anzeige. Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung würden eingeleitet. Ob wegen des möglichen rassistischen Hintergrunds auch der Staatsschutz hinzugezogen werde, müsse noch geprüft werden.
- Telefonat mit Restaurantbesitzer Eduardo Calvario
- Telefonat mit einer Sprecherin der Berliner Polizei