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Kiel: Corona behindert Tiny-House-Projekt für wohnungslose Frauen


Corona behindert Projekt
Zwei Tiny Houses für wohnungslose Frauen

Von Sven Raschke

04.12.2020Lesedauer: 3 Min.
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Karin Helmer und Maike Briege stehen vor den Containern für die Tiny Houses. Das Wohnprojekt ist auf Spenden angewiesen.Vergrößern des Bildes
Karin Helmer und Maike Briege stehen vor den Containern für die Tiny Houses. Das Wohnprojekt ist auf Spenden angewiesen. (Quelle: Sven Raschke/leer)

Im Studentenviertel in Kiel-Wik sollen zwei Tiny Houses gebaut werden, die Frauen ohne Wohnung als temporäre Bleibe dienen. Doch Corona gefährdet das Spenden-finanzierte Projekt.

Lange hatte die Stadtmission Kiel nach einem geeigneten Standort gesucht. Jetzt ist man endlich fündig geworden. Mitten zwischen den Studentenwohnblöcken in Kiel-Wik sollen bald zwei Tiny Houses entstehen. Die Bauherren folgen damit nicht einfach einem hip-kauzig-trendigen Wohnungsbau-Phänomen. Das Projekt der Stadtmission hat ganz praktische Gründe – und dient dem guten Zweck. In den Häuschen sollen ab dem nächsten Jahr wohnungslose Frauen eine Unterkunft finden. Doch Corona legt, wie fast überall, auch hier Steine in den Weg.

Alles begann mit der Idee, möglichst kostengünstig Unterkünfte für bedürftige Frauen zu schaffen. "Neubauten sind ja ziemlich teuer", sagt Karin Helmer, Geschäftsführerin der Stadtmission. Aber dann habe das Landesfinanzministerium da diese nagelneuen, noch völlig unbenutzten Flüchtlingscontainer gehabt. Beim Ministerium war man gern bereit, drei Container zu spenden. Und die sollen nun umgebaut und aufgewertet werden zu besagten Tiny Houses.

Stadtmission begleitet das Wohnprojekt

Zwei der Container dienen nach den Plänen jeweils als 25-Quadratmeter-Wohnung, der dritte, mittig platziert enthält, abgetrennt voneinander, zwei Bäder. Komplett eingerichtet und jeweils zusätzlich mit einer Terrasse ausgestattet, werden die Tiny Houses dann von zwei Frauen aus "unterschiedlichen Lebenswelten" bewohnt, wie Karin Peters, bei der Stadtmission zuständig fürs Spendensammeln, es ausdrückt.

Zwei Lebenswelten, das heißt: eine wohnungslose Frau, die von der Stadtmission betreut wird. Und eine Studienanfängerin. "Für beide Frauen ist dies ein Sprungbrett", so Peters. "Für die eine ein erster Schritt raus aus der Wohnungslosigkeit und für die andere eine erste Wohnmöglichkeit in einer neuen Stadt, um von hier aus etwas Langfristiges zu finden." Das Wohnen in den Tiny Houses wird durch die Stadtmission begleitet und ist zeitlich begrenzt, bis eine dauerhafte Wohnung gefunden ist. Dann zieht das nächste Paar ein.

Wohnungslosigkeit bei Studierenden nicht ungewöhnlich

Ursprünglich hatte die Stadtmission eigentlich eine Kirchengemeinde für das Projekt gesucht. "Es hatte sich nur die Kirchengemeinde Elmschenhagen zurückgemeldet", so Peters. "Aber das angebotene Grundstück war zu abgelegen." Dann, so ihre Kollegin Karin Helmer, habe man mitgekriegt, dass auch immer mehr Studierende wohnungslos sind. Der nächste Schritt zum Studentenwerk lag nahe, und dort brauchte man nicht lange Überzeugungsarbeit leisten, um das Grundstück im Steenbeker Weg zur Verfügung gestellt zu bekommen.

3.200 Wohnungen betreut das Studentenwerk landesweit. "Da ist uns das Thema Wohnungslosigkeit gut bekannt", sagt Maike Briege, Leiterin von Facility Management/Bau beim Studentenwerk. "In Kiel sind davon jährlich bis zu 1.000 Studierende betroffen." Zwar seien die Zahlen durch Corona und das digitale Studium etwas zurückgegangen. Die Wohnheime seien dennoch voll belegt.

1.200 Wohnungslose gibt es insgesamt in Kiel, 70 bis 80 davon sind obdachlos. So die offiziellen Zahlen. Daneben gebe es gerade bei Frauen eine höhere Dunkelziffer als bei Männern, so Karin Helmer. "Bei Frauen ist da viel Scham im Spiel. Und sie können oft irgendwo mitwohnen – was die Gefahr von Missbrauch beinhaltet."

Eingliederung in das soziale Umfeld gewünscht

Der zukünftige Standort bietet laut Studentenwerk eine ideale Infrastruktur und ein passendes soziales Umfeld. "In unseren Wohnheimen wohnen junge Menschen mit unterschiedlichen finanziellen, sozialen, religiösen und kulturellen Hintergründen zusammen." So würden die neuen Nachbarn schnell in die Gemeinschaft integriert werden.

Die Miethöhe für die Tiny Houses steht noch nicht fest. "Das müssen wir noch juristisch klären", so Karin Helmer von der Stadtmission. "Für die wohnungslose Frau wird es eventuell kostenlos, wenn wir das ermöglichen können."

Die Container und das Grundstück gibt es für die Stadtmission zwar gratis. Trotzdem fehlen noch 40.000 Euro für die Fertigstellung des Projektes, die durch Spenden zusammenkommen sollen. Dafür war im Frühjahr eigentlich ein Benefizkonzert geplant. Doch das fiel Corona-bedingt aus. Am 1. Mai kommenden Jahres soll das "Konzert gegen die (gesellschaftliche) Kälte" mit den Künstlern Stefan Gwildes und Laith Al-Deen nachgeholt werden – sofern Veranstaltungen dieser Art dann wieder möglich sind.

Tiny Houses sollen Anstoß für mehr geben

Das Grundproblem können wir mit den Tiny Houses nicht lösen,“ sagt Maike Briege vom Studentenwerk, "aber sie können ein Zeichen setzen und Aufmerksamkeit schaffen. Eine wirkliche Abhilfe würde mehrgeschossiger Sozialwohnungsbau schaffen. Das sollte auch jedes Neubaugebiet enthalten."

Karin Helmer von der Stadtmission: "Wir hoffen, dass wir mit den zwei Tiny Houses Kiel und Unternehmer von weiteren solchen Projekten überzeugen können." Ihre Kollegin Peters ergänzt: "Und auch bei den Kirchengemeinden haben wir die Hoffnung noch nicht aufgegeben."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Karin Peters, Karin Helmer und Maike Briege
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