Kiel Akademie regt Kompetenznetzwerk für Landgastronomie an
Die Akademie für die ländlichen Räume (ALR) hat die Gründung eines Kompetenznetzwerks für die bereits vor der Corona-Pandemie unter Druck geratene Landgastronomie im Norden angeregt. "Es gibt einen wahrnehmbaren Rückgang bei den Landgasthöfen", sagte Gutachter Daniel Plettenberg am Donnerstag in Kiel. Nach Schätzung des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) gibt es in Schleswig-Holstein nur noch gut 500 Landgasthöfe. Genaue Zahlen liegen nicht vor.
Das Innenministerium hat das Gutachten mit 54.000 Euro gefordert. Die Experten schlagen neben dem Netzwerk, das Betreibern beispielsweise bei Anträgen auf Fördermittel helfen soll, die Gründung einer Interessenvertretung vor. Zudem müsse über neuen Chancen wie die Beherbergung von Start-ups oder soziale Zentren für Kinder und Senioren nachgedacht werden.
"Corona hat die Gastronomie zwar stark in den Fokus gerückt", sagte der ALR-Vorsitzende Hermann-Josef Thoben. Die Branche hätte aber bereits vor der Pandemie mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt.
Innenstaatssekretär Torsten Geerdts (CDU) betonte, Landgasthöfe seien ein Stück Kulturgeschichte. "Sie sind fest mit dem Leben auf dem Land sowie den Dorfgemeinschaften verbunden und nehmen eine wichtige Funktion im sozialen Miteinander ein." Tourismusstaatssekretär Thilo Rohlfs (FDP) verwies auf aktuelle Trends wie Pedelecs, die beispielsweise durch Vorhalten von Ladestationen Chancen böten. "Mit einer kreativen Erweiterung des Geschäftsmodells haben auch Landgasthöfe eine gute Zukunftsperspektive." Die kommende Tourismusstrategie des Landes werde stärker auf das Binnenland setzen.
"Viele Landgasthöfe sind still und leise verschwunden", sagte Landgastronomin Anja Kasch. Die Branche müsse noch stärker auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität bei Lebensmittel setzen. Durch die Pandemie hätten sich aber auch Chancen ergeben: "Die Menschen kommen wieder in die Gastronomie."