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Biontech: Hausärzte beklagen unzureichende Versorgung


Mainz
Biontech: Hausärzte beklagen unzureichende Versorgung

Von dpa
21.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Barbara RömerVergrößern des BildesBarbara Römer. (Quelle: Arne Dedert/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Engpässe bei der Belieferung mit dem Corona-Impfstoff von Biontech machen den Hausärzten in Rheinland-Pfalz im Praxisalltag nach wie vor zu schaffen. "Angebot und Nachfrage passen bei Biontech in den Praxen derzeit schlecht zusammen", sagte die Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Hausärzteverbandes, Barbara Römer, der Deutschen Presse-Agentur. Das führe zu einem "massiven Organisationsstress" vor allem für die Medizinischen Fachangestellten (MFAs), die in der Regel die Impftermine koordinierten.

Laut Römer, die selbst im rheinhessischen Saulheim eine Praxis betreibt, ist der vom Bund für die Hausärzte bereitgestellte Impfstoff von Biontech/Pfizer seit Wochen auf maximal fünf Fläschchen pro Arzt und Woche beschränkt. Das bedeute, dass für eine Einzelpraxis maximal 30 Dosen pro Woche verfügbar seien. Obendrein sei diese ohnehin begrenzte Liefermenge in den vergangenen Wochen noch einmal zwischen 40 und 50 Prozent gekürzt worden.

Auf der anderen Seite häuften sich seit Jahresbeginn in den Praxen die Terminanfragen von jungen Erwachsenen unter 30 und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren, berichtete die Verbandsvorsitzende weiter. Hintergrund dafür ist die Booster-Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für diese Altersgruppe. Jungen Menschen unter 30 soll das Biontech-Vakzin und nicht der ebenfalls auf der mRNA-Technologie basierende Impfstoff des US-Herstellers Moderna verabreicht werden.

Bei Über-30-Jährigen gilt diese Einschränkung dagegen nicht. Doch bevorzugen in dieser Altersgruppe offenbar viele Patienten das Mittel von Biontech/Pfizer. "Es gibt immer wieder Diskussionen der MFAs mit Patienten über die derzeit nicht mögliche Impfstoffwahl, vereinzelt wird daher mangels Zusicherung des Impfstoffs ein Impftermin abgelehnt", berichtete Römer aus dem hausärztlichen Alltag. "Praxen können bei Patienten über 30 nur kommunizieren: Geimpft wird, was da ist." Die Vereinbarung eines Impftermins für Über-30-Jährige bleibe eine Herausforderung.

"Bei diesen unvorhersehbaren Kürzungsumfängen ist eine längerfristige Planung von Impfterminen schlichtweg unmöglich", kritisierte Römer. Die Hausärzte forderten daher, dass gerade auch angesichts der aktuellen Pandemiewelle, die vor allem auf die neue Omikron-Variante zurückgeführt wird, den Praxen Biontech-Impfstoff nach dem jeweiligen Bedarf und in vollem Umfang zur Verfügung gestellt werde. "Wir haben schlichtweg keine Zeit für die ständige Umorganisation von Impfterminen neben der in voller Ausprägung laufenden Bekämpfung der Omikronwelle", betonte Römer.

"Wir sind auch in Zeiten von Omikron uneingeschränkt bereit, diese Doppelbelastung auf uns zu nehmen, da wir alle unser Bestes geben wollen, diese Pandemie zu knacken", sagte Römer. Schließlich seien Patientenversorgung und Prävention durch Impfungen Teil der hausärztlichen Identität. "Dafür benötigen wir aber Verlässlichkeit in der Logistik." Je mehr Institutionen in das Impfgeschehen eingebunden würden, desto undurchsichtiger werde der Verteilungsmodus.

In der Regel bestellen die Arztpraxen den Impfstoff wöchentlich bei den Apotheken, die diese Bestellungen dann nach Angaben der Bundesvereinigung der Apothekerverbände an den pharmazeutischen Großhandel weiterleiten. Die Covid-19-Impfstoffe sind Eigentum des Bundes und lagern an wenigen Orten in Deutschland. Die Impfstoffe werden den Angaben zufolge während des Transports zu den Apotheken aufgetaut. Die Apotheken erhalten die Impfstoffe montags und beliefern dann die Arztpraxen in der Regel noch am selben Tag.

Bei den Corona-Schutzimpfungen geht es im Praxisalltag laut Römer überwiegend ums Boostern, also um Auffrischungsspritzen. Erstimpfungen hätten einen Anteil von weniger als zehn Prozent, und da zeichne sich auch keine Änderung ab, sagte sie.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gab es seit dem 1. Dezember in Rheinland-Pfalz insgesamt rund 143.000 Erstimpfungen gegen Corona (Stichtag 19. Januar). Der überwiegende Teil davon wurde in Kassenarztpraxen verabreicht (gut 77.000). Der Rest entfällt auf die Impfzentren (knapp 42.000) und sonstige Einrichtungen wie Impfbusse, Privatarztpraxen, Impfstationen an Krankenhäusern und Betriebsärzte (rund 24.000). Allerdings werden laut Ministerium nicht alle Betriebsarzt- und Krankenhausimpfungen an die Impfdokumentation Rheinland-Pfalz übermittelt, weshalb die tatsächliche Zahl etwas höher liegen könnte.

Nach Ansicht von Landes-Impfkoordinator Daniel Stich (SPD) gibt es bei der Zahl der Erstimpfungen durchaus noch Luft nach oben. "Rheinland-Pfalz hat eine gute Impfquote. Mit über zwei Millionen Boosterimpfungen seit September haben wir den Turbo eingelegt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Aber: Da geht noch mehr. Wir wollen und müssen auch jene erreichen, die noch nicht geimpft sind. Jede Impfung zählt."

Impfbefürworter hoffen, dass ein neues Vakzin des US-Herstellers Novavax zu einer stärkeren Nachfrage nach Erstimpfungen führt. Der "Totimpfstoff" ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums auch ausgerichtet auf Menschen, die den bislang zugelassenen Impfstoffen skeptisch gegenüberstehen. Anmeldungen dafür sind von diesem Montag an über das Impfportal des Landes möglich. Ende Februar erwartet das Land die erste Lieferung des Impfstoffs Nuvaxovid. Die Dosen werden demnach im Abstand von etwa drei Wochen verabreicht.

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