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Mit diesem Trick entkamen die Juwelenräuber von Leipzig der Polizei


Mit diesem Trick entkamen die Juwelenräuber von Leipzig der Polizei

Von Andreas Raabe

Aktualisiert am 03.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Karte des mutmaßlichen Fluchtweges der Einbrecher in Leipzig: Auf einer für die Polizei unvorhersehbaren Route an den Stadtrand.Vergrößern des Bildes
Karte des mutmaßlichen Fluchtweges der Einbrecher in Leipzig: Auf einer für die Polizei unvorhersehbaren Route fuhren sie an den Stadtrand. (Quelle: Montage: ha/Karte: Datawrapper,OSM/Foto: Grube)

Die Juwelendiebe in Leipzig hatten ihren Coup akribisch vorbereitet. Dennoch scheiterten sie. Neue Erkenntnisse zeigen, wie gewieft sie ihre Flucht planten.

Ein Auto direkt ins Juweliergeschäft rammen, Uhren, Schmuck, Edelsteine greifen – und dann mit Vollgas durch die dunklen Parks der Stadt hinfort rasen. So hatten sich die Juwelendiebe von Leipzig ihren filmreifen Überfall in der Nacht zum Montag wohl ausgemalt. Mit einem Sack voll Gold direkt hinein ins Glück!

Doch daraus wurde nichts. Neu installierte Sicherheitstechnik schlug die Täter offenbar so schnell in die Flucht, dass sie ganz ohne Beute türmen mussten. Verantwortlich dafür war wohl vor allem eine Vernebelungsanlage, die das Juweliergeschäft innerhalb von Sekunden mit dickem Nebel vollpumpte und so verhinderte, dass die Täter ihre Beute sehen und einsacken konnten. Die Einbrecher sprangen in ihren verbeulten Wagen und jagten davon.

Leipzig: Juwelendiebe rasten über abgesägte Polleranlagen davon

Dabei hatten die drei Männer – einer soll während der Tat einen Hut mit Krempe getragen haben – ihren Coup und vor allem die Flucht akribisch geplant und vorbereitet: Schon am Montagmorgen nach dem Einbruch berichtete die Polizei zunächst zögerlich von mehreren abgesägten Pollern im Stadtgebiet. Man wisse aber noch nicht, ob diese Entdeckung mit dem spektakulären Überfall in der Nacht zu tun habe.

Im Laufe des Tages erhärtete sich dann aber der Verdacht, dass die Täter offenbar vor ihrem Überfall Polleranlagen im Umkreis von mehreren Kilometern vom Tatort umgesägt hatten. Zweck der Aktion: So verschafften sie sich freie Fahrt quer durch die Stadt, gedeckt vom dichten Blattwerk der Parks und abseits von großen Straßen mit etwaigen Polizeisperren.

Als dann am Dienstag der Fluchtwagen, ein dunkelblauer VW Passat, mit völlig zerstörter Front im Stadtteil Großzschocher gefunden wurde, war auch der Fluchtweg endgültig klar. Er führte aus der Innenstadt durch Parks hin zum südwestlichen Rand von Leipzig.

Flucht in wilder Fahrt mitten über die Sachsenbrücke

Auf ihrer wilden Fahrt mit einem halb zerstörten Auto über Fußwege und mitten durch Parkanlagen setzten die Täter Menschenleben aufs Spiel, denn auch mitten in einer Sommernacht sind Leipziger Parks noch bevölkert.

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Vom Tatort in der Fußgängerzone rasten die Männer im blauen Passat auf den Ring bis zum Neuen Rathaus, dann rechts herum durch die Tauchnitz-Straße bis zum Kreisverkehr und – jetzt kommt der Clou – direkt hinein in den Clara-Zetkin-Park. Dort ging es in wilder Fahrt über die Sachsenbrücke in Richtung Westen, kurz vorm Ende des Parks links in den Nonnenweg.

Autofahren ist dort verboten, der Weg führt durch das dichtbewaldete Gebiet "Die Nonne" und mündet in den Schleußiger Weg. Um Autofahrer zu stoppen, stehen dort Poller – doch die hatten die Täter ja abgesägt. Also bogen sie ungehindert nach rechts auf den Schleußiger Weg, fuhren weiter bis zur Kreuzung Könneritzstraße, bogen dort nach links in die Pistoriusstraße ein und rasten durch das Villenviertel, vorbei am Tennisplatz bis zum Elsterflutbecken.

Versuchter Juwelenraub: Zumindest den Fluchtplan ihres filmreifen Coups konnten die Täter umsetzen – vorerst

Dort, am Hauptquartier des Leipziger Kanu-Klubs, ist eigentlich auch Schluss für Autos: Eine Polleranlage verbietet die Durchfahrt entlang des Flusses zum Teilungswehr an der Weißen Elster. Doch auch hier hatten die drei Männer vorgesorgt und die Poller abgesägt. So konnten sie ihren für die Polizei unvorhersehbaren Fluchtweg fortsetzen.

Die Bande hatte sogar bedacht, dass im Umkreis der gewählten Durchfahrten keine bewohnten Häuser stehen. So konnten sie die Poller mitten in der Nacht in aller Ruhe abflexen, ohne dass ein Anwohner wegen des Lärms Alarm geschlagen hätte.

Schließlich steuerten sie ihren schwer beschädigten Passat in eine Seitenstraße des Stadtteils Großzschocher, stellten ihn am Straßenrand ab und setzten ihre Flucht auf unbekannte Weise fort. Großzschocher liegt direkt am Stadtrand, mehrere Bundesstraßen sowie die Autobahnen 9 und 38 sind schnell zu erreichen.

Nach dem vermasselten Einbruch konnten die Männer zumindest ihren Fluchtplan erfolgreich umsetzen. Doch es ist noch nicht das Ende ihres filmreifen Coups. Der letzte und entscheidende Part erwartet sie noch: Jetzt heißt es, den Fahndern der Polizei auch dauerhaft zu entkommen.

Kaum jemand schafft das. Die Täter des letzten Leipziger Juwelenraubs im April des vergangenen Jahres wurden schon wenige Tage nach dem Verbrechen in Polen geschnappt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Telefonate mit der Polizei Leipzig
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