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Köln: Peter Brings nach Standl-Aus sauer: Werden wir auch bald aussortiert?


Moderatorin zu alt?
Brings nach Standl-Aus sauer: Werden wir auch aussortiert?

  • Peter Brings: Leadsänger der kölschen Rockband Brings
MeinungVon Peter Brings

Aktualisiert am 02.07.2021Lesedauer: 3 Min.
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Moderatorin Simone Standl muss die WDR Lokalzeit nach 17 Jahren verlassen: Für Peter Brings (kl. Foto) ist diese Entscheidung "Blödsinn".Vergrößern des Bildes
Moderatorin Simone Standl muss die WDR Lokalzeit nach 17 Jahren verlassen: Für Peter Brings (kl. Foto) ist diese Entscheidung "Blödsinn". (Quelle: Future Image / Axel Schulten/imago-images-bilder)

Peter Brings ist Frontmann der Kölsch-Band "Brings" ("Superjeilezick") und er schreibt in seiner Kolumne über alles, was ihn bewegt. Diese Woche: Die abservierte WDR-Moderatorin Simone Standl.

Morgens beim Kaffee lese ich im "Kölner Stadt-Anzeiger": "WDR trennt sich von der beliebten Lokalzeit-Moderatorin Simone Standl". Erst fliegen meine Augen einfach weiter in der Zeitung. Dann aber kommen die Worte in meinem verpennten Hirn erst richtig an! Vor allem das Foto von Simone Standl. Hektisch suche ich die Seite mit dem Artikel. Es ist nämlich so, dass die Gesichter von Menschen, die uns ein halbes Berufsleben lang begleiten, bei mir quasi als Kolleginnen abgespeichert werden. Als Leute, mit denen man oft gemeinsam an Projekten arbeitet, zusammen versucht, einen Erfolg zu erzielen.

Bei Simone Standl ist das ganz klar der Fall. Wie oft haben wir mit ihr im WDR-Studio gestanden und über Konzerte wie "Kölner Lichter", über die Verrücktheiten des Sitzungskarnevals und nicht zuletzt immer wieder – weil es leider nötig war und ist – über Aktionen und Kundgebungen der AG "Arsch huh, Zäng usenander" gesprochen.

Ein Gesicht, das wir mit Köln verbinden

Also in meinen Augen ist Simone Standl eine von uns. Sie tritt vor Leute und unterhält sie. Sie spricht zu den Zuschauern, um sie an die Sendung, den Sender, die Region zu binden. Erinnert mich schon sehr an uns selber. Sie ist ein Gesicht, das wir mit Köln, dem WDR und unserem Leben hier zu Hause verbinden. Und das schon seit über siebzehn Jahren alleine in der Lokalzeit des WDR.

Wir sind alle zusammen älter geworden. So wie wir als Band mit unseren Fans älter werden dürfen. Abgesehen davon, dass keiner von uns je gedacht hätte, dass Simone Standl Ende fünfzig ist, scheint genau das der Grund ihrer Kündigung zu sein. Vorsicht! Nix Kündigung! Sie war ja gar nicht wirklich angestellt beim Sender. Das soll mal einer verstehen. Öffentlich-Rechtlicher-Rundfunk…? Wat maache die met all däm Zaster, dä Rundfunkjebühre? Lassen wir das. Wir wollen auf keinen Fall den falschen Leuten ins Horn pusten.

Werden wir demnächst auch aussortiert?

Der Sender legt Wert auf Diversität. Was das genau heißen soll, weiß ich nicht. Es muss aber herhalten, um diese Entscheidung zu rechtfertigen. Was will man erreichen? Soll den jungen Zuschauern der Lokalzeit (Gibt es die?), nicht weiter zugemutet werden, einer Moderatorin in die Augen zu schauen, die ihre Mutter sein könnte? Ich wäre froh gewesen, so 'nen Schuss meine Mutter zu nennen.

Aber vielleicht ist ja etwas ganz anders der Grund dafür, dass ich mich am morgendlichen Kaffee fast verschluckt hätte. Wir Brings sind ja auch schon gut Mitte fünfzig. Werden wir demnächst auch aussortiert? Zum Glück gibt es keine übergeordnete Macht, die das kann. Das könnt nur ihr, unser Publikum. Zurzeit scheint ihr uns ja noch zu ertragen. Danke dafür.

Aber mal im Ernst: In Tagen, in denen die Rente mit 70 diskutiert wird, schickt man beliebte und damit erfolgreiche Moderatorinnen ins Aus? Blödsinn! Das ist einer öffentlichen Institution wie dem WDR nicht würdig!
Und die vielen Meinungen zu dem Aus von Frau Standl in den sozialen Medien sprechen eine klare Sprache: "Lieber WDR, der du bist unser Sender hier im Westen, unser im guten Sinne gemeintes Eigentum. Du handelst gegen unseren Willen!". Hoffentlich kommt das an bei denen, die einer Idee der Jugendlichkeit für ein immer älter werdendes, zahlendes Publikum, verfallen.

Etwas völlig anderes ist es, wenn jemand sagt: Meine Zeit hier ist um. Ich will die Jahre, die mir bleiben, für Familie, Freunde und Partnerin da sein.
So war es bei unserem Freund und Kollegen Hartmut Priess, Bassist der Bläck Fööss. Niemand hat gesagt, dass er gehen soll. Niemand befand ihn für zu alt. Er hat entschieden. Er hat's gemacht.

Ich glaube, dass wir alle selber merken, wann unser Verfallsdatum im Job erreicht ist. So was spürt man. Es gibt natürlich auch die, die weitermachen müssen, obwohl ihr Körper, ihre Gesundheit, ihr Frust über schlechte Bezahlung und mangelnde Anerkennung genug Grund wären, um endlich in einen wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Das ist aber ein anderer Kampf, den wir noch lange ausfechten werden.

Euer Pitter

Verwendete Quellen
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