Aus Beton, Granit und Eisen Skurriles Ei-Denkmal in der Innenstadt – was dahintersteckt

Im Hanseatenhof in Bremen steht ein ungewöhnliches Denkmal: ein Ei mit Fernrohr, Kopf und Winkelmaß. Es erinnert an einen bekannten Astronomen.
Wer durch die Fußgängerzone in der Bremer Innenstadt spaziert, kommt mitunter an einem Kunstwerk vorbei, das irritiert und fasziniert zugleich: das sogenannte Bessel-Ei. Mitten im Hanseatenhof, unweit der Papenstraße, steht die farbenfrohe Skulptur inklusive Ei, Kopf und Fernrohr. Hinter dem Werk des renommierten deutschen Künstlers Jürgen Goertz verbirgt sich eine Hommage an einen der bedeutendsten Astronomen seiner Zeit: Friedrich Wilhelm Bessel (1784–1846).
Der gebürtige Mindener arbeitete von 1799 bis 1806 als Handlungsgehilfe in einem Bremer Handelshaus. In dieser Zeit begann er, sich mit Astronomie zu beschäftigen. Später wurde er Professor in Königsberg, wo ihm wissenschaftliche Durchbrüche gelangen: Laut einer an dem Denkmal angebrachten Messingtafel berechnete Bessel die genaue Form der Erde, beobachtete als Erster eine Fixsternparallaxe und legte damit Grundlagen für die moderne Weltraumvermessung.
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Die Skulptur aus Beton, Granit, Metallbändern, Messingblech und Eisen greift diese Errungenschaften auf. Das Ei – ein augenzwinkernder Hinweis auf die von Bessel ermittelte, leicht ellipsoide Form des Planeten – ist mit astronomischen Werkzeugen bestückt: Fernrohr, Winkelmaß, Bessels Kopf. Auf den Seiten sind Schlagworte eingraviert wie "ERDE___?", "HALLEYSCHER KOMET" und "BESSEL-EI".
Friedrich Wilhelm Bessel: Bremen als "zweite Vaterstadt"
Anders als klassische Denkmäler zur Ehrung historischer Persönlichkeiten ist das Werk eher eine raumgreifende Installation. Der Künstler selbst nennt es doppeldeutig "Besselei" – ein Wortspiel zwischen dem Namen Bessel und der Ei-Form. Seit 1990 steht das Kunstwerk an dem Ort, wo einst die Ansgarikirche stand, umgeben von Kaufhäusern und Passantenströmen. Dort wird es regelmäßig auch Opfer von Schmierereien.
Trotzdem bleibt das Bessel-Ei ein markanter Hinweis darauf, wie eng Friedrich Wilhelm Bessel mit Bremen verbunden war. In seinen Lebenserinnerungen nannte er die Stadt seine "zweite Vaterstadt".
- vermessungsgeschichte.de: "Bessel – Bremen war seine zweite Vaterstadt"
- juergen-goertz.info: "Besselei, 1990"
- kunst-im-oeffentlichen-raum-bremen.de: "'Besselei' 1986"
- w-volk.de: "Denkmal zu Friedrich Wilhelm Bessel in Bremen (Deutschland)"