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Erfurter Helden des Monats: Tatendrang und Visionen für die Menschen und die Stadt


Erfurter "Helden des Monats"
Tatendrang und Visionen für die Menschen und die Stadt


02.01.2022Lesedauer: 5 Min.
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Sebastian Schillig und Josefine Steingräber vom Erfurter SpendenParlament: Mit t-online haben sie über ihr ehrenamtliches Engagement gesprochen.Vergrößern des Bildes
Sebastian Schillig und Josefine Steingräber vom Erfurter SpendenParlament: Mit t-online haben sie über ihr ehrenamtliches Engagement gesprochen. (Quelle: Landeshauptstadt Erfurt)

Etwas Gutes tun und besondere Projekte fördern: Das haben sich Josefine Steingräber und Sebastian Schillig vom SpendenParlament zur Aufgabe gemacht. t-online hat mit Erfurts "Helden des Monats" gesprochen.

Mit der Aktion "Held des Monats" werden in Erfurt ehrenamtliche Helfer für ihr Engagement geehrt. Dieses Mal: Josefine Steingräber und Sebastian Schillig vom Erfurter SpendenParlament, einer Initiative der BürgerStiftung Erfurt. In den kommenden Wochen werden ihre Gesichter unter anderem auf den digitalen Stadtinformationsanlagen in der ganzen Stadt zu sehen sein und auf die Bedeutung der Ehrenamtlichen für die Erfurter Gesellschaft aufmerksam machen.

Das etwas andere Parlament unterstützt Erfurter Initiativen und Vereine dabei, gute Ideen umzusetzen – allen voran solche, denen keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten offenstehen. Die Idee mag ungewöhnlich klingen, de facto konnte so vor Ort aber schon einiges bewegt werden.

Erfurter Ehrenamtliche im Interview

Josefine Steingräber zählt dabei zu den ersten Nachwuchsparlamentarierinnen des Erfurter SpendenParlaments. Sie ist 2021 als Mitglied zu dem Gremium gekommen, hauptberuflich absolviert sie aktuell ein Volontariat beim Wartburg-Radio in Eisenach.

Sebastian Schillig ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Schatzmeister der BürgerStiftung Erfurt und gleichzeitig Teil des Projektteams Erfurter SpendenParlament. Er ist seit Anfang an, also dem Jahr 2012 dabei – auch als Mitglied. Im "eigentlichen" Leben arbeitet er in der Steuerkanzlei Sachse. Beide sind gleichermaßen mit Herz bei der Sache.

t-online: Wie sind Sie dazu gekommen, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Sebastian Schillig: Meine Intention vor zehn Jahren war es, etwas Gutes für die Stadt Erfurt zu tun, mich einzusetzen. Ich wollte dabei bewusst im Umfeld einer breiter aufgestellten Institution aktiv werden. Mich interessierte es damals und so ist es auch heute noch, unterschiedliche Aufgabenbereiche für viele, verschiedene Projekte mitzuerleben. Gerade weil ich auch beruflich mit dem Projekt zu tun habe, wollte ich auch einmal die andere Seite sehen und erleben. Ich wollte erfahren, wie die Dinge funktionieren. Ich wollte es miterleben, wie Ideen umgesetzt werden und auch selber für Umsetzung sorgen.

Josefine Steingräber: Meine Motivation war es, einen Teil meiner eigenen Ressourcen einzubringen, für etwas, das ich gerne unterstützen möchte. Ich wollte mich in Bereichen engagieren, in denen ich einen Nutzen für die Allgemeinheit sehe. Ich wollte aktiv werden in Projekten, die Men- und Womenpower brauchen. Gleichzeitig bietet mir das Projekt die Möglichkeit des Netzwerkens, ich kann andere Projekte und spannende, engagierte Menschen kennenlernen. Es geht mir auch darum, das Gefühl zu haben, etwas Gutes zu tun.

t-online: Wie sehen Projekte aus, in denen Sie einen Nutzen sehen?

Josefine Steingräber: Ich möchte Projekte unterstützen, die eine Bühne gebrauchen können und sich präsentieren wollen. Auch, um so in der Öffentlichkeit sichtbar zu werden. Es geht bei vielen Projekten ja auch darum, eine finanzielle Förderung zu erreichen – und diese kann man eben durch Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit ein Stück weit nach vorne bringen. Der Nutzen ist dabei beidseitig: Ich kann helfen und lerne selber noch eine Menge Neues.

Sebastian Schillig: Bei dem ehrenamtlichen Engagement geht es eben nicht nur um die finanziellen Aspekte. Es geht oft ums Vernetzen. Menschen zusammenzubringen, einen Kreis zu finden, der bestimmte Ideen unterstützt und auch Impulse gibt. Es geht oft darum, gute Sachen auf den Weg zu bringen.

Wir hatten zum Beispiel mal einen Innenhof, dort wollten wir Hochbeete installieren. Der Vermieter sah das nicht als seine Aufgabe, die Stadt wollte sich ebenfalls nicht engagieren. Wir haben dann überlegt: Was können wir tun? Es folgte eine Aktion, wir konnten Gelder sammeln und am Ende die Idee umsetzen. Die Sache war spannend und die Menschen erfreuten sich später am Ergebnis – auch hier hatten wir das Gefühl etwas Gutes zu tun, das war vielleicht sogar noch wichtiger als das eigentliche Ergebnis.

t-online: Warum sollte Politik ehrenamtliches Engagement unterstützen?

