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So werden Mainzer Winzer in der Corona-Krise erfinderisch


Erhebliche Einbußen
So werden Winzer in der Corona-Krise erfinderisch

Von Sophia Allenstein

Aktualisiert am 16.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Weinreben in Mainz (Symbolbild): Die Corona-Krise ist auch für Mainzer Winzer eine Herausforderung.Vergrößern des Bildes
Weinreben in Mainz (Symbolbild): Die Corona-Krise ist auch für Mainzer Winzer eine Herausforderung. (Quelle: imagebroker/imago-images-bilder)

Online-Weinproben, Lieferdienste und Probierpakete: Die Corona-Krise zwingt Mainzer Winzer zum Umdenken – statt geographischer gibt es nun virtuelle Nähe.

In Mainz ist ein Glas Wein Teil des Lebensgefühls – sei es mit Weck und Worscht zum Marktfrühstück auf dem Liebfrauenplatz, auf Funzelfahrten oder Sommerfesten am Rhein. Nur: Corona machte dem Ausschank in diesem Jahr vielfach einen Strich durch die Rechnung. Das Marktfrühstück am Dom wurde aus Sorge vor schlecht kontrollierbaren Menschenansammlungen ausgesetzt, Feste wie die Johannisnacht oder der Mainzer Weinmarkt abgesagt. Eine Herausforderung für die Mainzer Winzer, denn mit den Absagen gehen für viele Weingüter beträchtliche Einkommenseinbußen einher.

"Bei Weinfesten machen wir in relativ kurzer Zeit viel Umsatz, so viel kann eine einzelne Person zuhause gar nicht bestellen", erzählt etwa Malenka Stenner vom Weingut Stenner. Diese Verkaufsmengen würden schon im März, bei der Abfüllung der Flaschen mit eingeplant, und blieben nun übrig – besonders spürbar sei der Verkaufsrückgang bei beliebten Festweinen wie dem Riesling, Schorleweinen und Rosé.

Wie hart die Mainzer Weingüter, oftmals Familienbetriebe, die sich seit vielen Generationen im Weinanbau etabliert haben, getroffen werden, hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Betrieben, die sich online gut präsentierten und überwiegend an Privatkunden verkauften, ginge es meist besser, meint Stefan Leber vom Verein der Mainzer Winzer. Besonders betroffen seien dagegen Betriebe, die hauptsächlich die Gastronomie beliefert hätten. Das Ausmaß der Umsatzeinbußen schätzt er für das laufende Jahr auf 30 bis 40 Prozent.

Corona-konforme Geselligkeit

Die Corona-Soforthilfen des Landes und der Bundesregierung konnten zwar einige Verluste abfedern, eigentlich sei das aber eher ein "Tropfen auf den heißen Stein" gewesen, heißt es aus der Branche. Wer bereits im Vorjahr große Investitionen, etwa für den Ankauf von Reben, getätigt habe, bleibe größtenteils auf den Kosten sitzen.

Um trotz Pandemie den Kontakt zu ihren Kunden nicht zu verlieren, wurden viele Winzer erfinderisch. Das Weingut Möhn richtete etwa den bisher nicht genutzten Innenhof her, um Gäste von nun an Corona-konform im Freien bewirten zu können, und organisierte einen Lieferdienst. Das Weingut Zehe-Clauß verschickte Weinprobierpakete mit zum Wein passenden Kochrezepten. Diese Ideen stießen auf viel positive Resonanz, das Bedürfnis, etwas Besonderes zu unternehmen und gemeinsam Zeit zu verbringen, sei hoch, meinen die Winzer. Denn: Eigentlich sei man in Mainz und Rheinhessen schließlich sehr gesellig.

Gesellig sein, Wein verkosten und trotzdem die Hygieneregeln beachten – das lässt sich auch mit dem Konzept der Online-Weinprobe gut miteinander vereinbaren. Die Idee: Der Winzer lässt zu einer bestimmten Uhrzeit beim Testen einer Weinauswahl die Kamera laufen, wer teilnehmen möchte, kann sich vorab ein Paket der jeweiligen Flaschen zusenden lassen. Getrunken wird zeitgleich vor Smartphone- und Laptopbildschirmen, und kommuniziert per Kommentarfunktion auf YouTube oder Videokonferenz.

Social Media ist das A&O

Virtuelle statt geografische Nähe – das mag erst einmal gewöhnungsbedürftig klingen, hat sich für das Weingut Stenner aber bewährt. "Schon an unserer ersten Online-Weinprobe haben gut 60 Personen teilgenommen", sagt Malenka Stenner, "außerdem haben wir deutschlandweit neue Kunden, etwa aus München oder Berlin dazugewonnen". Und während nicht jedes Mainzer Weingut bei dem neuen Trend einsteigt, zeichnet sich eines ab: Auf Social Media kann kaum eines verzichten. Egal ob Instagram-Stories von der Lese oder Sonnenaufgangsbilder am Weinberg auf Facebook – die Corona-Krise verstärkt eine Online-Ausrichtung von regionalen Betrieben, um die jungen Zielgruppen vermehrt in den Blick zu nehmen.

In die Zukunft blicken die Mainzer Winzer nun trotz aller Widrigkeiten mit vorsichtigem Optimismus. "Wir sind es gewohnt, im Weingut über mehrere Jahre zu planen", erklärt etwa Winzermeisterin Birgit Zehe-Clauß. Durch die Natur gebe es immer wieder Höhen und Tiefen: Jahre mit Hagel, verregnete Weinfeste, Ernteausfälle durch Trockenheit. Man hoffe, dafür im nächsten Jahr die Verluste von 2020 ausgleichen zu können. Und auch aus dem Mainzer Winzerverein heißt es: "Wir leiden unter Corona, aber es geht uns noch vergleichsweise gut. Ohne die Lage unnötig beschönigen zu wollen."

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit den Protagonisten
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