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Baden-Württemberg: Wie hoch ist das Risiko für ein Erdbeben wie in Marokko?


Erdbeben-Gefahr im Südwesten
Wie hoch ist das Risiko für eine Katastrophe wie in Marokko?

Von t-online, rbe

11.09.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0303470844Vergrößern des BildesDie Zahl der Toten bei dem Erdbeben in Marokko steigt: Kann es auch in Deutschland zu gefährlichen Erdbeben kommen? (Quelle: IMAGO)
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Baden-Württemberg ist das seismisch aktivste Bundesland. Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es hier zu einem Erdbeben wie in Marokko kommt?

Die Bilder aus Marokko sind erschütternd: Mehr als 2.000 Menschen sind bei einem schweren Erdbeben ums Leben gekommen, ganze Dörfer sind zerstört. Auch in Deutschland fragen sich viele Menschen, ob so etwas hier passieren könnte. Vor allem im Südwesten, wo die Erde immer wieder bebt.

Nirgends in Deutschland ist die Erdbeben-Gefahr nämlich größer als in Baden-Württemberg. Das liegt daran, dass sich in dieser Region viele tektonische Brüche befinden, an denen sich die Erde verschiebt. Diese Bewegungen können zu Spannungen im Untergrund führen, die sich schließlich in Form von Erdbeben entladen.

Erde bebt im Südwesten täglich

"Dass die Erde bebt, ist in Baden-Württemberg deshalb tatsächlich Alltag", sagt Martin Hensch vom Landeserdbebendienst (LED), der zum Regierungspräsidium Freiburg gehört, dem "Südkurier". Die meisten dieser Beben seien aber so schwach, dass man sie überhaupt nicht wahrnehme.

Der LED überwacht die Seismizität in Baden-Württemberg und angrenzenden Gebieten mit einem flächendeckenden Netz von Erdbebenmessstationen. Die Experten registrieren täglich mehrere kleine Beben, die meist nicht spürbar sind. Aber auch stärkere Erschütterungen kommen immer wieder vor.

Durchschnittlich einmal pro Monat kommt es dem LED zufolge auch zu lokal leicht spürbaren Erdbeben im Südwesten. Und etwa einmal pro Jahrzehnt sei hier mit mittelstarken Erdbeben zu rechnen, die regional zu Gebäudeschäden und Betriebsstörungen in größerem Umfang führen können.

Erdbeben melden

Auch Bürger können Beben online an das LED melden. Der letzte Eintrag stammt vom 2. September 2023. Mehr als 150 Menschen meldeten an diesem Tag eine Erschütterung im Landkreis Konstanz. Das Epizentrum lag der Datenbank zufolge in Singen mit einer Magnitude von 2,9. Im Juni wurden mehrere Beben im selben Landkreis mit einer Magnitude von über 3 registriert.

Mit einer Magnitude von 5,8 in Albstadt auf der Schwäbischen Alb wurde am 16. November 1911 das stärkste Erdbeben der jüngsten Zeit im Südwesten Deutschlands gemessen.

Es entstanden damals Schäden an rund 6.250 Gebäuden. Danach wurden die Bauvorschriften dementsprechend angepasst, dass Gebäude Erdbeben in dieser Größenordnung überstehen müssen. Somit würden voraussichtlich weniger Schäden entstehen, sollte es erneut zu starken Erschütterungen kommen.

Was bedeutet Magnitude?

Die Magnitude gibt die Stärke eines Erdbebens (freigesetzte Energie) an seinem Entstehungsort an. Diese wird aus den an den Erdbebenmessstationen aufgezeichneten Seismogrammen ermittelt. Ein Erdbeben einer bestimmter Magnitude wird also in verschiedenen Regionen mit unterschiedlicher Intensität wahrgenommen.

"Am häufigsten und am stärksten treten Erdbeben weltweit an den Grenzen zwischen tektonischen Platten auf", erklärt Martin Hensch vom LED der Deutschen Presse-Agentur. Unter Baden-Württemberg verlaufen hingegen keine direkten Plattengrenzen. Die Region liegt auf der eurasischen Platte – ein gutes Stück nördlich der Plattengrenze.

Hier gebe es aber sogenannte Schwächezonen wie den Oberrheingraben und die Albstadtscherzone auf der Zollernalb, so Hensch. Dort würden Erdbeben hauptsächlich durch Druck der afrikanischen Platte auf die eurasische Platte erzeugt. Die Rede ist dann von "Intraplattenseismizität" – intra für innerhalb.

Die seismisch aktivsten Regionen im Südwesten

Die Kollision der beiden Platten hat unter anderem auch die Alpen aufgefaltet. Die seismisch aktivsten Regionen in Baden-Württemberg seien der Oberrheingraben, die Zollernalb und die Bodenseeregion.

"Starke Erdbeben mit katastrophalen Auswirkungen sind in Baden-Württemberg zwar sehr selten, aber nicht ausgeschlossen", betont Martin Hensch. Ein Erdbeben wie jetzt in Marokko sei aber im Südwesten nicht überliefert und nur schwer vorstellbar. Letztlich ließen sie sich jedoch nicht vorhersagen.

Um sich auf den Ernstfall vorzubereiten, empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz folgende Maßnahmen:

Verhalten während eines Erdbebens

  • Bleiben Sie im Gebäude. Sie können durch herabfallende Gegenstände verletzt werden.
  • Halten Sie sich von Fenstern und Glastüren fern. Glassplitter können Sie verletzen.
  • Suchen Sie Schutz beispielsweise unter einer Türzarge oder einem Tisch.
  • Meiden Sie Fahrstühle.
  • Wenn Sie sich im Freien befinden, meiden Sie die Nähe von Bauwerken.

Verhalten nach dem Erdbeben

  • Denken Sie an die Gefahr von Nachbeben.
  • Sobald Sie schwere Bauschäden erkennen, verlassen Sie umgehend das Gebäude, und betreten Sie es erst wieder, wenn ein Sachverständiger dies für unbedenklich hält.
  • Stellen Sie Versorgungsleitungen (Gas, Wasser, Strom) bis zur Prüfung ab.
  • Helfen Sie verwundeten oder verschütteten Menschen und leisten Sie Erste Hilfe.
  • Wählen Sie bei Verletzungen, Bränden oder Wasserschäden den Notruf der Feuerwehr (112).
Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • lgrb-bw.de: Informationen zu Erdbeben im Südwesten (abgerufen am 11.9.2023)
  • bbk.bund.de: Verhalten bei Erdbeben (abgerufen am 11.9.2023)
  • suedkurier.de: Welche Erdbeben-Stärke ist in Baden-Württemberg denkbar (abgerufen am 11.9.2023)
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