Prozess gegen Gil Ofarim in Leipzig: Er soll Hotelmanager gedroht haben

Der Gil-Ofarim-Prozess geht in die zweite Runde. Erneut steht der Hotelmitarbeiter im Fokus der Verhandlung.

Im Prozess gegen Gil Ofarim hat der wichtigste Zeuge der Anklage den jüdischen Musiker belastet. Der Hotelmanager gab am Mittwoch vor dem Landgericht in Leipzig auf Nachfrage des Gerichts erneut an, dass weder der Davidstern von Ofarim noch antisemitische Äußerungen bei dem Streit um das Einchecken in das Hotel eine Rolle gespielt hätten.

Schmuck habe er während der Diskussion mit Ofarim nur an dessen Hand wahrgenommen, sonst nirgendwo, sagte der 35 Jahre alte Zeuge. Auch Rufe von anderen Gästen oder Mitarbeitern habe er nicht gehört. Der 35-Jährige sei nach den Vorwürfen noch immer in psychologischer Behandlung und habe das Hotel in diesem September auf eigenen Wunsch verlassen. Er arbeite aber noch in der Branche. Er tritt in dem Verfahren auch als Nebenkläger auf. Der Mann hatte sich bereits am Dienstag beim ersten Prozesstag ausführlich geäußert. Mehr dazu lesen Sie hier.

Hotelmitarbeiter sollte Gerichtssaal verlassen

Eigentlich sollte sich der Hotelmanager am Mittwoch auch den Fragen der Verteidigung stellen. Wie der Focus berichtet, hatte die Verteidigung, die sich noch am Dienstag ausführlich äußerte und dafür kritisiert wurde, am Mittwoch allerdings keine weiteren Fragen an den Hotelmitarbeiter. Sie bat ihn demnach den Gerichtssaal zu verlassen, was dieser auch getan haben soll.

Wie t-online erfuhr, kündigte die Verteidigung von Ofarim am Mittwochmorgen zudem an, den Hotelmitarbeiter vereidigen lassen zu wollen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ofarim soll Hotelmanager gedroht haben

Eine damalige Angestellte des Hotels, die als Zeugin geladen war, bestätigte die Aussagen des Hotelmanagers. Als Ofarim an der Rezeption an der Reihe war, sei er über eine angebliche Bevorzugung anderer Gäste erbost gewesen und habe sich wild gestikulierend beschwert.

Sobald er im Zimmer sei, werde er öffentlich machen, "was für ein furchtbarer Laden" das Hotel sei. Das Video würde "bam, bam, viral" gehen, soll er gesagt haben. Dabei habe er in die Handflächen geklatscht. Der Manager habe daraufhin von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und Ofarim des Hotels verwiesen. "Ich hätte es genauso gemacht", so die ehemalige Mitarbeiterin.

Nach der Veröffentlichung des Videos von Ofarim habe vor und im Hotel "Chaos" geherrscht, erklärte die 25-Jährige. Zahlreiche Medienvertreter seien am Abend in der Lobby gewesen, vor dem Hotel hätten sich mehrere hundert Demonstranten versammelt, um gegen Antisemitismus zu protestieren. "In den folgenden Wochen gab es massive Drohungen gegen das Hotel, es wurden auch die Sicherheitsmaßnahmen verschärft."

Auch ein Mann und eine Frau, die am Abend des angeblichen Streits zwischen Ofarim und dem Manager des Westin Hotels als Gäste des Hauses anwesend waren, haben in ihren Aussagen die Version des Hotelmanagers gestützt. Das berichten der "Spiegel" und der "Focus". Die Frau habe nach eigener Aussage keine antisemitische Äußerung gehört. Laut "Focus" sagte der Mann, den Davidstern um Ofarims Hals habe er erst später gesehen. Zuvor habe der Musiker seine Jacke noch geschlossen getragen.

Ofarim bleibt bei seiner Version

Die Staatsanwaltschaft wirft Ofarim unter anderem falsche Verdächtigung und Verleumdung vor. Der Musiker hatte Anfang Oktober 2021 in einem Instagram-Video schwere Antisemitismusvorwürfe gegen den Betreiber des Leipziger Hotels erhoben. Ofarim solle seinen Davidstern abnehmen, erst dann dürfe er einchecken, so der Vorwurf des Sängers.

Nach umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft folgte jedoch eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde eingestellt. Alle Fragen und Antworten zum Prozess gibt es hier.

In einem Interview, das kurz vor dem Prozessauftakt stattfand, beteuerte Ofarim, mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. Lesen Sie hier mehr dazu.