Große Unzufriedenheit in Köln Umfrage: AfD verdoppelt Stimmanteil
Fast zwei von drei Kölnern sagen, dass in der Stadt nichts besser geworden ist in den letzten Jahren. Hat die schlechte Stimmung Folgen für die Kommunalwahl?
Zwei Monate vor der Kommunalwahl am 14. September zeigt sich in Köln ein schlechtes Stimmungsbild in der Stadt: 78 Prozent der Befragten sehen die Domstadt im Niedergang – ein Umstand, von dem wohl auch die AfD profitieren kann.
In der repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag von "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Kölnischer Rundschau" kommt die AfD auf zehn Prozentpunkte – eine Verdopplung ihres letzten Kommunalwahlergebnisses am Rhein. Damit liegt die rechtspopulistische Partei aber weiter unter dem Umfragetrend in NRW, der die AfD landesweit bei etwa 15 Prozent sieht.
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Große Unzufriedenheit in Köln – auch mit etablierten Parteien
Die Umfrage der Zeitungen dokumentiert eine große Unzufriedenheit unter den Kölnern: 64 Prozent von ihnen sagen demnach auch, dass in den vergangenen Jahren nichts besser geworden sei. Jeder Siebte gibt an, "leider nicht mehr viel" oder "nichts" an seiner Stadt zu schätzen.
Die etablierten Parteien verlieren deutlich an Zuspruch. Während die Grünen trotz Verlusten mit 24 Prozent stärkste Kraft bleiben, büßen auch CDU (20 Prozent) und SPD (18 Prozent) Stimmen ein. Profiteur der Unzufriedenheit ist neben der AfD auch die Linkspartei, die auf 11 Prozent zulegt.
Forsa-Chef Manfred Güllner warnt laut den Zeitungen vor "fatalen Folgen" der "extremen Unzufriedenheit". Als Hauptprobleme identifizieren laut der Umfrage die Kölner die Verkehrssituation, den Wohnungsmarkt und die Vermüllung der Stadt. Besonders massiv ist die Kritik am Zustand der Schulen und der Stadtverwaltung.
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Nachfolge von Reker laut Umfrage völlig offen
Die Nachfolge der scheidenden Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ist derweil völlig unentschieden. Die aussichtsreichsten Kandidaten – Berivan Aymaz (Grüne), Torsten Burmester (SPD) und Markus Greitemann (CDU) – kommen nur auf 10 bis 11 Prozent. 41 Prozent würden sich derzeit für keinen der elf Bewerber entscheiden.
Bemerkenswert: Den höchsten Bekanntheitsgrad (36 Prozent) hat der Satiriker und Kriminalbiologe Mark Benecke von der "Partei". Reker selbst erhält ein schlechtes Zeugnis: 69 Prozent sind mit ihrer Arbeit weniger bis gar nicht zufrieden – eine Umkehrung der Verhältnisse von 2017.
Inzwischen sagt jeder Fünfte in Köln, er würde lieber woanders wohnen. Vor acht Jahren lag dieser Anteil noch bei 14 Prozent. Trotz allem geben 81 Prozent an, gern in Köln zu wohnen – was laut Güllner eine nach wie vor vorhandene Verbundenheit zeigt.
Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.
- presseportal.de: Pressemitteilung des Kölner Stadt-Anzeigers, 11.07.2025
- dawum.de: Umfragen in Nordrhein-Westfalen
- stadt-koeln.de: Amtliches Endergebnis der Kommunalwahl