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Karlsruhe: Alleinerziehende starten Foodtruck-Business in der Krise


"Komm, wir gehen glücklich sein"
Alleinerziehende Karlsruherinnen starten Foodtruck-Business in der Krise

Von Ariane Lindemann

03.05.2021Lesedauer: 4 Min.
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Naima Farrokhzadian und Marina Šimić stehen vor ihrem Foodtruck: Die beiden Frauen haben sich in der Pandemie selbstständig gemacht.Vergrößern des Bildes
Naima Farrokhzadian und Marina Šimić stehen vor ihrem Foodtruck: Die beiden Frauen haben sich in der Pandemie selbstständig gemacht. (Quelle: Jascha Lindemann)

Mit Corona platzte für Naima Farrokhzadian und Marina Šimić der Traum vom eigenen Café. Doch die beiden Frauen haben sich nicht unterkriegen lassen und sich trotzdem selbstständig gemacht: Nun touren sie mit ihrem Foodtruck durch Karlsruhe.

Sie wollten gemeinsam ein Café eröffnen. Hatten ihren Traum gut durchgeplant. Als es losgehen sollte, kam Corona. Aus der Traum? Vom Café ja. Doch Naima Farrokhzadian und Marina Šimić haben sich etwas anderes überlegt. Die Flinte ins Korn werfen kam für sie nicht in Frage. Sie stellten ihr Café einfach auf vier Räder und verkaufen jetzt seit Beginn der Corona-Pandemie in verschiedenen Karlsruher Stadtteilen Kuchen, Kaffee und herzhafte Leckereien to go.

Schon von weitem sieht man den Foodtruck an der Friedenskirche in Weiherfeld zwischen den Marktständen in Quietschorange leuchten. Eine kleine Schlange hat sich bereits gebildet. Der Apfelrahmkuchen geht schon zur Neige. "Das ist unser Renner", erzählt Naima Farrokhzadian, eine der beiden Chefinnen des mobilen Cafés, das unter dem Namen "So oder So" durch Karlsruhe und die Region tourt.

Dass die beiden Freundinnen mal Kuchen und kleine Gerichte, Kaffee und Cappuccino aus einem Lieferwagen heraus verkaufen würden, damit hätten sie nie gerechnet. Ihr Plan war ja ein ganz anderer. Sie wollten im Frühjahr 2020 gemeinsam ein Café in Durlach eröffnen. Das Konzept stand, alles war vorbereitet, nur beim Mietvertrag gab es Verzögerungen. "Zum Glück", sagt Marina Šimić, "nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn wir unser Café aufgemacht hätten. Wegen Corona hätten wir ja gleich wieder schließen müssen!"

"Wie bei Oma"

Es folgte ein kurzer Schockmoment für die beiden Frauen, die eigentlich in anderen Berufen arbeiten und das Café als zweites Standbein planten. Doch dann ging alles ganz schnell. "Trübsal blasen kam für uns nicht in Frage. Da hatten wir die Idee mit dem Foodtruck. Wir dachten uns: Warum das Ganze nicht einfach in ein mobiles Modell umwandeln?" erzählt Naima. "Unsere Überlegung war: Wenn die Leute zum Kaffeeklatsch nicht mehr rausgehen können, dann kommen wir eben zu ihnen."

Sie kauften ein altes Postauto, das bereits zum Foodtruck umgestylt war, brachten es zum Lackierer und überlegten sich Rezepte. "Vor allem die Kuchenrezepte stammen von meiner Oma aus Kroatien", berichtet Marina stolz. Sie ist gelernte Modeberaterin und arbeitete bis zu ihrer Corona-bedingten Kündigung viele Jahre in der Gastronomie. "Die Rezepte sind alle ohne Schnickschnack, aber superlecker, wie bei Oma eben." Kollegin Naima, die eine 70-Prozent-Stelle als diplomierte Pflegepädagogin hat, kümmert sich neben dem Backen und Kochen um den administrativen Teil.

Stulle im Glas

"Stulle im Glas" ist ebenfalls ein sehr beliebtes Gericht bei den Kunden. Ein Vollkornbrot mit hausgemachter Frischkäsecreme und saisonalen Kräutern zum Löffeln im Glas. Im Glas werden übrigens alle Gerichte serviert. Für einen Euro Pfand kann man das Weckglas mit Metallbügeln wieder zurückgeben oder auch mit nach Hause nehmen.

Käsekuchen, Schoko-Himbeer-Kuchen, Brownies, Quiches, Couscous und vieles mehr kommt aus der feinen und trendigen Küche von Naima und Marina. Die Produkte sind nachhaltig, regional, saisonal, zum größten Teil Bio und zum Teil vegetarisch.

Zwischen den Leckereien, die in einer Glasvitrine stehen, steckt eine kleine Postkarte mit der Aufschrift "Komm‘, wir gehen glücklich sein!". Hätten die beiden nicht eine so positive Lebenseinstellung, würde es vermutlich schwer werden mit zwei Jobs und den Kindern, die beide alleine großziehen. Schließlich müssen die Lebensmittel eingekauft und die Kuchen und kleinen Gerichte vorbereitet werden. "Ein Freund von uns, der in Karlsruhe das Bowlingcenter Lago betreibt, stellt uns dankenswerterweise seine Küche zur Verfügung, da dort zurzeit kein Betrieb ist", sagt Naima. Sie ist in Persien geboren und kam mit acht Jahren nach Deutschland.

Der Name "So oder So" ist laut Marina einem gleichnamigen Song der Band Bosse entlehnt. Darin heißt es: "Aber was Gutes wird passieren und wenn es gut ist, bleibt’s bei dir."

"Großer Schritt"

"Es war ein großer Schritt für uns und ziemlich risikoreich. Wir wussten ja nicht, ob das Ganze angenommen wird", so Naima. "Wir haben viel investiert und mussten uns mit Fragen von Logistik, Einkauf und Bürokratie auseinandersetzen. Aber Freunde, Bekannte und unsere Familien standen von Anfang an hinter uns und haben uns tatkräftig unterstützt." Auch der FV Fortuna Kirchfeld hat sich für die Geschäftsidee der beiden umtriebigen Frauen stark gemacht.

"Gemeinsam mit der Gemeinderätin Frau Irene Moser hat die Gemeinde Neureut uns den Standort bei der FV Fortuna ermöglicht. An unseren verschiedenen Standorten am Marktplatz Kürnbach, Raumfabrik Durlach, Friedenskirche Weiherfeld, Marktplatz Zaisenhausen und auf dem Parkplatz FV Fortuna Kirchfeld werden unsere Kuchen, Desserts und kleinen Mittagsgerichte sehr gut angenommen", freuen sich die beiden, die darauf hoffen, demnächst ein paar Tische vor ihrem Truck aufstellen zu dürfen.

Und nach Corona? "Den Foodtruck machen wir auf jeden Fall weiter", sagen sie. "Aber wir könnten uns vorstellen, dann wieder stärker ins Catering einzusteigen, das hatten wir ja vor der Krise bereits gemeinsam angefangen."

Verwendete Quellen
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