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AWI Bremerhaven: Forscher stellen uralten Arktis-Mythos infrage


Erkenntnisse aus Bremerhaven
Forscher stellen uralten Arktis-Mythos infrage

Von t-online, stk

Aktualisiert am 13.07.2025 - 13:20 UhrLesedauer: 2 Min.
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Meereis bei Spitzbergen (Archivfoto): Lange glaubte die Wissenschaft, die Region sei früher von einem dicken Eispanzer überzogen gewesen. (Quelle: imago)
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Ein winziges Molekül verändert die Sicht auf die Arktis. Forscher aus Bremerhaven widerlegen damit eine lange Zeit für wahr gehaltene Annahme.

Wissenschaftler streiten seit Jahren darüber, ob während der kältesten Eiszeiten ein mächtiges Schelfeis die gesamte Arktis überzog – möglicherweise bis zu einem Kilometer dick. Eine neue Studie stellt diese Vorstellung jedoch grundlegend infrage. Unter Federführung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven fanden Forscher keine Hinweise auf ein durchgängiges, massives Schelfeis.

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Stattdessen belegen ihre Daten, dass selbst während der extremsten Kälteperioden der vergangenen 750.000 Jahre die Arktis von saisonalem Meereis bedeckt war – und es immer wieder offenes Wasser gab.

Winziges Molekül rückt bisherige Annahmen in anderes Licht

Das internationale Team entnahm im Rahmen des Projekts Sedimentkerne vom Meeresboden des zentralen Nordpolarmeers und des Yermak-Plateaus nördlich von Spitzbergen. Diese Bohrkerne sind wie Archive des Klimas zu verstehen. Sie enthalten winzige chemische Spuren von Algen, die einst im Ozean lebten.

"Unsere Sedimentkerne zeigen, dass das Meeresleben selbst in den kältesten Zeiten aktiv war", sagt Jochen Knies, Hauptautor der Studie von der UiT The Arctic University of Norway, der das i2B-Projekt gemeinsam mit Forschern des AWI leitet. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Molekül IP25. Es wird ausschließlich von Algen gebildet, die unter saisonalem Meereis leben. Das regelmäßige Auftreten von IP25 in den Bohrkernen deute darauf hin, dass sich das Meereis mit den Jahreszeiten ausdehnte und wieder zurückzog – anstatt die Arktis dauerhaft in eine dicke, starre Eisschicht zu hüllen.

"Es kann sein, dass es lokal kurzlebige Schelfeisflächen gab", sagt Knies. "Aber wir sehen keine Hinweise auf ein riesiges, alles bedeckendes Schelfeis über Jahrtausende hinweg." Eine mögliche Ausnahme: Vor rund 650.000 Jahren nahm die biologische Aktivität in den Sedimenten drastisch ab. Doch selbst das deute eher auf ein vorübergehendes Ereignis hin.

Bremerhavener AWI-Modelle stützen die Funde

Um die Ergebnisse zu untermauern, setzte das Team am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ein hochauflösendes Erdsystemmodell ein. Es simulierte die Klimabedingungen während zweier extremer Kaltphasen: der letzten Eiszeit vor etwa 21.000 Jahren und der vorletzten vor rund 140.000 Jahren.

"Die Modelle bestätigen, was wir in den Sedimenten gefunden haben", erklärt Gerrit Lohmann, Klimaforscher am AWI und Mitautor der Studie. "Selbst während dieser extremen Bedingungen strömte warmes Atlantikwasser in die Arktis. Dadurch blieben Teile des Ozeans eisfrei." Außerdem zeigten die Simulationen, dass sich das Meereis dynamisch mit den Jahreszeiten bewegte, Risse und offene Stellen bildete. Dort konnte Licht ins Wasser dringen, was Leben unter dem Eis überhaupt erst ermöglichte.

Diese neuen Einblicke liefern demnach entscheidende Grundlagen, um Klimamodelle für die Zukunft zu verbessern. "Wir müssen wissen, wie sich die Arktis unter Stress verhält – und wo mögliche Kipppunkte liegen", sagt Lohmann. Denn die Arktis erwärmt sich derzeit mehr als doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Zu verstehen, wie Meereis und Ozeane in früheren Kälte- und Wärmephasen reagierten, helfe den Forschern, Szenarien für die kommenden Jahrzehnte besser einzugrenzen.

Verwendete Quellen
  • awi.de: Mitteilung vom 7. Juli 2025
  • Berichtersttaung von t-online zum Thema
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