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Parkuhr wird 70 – wie das Handy die Kleingeldsuche ablöst


Die Parkuhr wird 70
Wie Duisburger damals gegen die Groschengräber wüteten

Von dpa
04.01.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 0368587357Vergrößern des BildesEine Reihe von Parkuhren im Ruhrgebiet aus dem Jahr 1984 (Archivbild): Die Parkuhr feiert 70-jähriges Bestehen. (Quelle: IMAGO/Klaus Rose/imago-images-bilder)
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Unter wütenden Protesten wurde vor 70 Jahren in Duisburg die erste Parkuhr aufgestellt. Mittlerweile verdrängt das "Handyparken" die alten Groschengräber Stück für Stück von den Straßenrändern.

"Eine Stunde, ein Groschen" – unter diesem Motto wurden am 4. Januar 1954 in Duisburg die ersten Parkuhren Deutschlands aufgestellt. Die Parkuhr mit Münzeinwurf, Drehhebel und Parkzeitanzeige auf einer stabilen Metallstange hatte der US-Anwalt und Verleger Carlton Magee in den 1930er-Jahren erfunden. Mit 20 Parkuhren zu jeweils 400 Mark Anschaffungskosten wollte Duisburg Parkzeiten begrenzen, um der schon damals herrschenden Parkplatznot in der Innenstadt Herr zu werden.

Rund 22.000 Kraftfahrzeuge waren damals in Duisburg zugelassen – 70 Jahre später liegt die Zahl nach städtischen Angaben bei mehr als 300.000. Hinzu kommen mehr als 106.000 Berufstätige, die laut Statistischem Landesamt täglich von außerhalb nach Duisburg fahren – laut einem NRW-weiten Mikrozensus aus dem Jahr 2020 zu 70 Prozent mit dem Auto.

Wütende Proteste und Klagen

"Den Groschen müssen sie in den Schlitz des Apparates werfen, und unverzüglich erscheint unter einer Glasscheibe ein Schild mit dem weißen P auf blauem Untergrund. Ein Uhrwerk dreht die Scheibe nach Minuten..." So anschaulich hatte in den 1950er-Jahren die Duisburger Presse die Neuerung vorgestellt. Im Volksmund bekamen die Parkuhren schnell den Namen "Groschengrab".

Auf Begeisterung der Bevölkerung stießen die Parkgebühren allerdings schon vor 70 Jahren nicht – vor allem, wenn die Uhr abgelaufen war und Parker Verwarnungen kassierten. "Sie stießen von Anfang an auf wenig Gegenliebe. Es gab wütende Proteste, sogar Klagen", schreibt das Deutsche Patent- und Markenamt über die Einführung in Duisburg.

Bereits 1954 sah sich der damalige Duisburger Verkehrsdezernent Fritz Seydaack genötigt, in der Lokalpresse zu betonen, dass die Stadt in den "Parkographen keineswegs eine Einnahmequelle" sehe.

Aus Parkuhren wurden Parkscheinautomaten

Mit dem schnell wachsenden Verkehrsandrang konnten die Zeitmesser am Straßenrand aber kaum mithalten. Schon vor mehr als 30 Jahren seien in Duisburg die letzten Parkuhren abgebaut und durch Parkscheinautomaten ersetzt worden, so die Stadt. Die Preise fürs Parken sind dabei landesweit längst deutlich andere als in der Wirtschaftswunderzeit.

Die Absicht ist klar: Die wenigen Parkplätze in der Innenstadt oder in stark frequentierten Außenbezirken sollten nicht von Dauerparkern belegt werden, und insgesamt sollten deutlich mehr Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, sagt ein Stadtsprecher. Das ist nachvollziehbar, macht Parkgebühren aber nicht beliebter.

Heute versucht die Stadt, den Parkern beim Zahlen wenigstens technisch entgegenzukommen: Seit 2019 können Autofahrer unter dem Stichwort "Smart Parking" mit verschiedenen Anbietern per App über ihr Mobiltelefon bezahlen. Keine lästige Suche nach Kleingeld für den Automaten mehr, kein Rätseln über viel zu klein geschriebene Gebrauchsanweisungen oder Ärger über defekte Automaten.

Handyparken löst Kleingeldsuche ab

Mehr als 310 Städte und Gemeinden bieten demnach bereits digitale Zahlungssysteme für ihre Parkgebühren an. In mehreren Kommunen laufe bereits mehr als die Hälfte des Zahlungsaufkommens über das "Handyparken", das Handy sei dort also Zahlungsmittel Nummer eins, sagt der Sprecher der Initiative "Smart Parking".

Da erscheint die alte Parkuhr, die zudem gelegentlich bei Verkehrsunfällen über den Haufen gefahren oder von wütenden Autofahrern absichtlich beschädigt wurde, wie ein lange vergessenes Relikt. Im Duisburger Stadtmuseum lässt sich ein Originalexemplar der alten "Groschengräber" bis heute bestaunen.

Verwendete Quellen
  • Material der dpa
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