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Rechtsextreme in der Kirche? Expertin: "Es gibt mehrere Schnittmengen"


Rechtsextreme in der Kirche: "Es gibt mehrere Schnittmengen"

Von Jana Ballweber

Aktualisiert am 14.12.2020Lesedauer: 3 Min.
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Blick auf den Mainzer Dom: Theologin Sonja Strube spricht darΓΌber, was das Bistum Mainz ausmacht.
Blick auf den Mainzer Dom: Theologin Sonja Strube spricht darΓΌber, was das Bistum Mainz ausmacht. (Quelle: Michael Debets/Archivbild/imago-images-bilder)
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Die Theologin Sonja Strube ist Gastprofessorin an der Katholischen Hochschule Mainz. Im Interview mit t-online spricht sie unter anderem ΓΌber die katholische Kirche und deren Verbindungen zum Rechtsextremismus.

Sonja Strube lehrt in diesem Semester als Gastprofessorin an der Katholischen Hochschule Mainz zu feministischer Theologie und den inhaltlichen Überschneidungen von radikalen Christen mit Rechtsextremen. Im Interview spricht sie über ihre Analyse rechtskatholischer Webseiten, die Rolle der Kirche und darüber, was die Bischofsstadt Mainz auszeichnet.

t-online: Frau Strube, warum studiert man katholische Theologie, wenn man als Frau gar nicht Pfarrer werden kann?

Sonja Strube: Auch außerhalb des Pfarramts gibt es Berufsfelder, z.B. Pastoralreferentin oder Religionslehrerin. In meiner Studienzeit Ende der Achtziger Jahre haben erstaunlich viele Frauen Theologie studiert, ohne genau zu wissen, wo sie das beruflich hinfΓΌhrt – einfach aus Leidenschaft fΓΌr das, was Kirche sein kann.

Sie sind im Wissenschaftsbetrieb gelandet, mit dem Schwerpunkt feministische Theologie. War das fΓΌr Sie als Frau ein logischer Weg, in Ihrer Forschung Ihr Hauptaugenmerk darauf zu richten?

Auf jeden Fall. Ich bin schon mit einem gewissen feministischen Bewusstsein in das Studium gegangen und dann war es selbstverstΓ€ndlich, dass ich bei diesem Problemfeld den Finger in die Wunde legen muss.

Neben dem Feminismus und der Theologie beschΓ€ftigen Sie sich auch mit Rechtsextremismus. Wie passt das zusammen?

Zwischen fundamentalistischen Christen und Rechten gibt es Schnittmengen im Bereich der Islamfeindlichkeit, teilweise auch des Antisemitismus. Der Anti-Gender-Aktivismus ist aber die wichtigste Verbindung. Er ist von rechten Kreisen Anfang der 2000er-Jahre als Strategie entdeckt worden, um Menschen zu erreichen, die bei anderen rechten Themen abblocken wΓΌrden. Dabei konnten sie sich auch auf christliche Autorinnen und Autoren beziehen. Antifeministische Impulse kamen damals leider selbst aus dem Vatikan. Sich positiv auf christliche Schriften zu beziehen ist ΓΌbrigens auch eine Strategie rechter Aktivistinnen und Aktivisten.

Was umfasst der Begriff Anti-Gender-Aktivismus?

Hier werden ganz viele Themen zusammengeworfen: Gleichberechtigung, sexuelle Orientierung, sexuelle IdentitΓ€t, SexualaufklΓ€rung, auch das Thema Abtreibung. Und das ist eine Strategie. Mit dieser Mischung bekommt man ganz viele Menschen auf einmal auf seine Seite und manche sitzen plΓΆtzlich in der Klemme. Fragt man einen konservativen Bischof fΓΌr eine rechtsgerichtete Anti-Gender-Aktion an und er sagt ab, wird ihm dann manchmal von rechten Kreisen vorgeworfen, er sei fΓΌr Abtreibung.

Sind die Vernetzungen zwischen Rechtsextremen und christlichen Gruppierungen neu?

Neu sind sie nicht, aber sie werden durch das Internet sichtbarer und stÀrker. Außerdem hat sich die rechte Szene stark verÀndert. Die sogenannte Neue Rechte geht strategischer vor und will die bürgerliche Fassade wahren, unter anderem mit Themen der Rechtskatholiken und mit weiblichen Gesichtern. So kann niemand sagen, dass es wieder die alten, weißen MÀnner sind, die gegen die Gleichberechtigung vorgehen.

Ist es fΓΌr Sie schwer zu verstehen, wenn gerade Frauen sich im Anti-Feminismus gegen ihre Rechte engagieren?

Ich habe mich einfach schon daran gewΓΆhnt, dass es das gibt.

Wie geht denn die Kirche mit der Vernetzung um?

Mit Auftreten der Pegida-Bewegung 2014 gab es in der katholischen Kirche in Deutschland plΓΆtzlich ein ganz neues Problembewusstsein. BistΓΌmer kamen auf mich zu, damit ich ihnen diese oder jene Entwicklung erklΓ€re. Ich habe den Eindruck, dass der Einfluss der Rechtskatholiken in der Kirche gesunken ist, weil diese Kreise sich selbst entlarvt haben.

Spielen Rechtskatholiken auch bei den Corona-Leugnern eine Rolle? Rechtsextreme sind dort ja sehr prΓ€sent.

Auch auf rechtschristlichen Internetseiten dominiert die Meinung, dass Corona hochgespielt werde und man sich in einer antichristlichen Diktatur befinde. Hinzu kam dann natürlich noch, dass die Corona-Maßnahmen auch Gottesdienste eingeschrÀnkt haben. Da gab es auf diesen Seiten auch einen unheimlichen Aufschrei.

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie denn auf Ihre Gastprofessur in Mainz aus?

Eigentlich war im November ein PrΓ€senz-Seminar an der Hochschule geplant, das hat natΓΌrlich nicht geklappt. Es lΓ€uft also alles online.

Gibt es etwas, das Mainz als Forschungsstandort in der Theologie besonders auszeichnet?

Es gibt natürlich mit der UniversitÀt und der Hochschule eine geballte Ladung theologische PrÀsenz in der Stadt. Außerdem herrschte, als in den Neunzigern viele andere Bistümer noch sehr konservativ waren, in Mainz unter Kardinal Lehmann schon eine freiere AtmosphÀre. Es ist auch nicht überall so, dass die Bürger der Stadt so ein gutes VerhÀltnis zu ihrem Bischof haben wie die Mainzer.

Vielen Dank fΓΌr das GesprΓ€ch!

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Verwendete Quellen
  • Interview mit Sonja Strube
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