Tote "Gorch Fock"-Kadettin: Zeugin droht Prozess in Kiel
Im Fall der verstorbenen "Gorch Fock"-Kadettin Jenny Böken muss sich eine Zeugin voraussichtlich in Kiel vor Gericht verantworten. Es gehe um den Verdacht des VortĂ€uschens einer Straftat und der falschen VerdĂ€chtigung, sagte ein Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (Freitag). Die Staatsanwaltschaft hatte den Fall vorĂŒbergehend wieder aufgenommen, die Aussagen der 38 Jahre alten Zeugin aber als nicht glaubhaft bewertet.
In der Nacht zum 4. September 2008 war die 18 Jahre alte OffiziersanwĂ€rterin aus Nordrhein-Westfalen wĂ€hrend der nĂ€chtlichen Seewache in der Nordsee ĂŒber Bord des Segelschulschiffs gegangen und zu Tode gekommen. Ihre Leiche fand man spĂ€ter im Meer, die TodesumstĂ€nde sind bis heute ungeklĂ€rt. Die Ermittler gehen von einem Unfall aus, die Familie der Verstorbenen von einer Straftat.
Die Zeugin hatte 2019 in staatsanwaltschaftlichen Vernehmungen behauptet, sie habe wÀhrend eines Telefonats mit Böken gehört, wie die Kadettin zu diesem Zeitpunkt erdrosselt worden sei. TÀter seien drei Kameraden gewesen. Die Tatsachenbehauptungen der Zeugin seien so nicht haltbar, sagte der Kieler Oberstaatsanwalt Henning Hadeler der Deutschen Presse-Agentur.
Im Dezember 2020 hatte das Amtsgericht Kiel die Zeugin per Strafbefehl verwarnt und eine Geldstrafe ĂŒber 2400 Euro (120 TagessĂ€tze) angedroht. Dagegen legte die Frau Einspruch ein. Eine Sprecherin des Gerichts erklĂ€rte, ein Termin fĂŒr eine Hauptverhandlung stehe noch nicht fest, wie "Der Spiegel" weiter berichtete. Der Anwalt der Zeugin lehnte dem Bericht zufolge eine Stellungnahme ab.