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Dortmund: Online-Plattform soll Missbrauch von Minderjährigen ermöglichen


Vorwürfe gegen "My Sugardaddy"
Datingportal soll sexuellen Missbrauch Minderjähriger fördern

Von t-online, fe

Aktualisiert am 22.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Eine Kriminaloberkommissarin sitzt vor einem Auswertungscomputer bei Ermittlungen gegen Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch.Vergrößern des BildesEine Frau vor einem Computer: Das Onlineportal "My Sugardaddy" stelle einen "Nährboden für sexuellen Missbrauch" dar. (Quelle: Arne Dedert/dpa./dpa)
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Vorwürfe gegen das Datingportal "My Sugardaddy": Der SWR wirft der Plattform vor, Missbrauch von Minderjährigen, Prostitution und Menschenhandel zu fördern.

Ein "Sugardaddy" – das ist ein meist älterer, wohlsituierter Mann, der Beziehungen zu jüngeren Frauen sucht. Diese "Sugarbabes" erhalten im Gegenzug die finanzielle Aufmerksamkeit des Mannes: Urlaubsreisen, Schmuck und andere teure Geschenke. Auf der Onlineplattform "My Sugardaddy" klingt das so: "Ein Sugardaddy ist ein erfolgreicher, wohlhabender Gentleman, der sein Leben schätzt und genießt."

Die Webseite mit Sitz in Dortmund will jene "Gentlemen" mit attraktiven jungen Frauen zusammenbringen. Beide Geschlechter können entsprechende Gesuche schalten – vorgeblich handelt es sich also um eine Datingplattform für Erwachsene, die nach einer finanzgestützten Beziehungsform suchen. Eine investigative Recherche des Südwestrundfunks (SWR) hat nun jedoch die Struktur hinter der Plattform offengelegt. Laut dem Bericht stellt sie einen "Nährboden für sexuellen Missbrauch" dar.

Bericht: Männer haben Sextreffen mit Minderjährigen

So müssten Nutzerinnen und Nutzer laut SWR zwar ihr Alter verifizieren, doch ließe sich diese Beschränkung leicht umgehen. "Man kann kein Datum auswählen, das nicht mindestens 18 Jahre zurückliegt. Das Mindestalter zu umgehen, ist also ein Kinderspiel", heißt es in dem Bericht des Investigativformats "Vollbild" vom Dienstag. Eine Reporterin des SWR erstellte ein Fake-Profil und chattete mit den männlichen Usern der Plattform, die schnell eingeräumt haben sollen, bereits Minderjährige für sexuelle Handlungen bezahlt zu haben.

In einem Gespräch mit einem "Sugardaddy" habe die Reporterin vorgegeben, gerade einmal 17 Jahre alt zu sein. Der Chatpartner habe sich trotzdem mit ihr treffen wollen und gefragt, "ob sie die Pille nehme und welche sexuellen Praktiken sie präferiere". Auch soll der Mann zugegeben haben, über die Plattform bereits Sextreffen mit einer 14-Jährigen arrangiert zu haben.

Plattform wegen "Menschenhandel und Zwangsprostitution" bekannt

Auch der Pädokriminelle Daniel B. aus München, der im April zu einer Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde, soll dem SWR zufolge seine minderjährigen Opfer teilweise über solche Plattformen kontaktiert haben. B. soll online mit jungen Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren gechattet und sich in einigen Fällen mit ihnen für sexuelle Handlungen getroffen haben. Laut der Münchner "TZ" hat er den Mädchen dafür auch Geld geboten – schlussendlich aber nicht bezahlt.

Wie der SWR und die Tagesschau berichten, sei die Plattform "My Sugardaddy" auch dem Bundeskriminalamt bekannt. Und zwar "im Zusammenhang mit Menschenhandel und Zwangsprostitution". Wie Recherchen von t-online ergaben, bestätigen Nutzer auf der Bewertungswebseite "Trustpilot" die Vorwürfe. "Was mich ganz besonders stört ist, dass der Betreiber zwar Prostitution nicht duldet, aber es dann zulässt, Frauen Sex gegen Geld anzubieten", schreibt ein User. Und weiter: "Am allerschlimmsten finde ich, dass selbst Frauen ihre Freundinnen an Sugardaddys vermitteln, die nicht einmal volljährig sind." "Prostitution wird hier geduldet", meint auch ein anderer Nutzer.

"Trustpilot" ist ein dänisches Verbraucherunternehmen, auf dessen Portal Internet-Nutzer auf der ganzen Welt Bewertungen zu Webseiten und Unternehmen abgeben können.

Party mit "Sugardaddies" und "Sugarbabes" in Düsseldorf

Die Kritik aber hält die Betreiber der Webseite nicht davon ab, das Konzept ihrer Plattform auch in die Offline-Welt zu bringen. Am 31. März 2023 fand nach t-online-Informationen in Düsseldorf eine "My Sugardaddy"-Party statt. "Es war eine unvergessliche Nacht voller Glamour, Spaß und aufregender Begegnungen", schreibt einer der Organisatoren dazu in dem Unternehmens-Netzwerk "Linkedin."

Bei der Party sollen 500 Gäste anwesend gewesen sein, in Zukunft seien weitere Veranstaltungen geplant. "Wir sind stolz darauf, die Vorreiter des Online- sowie Offline-Sugardatings zu sein und freuen uns, dass die Veranstaltung so positiv aufgenommen wurde", heißt es in dem Beitrag weiter. "Das Feedback unserer Gäste war überwältigend und ermutigt uns, weitere Events in verschiedenen Städten zu planen."

Die Betreiberfirma der Webseite, die in Dortmund ansässige SDC Ventures GmbH, habe sich auch auf wiederholte Anfrage des SWR nicht zu den Vorwürfen geäußert. Eine Anfrage von t-online bei dem Unternehmen läuft.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • mysugardaddy.eu: Website von "MySugardaddy"
  • swr.de: "Sexueller Missbrauch über 'Sugardating'-Plattformen"
  • tagesschau.de: "'Sugardaddys' kaufen Sex mit Teenagern"
  • tz.de: "Urteil gegen Kinderschänder gefallen – Münchner Richter rügt ihn heftig"
  • trustpilot.com: Reviews zu "MySugardaddy"
  • linkedin.com: "Die erste MySugardaddy-Party war ein großer Erfolg!"
  • welt.de: "Liebe für 1.000 Euro pro Monat"
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