Sebastian Schillig: Die gesamte Gesellschaft hat einen hohen Nutzen vom Ehrenamt. Ob das jetzt ein Fußballtrainer ist, der das in seiner Freizeit macht, ob es um Schwimmkurse geht oder anderes mehr – es gibt einen großen Pool von ehrenamtlichen Helfern. Wenn das nicht weiter gefördert wird, stirbt auch ein Teil unserer Gesellschaft weg.

Josefine Steingräber: Bei der Ausübung des Ehrenamts gibt es viele politische Prozesse, die man miterlebt. In vielerlei Hinsichten wird im Ehrenamt auch Politik betrieben. Von daher ist das ehrenamtliche Engagement meiner Ansicht nach ein Beitrag zur politischen Bildung und diese brauchen wir dringend.

Hinzu kommt aber auch, dass man sich durch das Ehrenamt in politische Prozesse einmischen kann. Die Politik wiederum bekommt ebenfalls Impulse für verbesserungswürdige Dinge.

Sebastian Schillig: Politik bekommt dadurch mehr Bürgernähe. Die Bundespolitik ist dabei sicher eher weiter weg, aber die Landespolitik und Kommunalpolitik kann sicherlich Anregungen aus unserer Arbeit mitnehmen.

t-online: Was würden Sie sich für das SpendenParlament wünschen?

Sebastian Schillig: Es wäre zu viel gesagt, wenn ich jetzt Geld und Aufmerksamkeit nennen würde. Denn wir haben bereits einen guten Draht zur Politik, wir haben gute Kontakte, wir haben zu vielen Schnittstellen ein gutes Verhältnis.

Josefine Steingräber: Es fehlt aber immer an Nachwuchs. Diese Plattform sollte mehr Gehör bei jungen Menschen finden. Es wäre schön, wenn klarer wird, welchen Nutzen gerade auch junge Leute aus einer solchen Mitarbeit ziehen können. Die Schwelle, sich zu beteiligen, kann eine finanzielle sein oder es geht um den Aufwand. Doch gerade politische Bildung ist wichtig und je früher man damit anfängt, umso besser.

In Schulen könnte man das mehr hervorheben. Ich glaube, dass viele junge Leute denken, dass sie ihre Zeit besser woanders oder mit anderen Themen verbringen können. Das ist echt schade, denn das Ehrenamt hat so viel Potenzial.

Sebastian Schillig: Ja, es wäre schön, mehr Sichtbarkeit zu erreichen, auch mal zu zeigen, was ist hier los und was kann ich im Einzelnen tun.

t-online: Was muss man denn mitbringen, um sich hier zu engagieren?

Josefine Steingräber: Man muss nur die eigene Meinung mitbringen und auch den Willen haben, diese auszusprechen. Man muss Tatendrang haben, eine Vision. Der Spaß sollte aber auch nicht verloren gehen, es darf nicht zwanghaft werden.

Sebastian Schillig: Der Faktor Zeit und der Faktor Spaß, der beeinflusst sich auch gegenseitig. Wenn man eine Idee hat, einen Gedanken, das kann man mitbringen, und der Rest entwickelt sich dann oft ganz von alleine.

Josefine Steingräber: Es gibt ja unzählige Bereiche, die sich gut miteinander verbinden lassen. Wenn das eigene Hobby zum Beispiel im Ehrenamt gelebt werden kann, spielt die Zeit schnell keine große Rolle mehr.

Sebastian Schillig: Man braucht auch Zeit, um in die Dinge reinzuwachsen. Erst einmal mitmachen, das ist ein guter Anfang. Dann in ein Gremium zu gehen und sich da zu engagieren, das ist dann schon das nächste Level.

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t-online: Erinnern Sie sich an einen besonders schönen Moment Ihres ehrenamtlichen Engagements?

Sebastian Schillig: Eines der ersten Projekte, die wir mit dem Spendenparlament gemacht hatten, war eine Aktion, bei der ein Orchester gespielt hatte. Dieses setzte sich aus Amateuren und Profimusikern zusammen. Alle zusammen haben ein Konzert gegeben und dabei solch ein hohes Niveau gezeigt, dass keiner mehr merken konnte, dass auch Amateure dabei waren – da bekomme ich noch heute ein Gänsehautgefühl.

Josefine Steingräber: Es war ja für mich das erste Mal, dass ich Teil eines Spendenparlaments war. Für mich war es cool, Teil des Plenums zu sein, mich beteiligen zu können, als Bewohnerin der Stadt eine Meinung äußern zu können, die auch etwas zählt. Dieses Gefühl, meine Stimme zu erheben und genauso gehört zu werden wie die anderen, die das von Anfang an machen –, das ist toll.

Vielen Dank für das Gespräch!

Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die "Held des Monats"-Aktion entstanden ist.

Verwendete Quellen
  • Telefoninterview mit Sebastian Schillig und Josefine Steingräber
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