Wird er entlassen? Die Horrorbilanz des VfB Stuttgart unter Bruno Labbadia
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt beim VfB Stuttgart steht Bruno Labbadia schon wieder vor dem Aus. Das ist seine Horror-Bilanz.
Als bereits dritter VfB-Trainer in der Bundesligasaison 2022/23 nach Pellegrino Matarazzo und Michael Wimmer wurde Bruno Labbadia am 5. Dezember 2022 auf der Webseite des VfB Stuttgart als neuer Cheftrainer vorgestellt.
Dass Labbadia von den Fans mit offenen Armen empfangen wurde, lässt sich nun wahrlich nicht sagen. Er passe nicht zum Kader, könne nicht gut mit jungen Spielern und sei damit ein Schritt zurück – eine Abkehr vom "Stuttgarter Weg".
Der wurde vom früheren Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger und dessen Sportdirektor Sven Mislintat eingeschlagen und setzte vor allem auf die Weiterentwicklung junger Talente, mit dem Ziel, diese irgendwann für ein Vielfaches der eigenen Ausgaben weiterzuverkaufen.
Hatten die Kritiker recht? Zeit für eine kleine Analyse.
Wehrle: "Am Ende zählen Ergebnisse"
Einen Tag nachdem Labbadia den VfB-Fans als neuer Trainer angekündigt wurde, sagte VfB-Vorstandsvorsitzender Alexander Wehrle zu Bild: "Am Ende zählen die sportlichen Ergebnisse." Er war sich damals sicher, dass Labbadia der Mannschaft Leidenschaft vermitteln werde. "Dann werden auch die Kommentare positiver sein."
Allein, die sportlichen Ergebnisse blieben aus und in vielen Spielen ließ die Mannschaft auch die versprochene Leidenschaft vermissen. Beispielhaft sei hier an die Auftritte in Gelsenkirchen oder gegen Bremen erinnert.
Auch punktemäßig sieht Labbadias Bilanz bislang sehr dürftig aus: In neun Bundesligaspielen gelang dem VfB unter Labbadia lediglich ein Sieg – ein 3:0 gegen den 1. FC Köln. Dazu kommen drei Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim und den 1. FSV Mainz 05. Niederlagen gab es gegen Union Berlin, VFL Wolfsburg, Bayern München, Schalke 04, SC Freiburg, Werder Bremen und RB Leipzig.
VfB mit der Punktausbeute eines Absteigers
Das bedeutet für den Labbadia-VfB eine unterirdische Punktausbeute von durchschnittlich 0,55 Punkten pro Spiel. Auf die Saison hochgerechnet entspricht das aufgerundet 19 Punkten. Das bedeutet den sicheren Abstieg.
Zum Vergleich: Vorgänger und Interimscoach Michael Wimmer holte immerhin drei Heimsiege und damit bei drei Auswärtsniederlagen durchschnittlich 1,5 Punkte pro Spiel. Allerdings: Vor-Vorgänger Pellegrino Matarazzo holte in seinen neun Spielen keinen Sieg bei fünf Unentschieden sowie vier Niederlagen und damit 0,56 Punkte pro Spiel – war also ähnlich erfolglos wie Labbadia.
- VfB unter Pellegrino Matarazzo: 5 Punkte in 9 Spielen – 0,56 Punkte pro Spiel
- VfB unter Michael Wimmer: 9 Punkte in 6 Spielen – 1,5 Punkte pro Spiel
- VfB Unter Bruno Labbadia: 6 Punkte in 11 Spielen – 0,55 Punkte pro Spiel
Auch was die Gegentore betrifft, liegt die Labbadia-Elf noch hinter den Matarazzo-Aufstellungen. Jeweils 14 Tore kassierten die Schwaben in neun Spielen unter den beiden Coaches. Unter Michael Wimmer waren es 13 Gegentreffer in nur sechs Spielen. Unter Labbadia (1,0 pro Spiel) wurden genauso wenige Tore erzielt wie unter Matarazzo (1,0 pro Spiel). Unter Wimmer waren es neun Tore in sechs Spielen (1,5 pro Spiel).
- VfB unter Pellegrino Matarazzo: 9:14 Tore in sechs Spielen – 1,0:1,6 Tore im Schnitt
- VfB unter Michael Wimmer: 9:13 Tore in sechs Spielen – 1,5:2,2 Tore im Schnitt
- VfB Unter Bruno Labbadia: 11:18 Tore in neun Spielen – 1,0:1,64 Tore im Schnitt
Labbadia-Elf ist deutlich älter als zuvor
In puncto Altersdurchschnitt hat sich die Startelf unter Labbadia im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern ebenfalls deutlich verändert. Im Durchschnitt ist sie mehr als 1,5 Jahre älter als die seiner Vorgänger – was zum großen Teil auch an Winter-Neuzugang Genki Haraguchi liegt. Der ist mit seinen 31 Jahren schon einer der ältesten Spieler in der VfB-Elf.
- VfB unter Pellegrino Matarazzo: 24,5 – ältester Kader: 25,2 (gegen Wolfsburg), jüngster: 24 (gegen Schalke, Bremen und Leipzig)
- VfB unter Michael Wimmer: 24,4 - ältester Kader: 25,1 (gegen Gladbach), jüngster: 23,6 (gegen Leverkusen)
- VfB Unter Bruno Labbadia: 25,9 – ältester Kader: 26,7 (gegen Freiburg und Wolfsburg), jüngster: 24,8 (gegen Mainz und Hoffenheim)
Bruno Labbadia setzt im Abstiegskampf auf Erfahrung. Eigengewächse wie Lilian Egloff haben es da schwer. Er kam unter Labbadia nur zu einem Kurzeinsatz gegen Leipzig. Unter Wimmer und Matarazzo sammelte er immerhin zehn Einsätze in der Bundesliga. Egloff und VfB-Toptalent Thomas Kastanaras kommen, statt Bundesligaluft zu schnuppern, wieder in der Regionalliga zum Einsatz. Dennoch wird Labbdia nicht müde zu betonen, wie jung die VfB-Mannschaft sei. Und das, obwohl die Zahlen eine andere Sprache sprechen.
Es wird eng für Bruno Labbadia
Auch um das Spielsystem von Labbadia gab es in der jüngeren Vergangenheit viele Diskussionen. Vielen Fans und auch zahlreichen Sportjournalisten fiel auf, dass vor allem die beiden positionsfremd eingesetzten Profis Waldemar Anton und Silas Katompa Mvumpa nicht ihre Leistung abrufen konnten.
Anton musste als gelernter Innenverteidiger rechts in der Viererkette ran, Silas als Rechtsaußen fand sich auf der Position des Mittelstürmers wieder. Beide mit überschaubarem Erfolg.
Auch die Laufleistung ist unter Labbadia deutlich besser geworden, die Abwehr steht kompakter, erlaubt sich aber immer noch mitunter haarsträubende Fehler. Dennoch ist der klassische "Trainereffekt" nach einem Wechsel verpufft. Die Mannschaft hat sich unter Labbadia im Vergleich zu Wimmer und Matarazzo nicht verbessert, ist in einzelnen Teilen sogar schlechter geworden und steht zurecht auf dem letzten Tabellenplatz. Gut möglich, dass die Zeit für Labbadia bald endet. Bei diesen Horrorzahlen auch keine Überraschung.
- Eigene Recherchen
- vfb.de: "Bruno Labbadia wird VfB-Cheftrainer"
- bild.de: "Als Rechtsverteidiger! Labbadia lobt Anton"
- bild.de: "Das ändert sich jetzt beim VfB!" (kostenpflichtig)