Prozess am Landgericht Essen Frau auf A43 ausgesetzt: Angeklagter bestreitet Tat

Vor dem Essener Landgericht muss sich ein Mann verantworten, der eine betrunkene Frau auf der A43 zurückgelassen haben soll. Das Opfer wurde später überfahren und ist nun querschnittsgelähmt.
Knapp zwei Jahre nach einem schweren Unfall auf der Autobahn 43 steht ein Autofahrer vor dem Essener Landgericht. Der Mann soll eine betrunkene und hilflose Frau in der Nacht zum 28. Mai 2023 auf einer Autobahnabfahrt bei Haltern im Kreis Recklinghausen aus dem Wagen gezerrt und dort zurückgelassen haben. Kurz darauf wurde die 39-Jährige von einem anderen Fahrzeug erfasst und schwer verletzt. Die Anklage lautet auf Mordversuch und Aussetzung.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte den Unfall noch beobachtet habe, dann aber weitergefahren sei. Beim Prozessauftakt am Mittwoch (14. Mai) bestritt er dies: "Es tut mir von Herzen weh, was mit der Frau passiert ist. Wenn ich den Unfall gesehen hätte, hätte ich angehalten und geholfen."
Nach seiner Darstellung war er mit der Frau und einem Bekannten auf dem Rückweg von Münster. Im Auto sei ein heftiger Streit ausgebrochen. Die Frau habe ihm sogar bei Tempo 150 ins Lenkrad gegriffen. Nur deshalb sei er von der Autobahn abgefahren. Als er angehalten habe, sei die 39-Jährige selbst aus dem Wagen gesprungen und weggelaufen. Nach kurzer Zeit habe er die Fahrt mit seinem Bekannten fortgesetzt, weil er Angst vor der Polizei gehabt habe.
Angeklagter ohne Führerschein und mit Bewährung
Das Fahrzeug war nach Angaben im Prozess gestohlen und mit falschen Kennzeichen ausgestattet. Der Angeklagte besaß keinen Führerschein und stand unter laufender Bewährung.
Die 39-Jährige erlitt bei dem Unfall schwerste Verletzungen. Sie ist seitdem querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. "Ich habe keinerlei Gefühl in meiner linken Seite", sagte sie vor Gericht.
Der ebenfalls angeklagte Beifahrer erschien nicht zum Prozessauftakt und wird nun per Haftbefehl gesucht. Mit einem Urteil ist voraussichtlich Mitte Juni zu rechnen.
- Nachrichtenagentur dpa
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