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"Heldin des Monats" in Erfurt: Ehrenamtliche leistet Senioren trotz Corona Beistand


Café zum Austausch
Erfurterin leistet Senioren Beistand – trotz Corona

  • Anne-Sophie Schakat
InterviewVon Anne-Sophie Schakat

Aktualisiert am 01.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Barbara Adams lächelt in die Kamera: Als Mitglied der Kirchengemeinde Erfurt-Südost kümmert sie sich um ihre Mitmenschen.Vergrößern des Bildes
Barbara Adams lächelt in die Kamera: Als Mitglied der Kirchengemeinde Erfurt-Südost kümmert sie sich um ihre Mitmenschen. (Quelle: Landeshauptstadt Erfurt)

Als Corona-Risikogruppe leiden Senioren besonders unter der Pandemie. Häufig fehlt es ihnen an Gesprächspartnern. Barbara Adams aus Erfurt kümmert sich um sie – und bietet mit einem Café einen Treffpunkt.

Barbara Adams gilt vielen in Erfurt als sozialer Anlaufpunkt. Als Mitglied des Gemeindekirchenrates der evangelischen Kirchengemeinde Erfurt-Südost verbindet sie Menschen miteinander, gratuliert ihnen zum Geburtstag und versucht, Lösungen für ihre Probleme zu finden – seit 20 Jahren. Von der Stadt Erfurt wird sie nun für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt. Mit t-online hat Adams über ihre Arbeit gesprochen, über Herausforderungen in der Corona-Krise und Tipps, wie jeder Erfurter seinen Mitmenschen helfen kann.

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t-online: Frau Adams, Sie engagieren sich ehrenamtlich als Mitglied des Gemeindekirchenrates Erfurt-Südost. Woraus bestand Ihr Ehrenamt vor der Corona-Pandemie?

Ich unterstütze zum einen den Kirchgang für Lukas – also die kleine Lukaskirche am Stadtweg. Hier treiben wir derzeit die Sanierung voran, damit die Kirche barrierefrei wird und wir auch Menschen mit Behinderungen einladen können.

Außerdem habe ich im Laufe der Jahre festgestellt, dass nicht nur Kinder, sondern auch ältere Leute Zuwendung brauchen. Gerade wenn sie aus dem Arbeitsleben scheiden und die Kinder weit weg leben, benötigen sie einen Anlaufpunkt. Nachdem ich selbst aufgehört habe, hauptberuflich zu arbeiten, habe ich das ehemalige Gemeindehaus in meinem Garten so gut es ging selbst saniert und damit begonnen, jeden Montag ein Kirchencafé anzubieten.

Worum ging es dabei?

Ich wollte, dass das Café sehr einladend für die Menschen ist. Auf frisch gewaschenen und gebügelten weißen Tischdecken gibt es von mir gebackenen Kuchen, Rotbuschtee und Filterkaffee – ein wenig nach alter Väter Sitte. Geld verlange ich dafür nie. In der Ecke steht nur eine kleine Spendenbox für die, die gerne eine Kleinigkeit geben wollen. Die Spenden gehen dann wieder an die Gemeinde. Immer wieder bemühe ich mich, auch kleine Vorträge oder Gesangsrunden zu organisieren.

Willkommen sind beim Montagscafé nicht nur Kirchenmitglieder, sondern alle, die ein Bedürfnis nach Gesprächen, Austausch und Gesellschaft haben. Ich habe eine lange Liste an Menschen, die immer wieder kommen – zuletzt waren es wöchentlich zwischen 18 und 25 Teilnehmer. Über die Zeit ist eine tolle ökumenische Gemeinschaft entstanden. Also eine Gruppe aus Evangelen, Katholiken oder auch Atheisten, die sich umeinander sorgt und auch mal nach dem Rechten sieht, wenn Teilnehmer schon länger nicht mehr dabei waren. Auch vom Arbeitsamt direkt gegenüber sind Menschen zu uns gekommen, denen wir etwa bei der Jobsuche geholfen oder einfach emotionalen Beistand geleistet haben.

Auch außerhalb des Cafés versuche ich, mit den Menschen Lösungen für ihre Probleme zu finden. Ich bin in Erfurt gut vernetzt und kann so auch vielen Personen helfen. Der Mensch braucht nämlich nicht nur Nahrungsmittel zum Überleben, sondern auch die Seele muss zufrieden gehalten werden. Mit Gesprächen, Freundlichkeit und Zuspruch kann vielen geholfen werden. Während meiner Arbeit habe ich gemerkt, dass es in Erfurt ein großes Bedürfnis nach solchen selbstlosen Treffpunkten gibt.

Doch dann kam Corona. Wie hat die Pandemie Ihre Arbeit verändert?

Von Mai bis November habe das Montagscafé weiterhin angeboten – natürlich unter Beachtung aller Hygienemaßnahmen. Das geht nun nicht mehr. Ich versuche nun – wie schon im Frühjahr – telefonisch Kontakt zu den Menschen zu halten. Ich bekomme viele Anrufe, in denen mir die Leute von ihren Sorgen erzählen. Das ist enorm wichtig, aber leider auch sehr zeitaufwendig. Deshalb versuche ich auch, Kontakt zwischen den Café-Besuchern untereinander herzustellen.

Außerdem backe ich derzeit Plätzchen, die ich denen, die es besonders brauchen, nach Hause bringe. Sie sollen wissen, dass sie nicht vergessen werden.

Was treibt Sie an, in dieser schweren Zeit weiterzumachen?

Ich sehe, dass meine Arbeit gebraucht wird und anderen Menschen hilft. Dieses Gefühl treibt mich unglaublich voran – ebenso mein Glaube. Der wurde besonders in meiner jahrelangen Auslandszeit in Afrika gestärkt, wo ich gemerkt habe, wie wichtig das Miteinander ist. Es ist meine innere Überzeugung, die mich auch in diesen schweren Zeiten weitermachen lässt.

Haben Sie Tipps, wie jeder Bürger seinen Mitmenschen gerade in der Vorweihnachtszeit Beistand leisten kann?

Besonders wichtig finde ich, einfach mal etwas zu tun, was man sonst nicht tun würde. Kleine Aufmerksamkeiten wie etwa die selbstgebackenen Plätzchen oder ein paar Blumen bereiten große Freude. Am meisten freuen sich gerade Senioren aber über ein einfaches Gespräch. Warum nicht beim Nachbarn klingeln, nach der Telefonnummer fragen und dann ein Corona-konformes Gespräch am Telefon führen? Hier merkt man meist schnell, was den Menschen fehlt oder wie man ihnen helfen könnte.

Was erhoffen Sie sich von der Kampagne "Held des Monats"?

Ich wünsche mir, dass sich in Erfurt ein paar Nachahmer finden, die Lust haben, ähnliche Angebote wie mein Montagscafé ins Leben zu rufen. Ich sehe immer wieder, wie groß der Bedarf ist und dass noch vielen weiteren Menschen geholfen werden kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die Plakataktion entstanden ist.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Barbara Adams
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