Bewegte Geschichte Lost Place wird zum Wohnquartier: Das ist die "Landesirrenanstalt" Teupitz

Prunkvolle Architektur und tragische Geschichte: Die alte Klinik in Teupitz ist ein Ort voller Kontraste – und Mahnung zugleich.
Rund 60 Kilometer südlich von Berlin liegt ein Bauwerk mit bewegter Geschichte: die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt Teupitz, besser als "Landesirrenanstalt" bekannt. Sie galt einst als Vorzeigeeinrichtung psychiatrischer Versorgung in Brandenburg. Was als architektonisches Prestigeprojekt im wilhelminischen Kaiserreich begann, wurde in der Nazi-Zeit zum Schauplatz politischer und medizinischer Verbrechen.
Die Klinik entstand zwischen 1905 und 1908 im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald. Auftraggeber war die Provinz Brandenburg. Entworfen vom Architekten Theodor Goecke, setzte man auf den damals modernen Pavillonstil: Einzelne Gebäude sollten bessere hygienische Bedingungen und differenzierte Betreuung ermöglichen. Typisch für die Zeit war der Jugendstil-Einfluss in Fassaden und Innenräumen.
Wärterdorf: Neuer Stadtteil für die Angestellten der Klinik
Die Anlage bot Platz für über 1.000 Patienten und galt als fortschrittlich: Es gab Verwaltungs- und Küchengebäude, ein Maschinenhaus mit Werkstätten, einen großen Landwirtschaftshof, großzügige Gärten und Wege sowie einen Friedhof mit Kapelle. Zur Versorgung aller Gebäude wurden eine eigene Zentralheizung, die Strom- und Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung installiert.
Mit der Errichtung der Klinik war die Entstehung eines neuen Stadtteils, des Wärterdorfs, verbunden. 13 neue Häuser mit insgesamt 52 Wohnungen, eine Schule, ein Hotel und Restaurant sowie eine Post wurden gebaut.
Die Heil- und Pflegeanstalt verfügte zudem über eine sogenannte Pensionärsanlage. Dieser separate Bereich war für zahlende, oft besser situierte Personen vorgesehen – meist ältere Menschen, die nicht als akut krank galten, aber dennoch Betreuung benötigten.
Klinik in Teupitz: Dunkles Kapitel in der Nazi-Zeit
Im Ersten Weltkrieg wurden Teile der Klinik kurzzeitig zum Reservelazarett umfunktioniert. In der Zeit des Nationalsozialismus geriet die Anstalt in den Einflussbereich des sogenannten Euthanasie-Programms. Der Gedenkort T4 dokumentiert, dass auch Teupitz in die systematische Ermordung von Menschen mit geistiger Behinderung involviert war – direkte Deportationen nach Brandenburg/Havel sind belegt.
Nach Kriegsende übernahm die Rote Armee das Gelände. Bis 1994 war Teupitz ein sowjetisches Militärkrankenhaus. Anschließend begann der langsame Verfall. Nur ein kleiner Teil der Gebäude und der einstige Wirtschaftshof wurden nach 1994 zur Entwicklung des neuen Stadtteils "Teupitzer Höhe" genutzt. Jahrelang war das Gelände ein Lost Place – doch das ändert sich jetzt.
Neues Quartier entsteht
Mittlerweile steht die ehemalige Landesklinik Teupitz vor der Sanierung. Geplant ist ein Quartier mit Wohnhäusern, Nahversorgung, Arztpraxen und Büroflächen. 18 Gebäude sollen saniert, zwölf neu gebaut werden. Insgesamt sollen rund 450 Wohnungen neu geschaffen werden.
Das Gelände ist kameraüberwacht und darf nicht betreten werden.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde aktualisiert. Hinzugefügt wurde die Information, dass auf dem Gelände ein neues Wohnquartier geplant ist. Es handelt sich mittlerweile also nicht mehr um einen "Lost Place".
- teupitz.de: Geschichte der Teupitzer Klinik
- gedenkort-t4.eu: Heil- und Pflegeanstalt Teupitz
- wohnparkteupitzerhöhe.de: Die ehemalige Landesklinik Teupitz steht vor der Sanierung.
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