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Nachbarschaftsstreit vor Gericht: "Er terrorisiert uns"


Berlin
Nachbarschaftsstreit vor Gericht: "Er terrorisiert uns"

Von dpa
06.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Ein Schild mit der Aufschrift "Amtsgericht Tiergarten"Vergrößern des Bildes
Ein Schild mit der Aufschrift "Amtsgericht Tiergarten". (Quelle: Sven Braun/dpa/Archivbild/dpa)
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Verklebte Schlösser, Kot an der Wohnungstür, zerstochene Reifen, nächtliches Klopfen und rohe Eier, die auf den Balkon fliegen: In einem Mehrfamilienhaus in Berlin-Spandau soll ein Mann mehreren seiner Nachbarn das Leben zur Hölle gemacht haben. Mit erhobenem Kinn und durchgedrücktem Rücken betrat der 37-Jährige am Freitag einen Gerichtssaal. Ist er ein Haus-Tyrann? "Zur Zeit wird sich unser Mandant nicht äußern", erklärten die Verteidiger am Freitag im Prozess am Amtsgericht Tiergarten.

Es geht um eine Reihe von Vorfällen über einen Zeitraum von 14 Monaten. Drei Nachbarn - Eheleute von 62 und 69 Jahren sowie eine 60-jährige Frau - seien betroffen. Der Angeklagte soll "regelmäßig und zielgerichtet" auf die mutmaßlichen Opfer eingewirkt haben, so die Staatsanwaltschaft. Sie hätten sich dadurch derart in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt gefühlt, dass sie psychische und physische Krankheits- und Belastungssymptome gezeigt hätten.

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Die Wohnung des Angeklagten befindet sich im Erdgeschoss, das Ehepaar kaufte vor drei Jahren die Wohnung eine Etage höher. Bald nach ihrem Einzug hätten sie es mit Schikanen des Angeklagten zu tun bekommen, sagten nun die Eheleute als erste Zeugen. "Es fing mit Essensreste vor unserer Tür und demolierten Schlössern an", so der 69-jährige Rentner. "Es wurde immer schlimmer." Der Nachbar aus dem Erdgeschoss habe ihn und seine Frau immer wieder verfolgt. "Ich schleiche auf leisen Sohlen durch das Haus und so schnell wie möglich an seiner Wohnungstür vorbei", schilderte die 62-Jährige.

Schweigend verfolgte der Angeklagte die ersten Aussagen. Der Mann, der nach Medienberichten dem Umfeld eines bekannten Familienclans zugerechnet wird, soll schon mehrfach bei Polizei und Justiz aufgefallen sein. Nun wird ihm wegen Nachstellung, Nötigung, Körperverletzung und Sachbeschädigung der Prozess gemacht.

Der Nachbar lebe mit seiner Partnerin und mehreren Kindern im Erdgeschoss, erklärte der Rentner. "Er ist nachtaktiv." Warum alles passierte? "Da müssen Sie ihn fragen", so der Zeuge. "Wir haben auch keinen Nachbarschaftsstreit, er terrorisiert die ganze Hausgemeinschaft." Vernünftig reden? "Kann man nicht mit ihm."

Der 37-Jährige soll den Eheleuten die Reifen am Auto zerstochen, wiederholt Schlösser an ihrer Kellertür zerstört, in einem Fall Kot an deren Wohnungstür geschmiert und dem Mann derart laut ins Ohr geschrien haben, dass dessen Hörkraft vorübergehend eingeschränkt war. Die Wohnung einer dritten Nachbarin sei von ihm immer wieder mit Eiern und anderen Gegenständen beworfen worden. Nachts habe der 37-Jährige gegen Heizungsrohre geschlagen. Zudem soll er die drei betroffenen Nachbarn verfolgt und fotografiert haben.

Wann wurde die Stimmung im schönen Haus angespannt? Der Angeklagte sei 2018 zu seiner Partnerin gezogen, sagte der Rentner. Ob der Streit bereits mit ihr begonnen habe, wollten die Verteidiger wissen. "Im Prinzip ja", so der Zeuge. "Auf ihrer Etage war alles zugestellt." Ob er sich mal über laute Kinder des Paares aus dem Erdgeschoss beschwert habe? "Das würde ich nie machen", erklärte der 69-Jährige. Er und seine Frau hätten viele Enkelkinder.

Die Verteidiger legten Fotos vor, die Attacken gegen ihren Mandanten belegen würden - "Reißzwecken vor der Tür, Müll, zerschnittene Kinderturnschuhe, zerstörtes Kinderspielzeuge". Immer wieder habe auch ihr Mandant Anzeigen bei der Polizei erstattet, die allerdings alle eingestellt wurden. Der Prozess wird am 27. November fortgesetzt.

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