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Thyssenkrupps teurer Abschied vom Hochofen: Stahl ohne CO2


Duisburg
Thyssenkrupps teurer Abschied vom Hochofen: Stahl ohne CO2

Von dpa
28.06.2021Lesedauer: 2 Min.
Svenja SchulzeVergrößern des BildesBundesumweltministerin Svenja Schulze. (Quelle: Marcel Kusch/dpa/dpa-bilder)
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Eins ist Bernhard Osburg ganz wichtig. "Wir sind nicht die Kohle", betont der Chef des größten deutschen Stahlerzeugers Thyssenkrupp, bevor er am Montag mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) über das riesige Gelände des Stahlwerks in Duisburg fährt. Die Stahlproduktion sei kein Auslaufmodell, wie die in Deutschland längst zu Grabe getragene Steinkohleförderung, will Osburg damit deutlich machen. Autos, Waschmaschinen, Windräder - traditionelle deutsche Produkte oder neue Entwicklungen, nichts sei ohne Stahl möglich.

In der Stahlsparte von Thyssenkrupp ist so ziemlich alles riesig, nicht nur das Areal mit Hochöfen, Fabrikhallen, Gleisen, einer Kokerei und einem eigenen Rheinhafen. Auch der CO2-Ausstoß des Hüttenwerks hat entsprechende Dimensionen. Pro Jahr werden 20 Millionen Tonnen freigesetzt, 2,5 Prozent des gesamten deutschen CO2-Ausstoßes.

Der Job des studierten Maschinenbauers Osburg ist es, das Kohlendioxid aus dem Prozess der Roheisenerzeugung herauszubekommen. Bis 2030 sollen 6 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, möglichst durch den Einsatz von grünem Wasserstoff statt Kohle. Wenn Wasserstoff nicht ausreichend zur Verfügung steht, soll übergangsweise Erdgas in die neuen Produktionsanlagen geblasen werde. Mit Erdgas werde der Stahl um die Hälfte sauberer als Stahl aus dem Hochofen, wirbt Osburg für diesen Zwischenschritt. Bis 2045 soll die Stahlproduktion dann komplett C02-frei sein.

Woher der mit Ökostrom erzeugte Wasserstoff herkommen soll, ist noch weitgehend unklar. Denn auch hier sind die Dimensionen riesig. Wollte Thyssenkrupp den dazu benötigten Strom selbst erzeugen, müssten in Duisburg mehr als 3000 Windräder aufgestellt werden, rechnet Osburg vor. Das würde selbst die Dimensionen des größten europäischen Stahlwerks sprengen.

Der Abschied vom klassischen Hochofen ist teuer, 8 Milliarden Euro kalkuliert Thyssenkrupp für die Umstellung. Geld, das der notorisch klamme Revierkonzern, wie auch die anderen Stahlerzeuger in Deutschland, nicht alleine aufbringen kann. Der Bund hat deshalb Förderprogramm in Milliardenhöhe aufgelegt, mit dem Investitionen, aber auch der Absatz von grünem Stahl unterstützt werden sollen.

Geld hat Schulze, auf Sommertour in NRW, am Montag nicht mit nach Duisburg gebracht. Thyssenkrupp steht noch am Anfang des Bewilligungsprozesses. Eine Projektskizze war vom Umweltbundesamt positiv bewertet worden. Jetzt könne Thyssenkrupp einen konkreten Projektantrag einreichen, sagte die Ministerin. Für Investitionszuschüsse stehen 2 Milliarden Euro bereit, für Absatzhilfen weitere 1,2 Milliarden Euro. Bewerben können sich alle deutschen Stahlhersteller.

Um die Dringlichkeit staatlicher Hilfe zu untermauern, hat Osburg den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Tekin Nasikkol mit zum Schulze-Besuch gebracht. Wenn der Umstieg auf grünen Stahl nicht gelinge, drohe allein Duisburg der Verlust von 13 000 guten, tariflich abgesicherten Arbeitsplätzen, warnt der Gewerkschafter und fügt hinzu: "Das wäre sozialer Sprengstoff, für die ganze Stadt, für die ganze Region."

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