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Herrenberg: Bilder von Holocaust-Überlebenden mit Hakenkreuzen beschmiert


"Demütigend und respektlos"
Fotos von Holocaust-Überlebenden mit Hakenkreuzen beschmiert

Von t-online, mtt

26.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Eines der beschmierten Portraits: Der Fotograf Luigi Toscano veröffentlichte das Bild am Dienstag bei Instagram.Vergrößern des BildesEines der beschmierten Portraits: Der Fotograf Luigi Toscano veröffentlichte das Bild am Dienstag bei Instagram. (Quelle: instagram.com/toscano7327)
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Jemand hat Hakenkreuze und Hitlerbärte auf Portraits von Holocaust-Überlebenden gemalt. Die Polizei sagt, es sei "nicht von einer politischen Motivation auszugehen".

In der Nacht zu Dienstag sind auf dem Schulhof einer Realschule in Herrenberg (Landkreis Böblingen) vier großformatige Bilder mit schwarzer Sprühfarbe beschmiert worden. Die Portraits zeigen Überlebende des Holocausts – ihre Gesichter wurden mit Hakenkreuzen und Hitlerbärten versehen.

Die Fotografien gehören zum Erinnerungsprojekt "Gegen das Vergessen" des deutsch-italienischen Fotografen und Filmemachers Luigi Toscano. Seit 2014 trifft und porträtiert er eigener Auskunft zufolge dafür weltweit Überlebende der NS-Verfolgung. Sein Ziel: So lange die Opfer der Nazis noch leben, sollen sie berichten und ihre persönlichen Geschichten erzählen.

Rund eine Million Menschen weltweit haben die Ausstellung bereits gesehen, sie machte bisher unter anderem in Pittsburgh, Kiew, New York, Washington und San Francisco Station. Jetzt hatte Toscano 20 seiner großformatigen Bilder der Jerg-Ratgeb-Realschule in Herrenberg zur Verfügung gestellt.

Polizei: Zwölfjähriger hat sich bekannt

Nachdem vier davon unmittelbar nach der Ausstellungseröffnung am Montag beschmiert worden waren, zeigte er sich schockiert. Bei Instagram sprach er von einem "antisemitischen Anschlag".

Die Polizei sieht das zumindest aktuell anders. Am späten Dienstagnachmittag meldeten die Beamten, ein Zwölfjähriger habe sich mittlerweile zu der Tat bekannt. Ermittlungen des Polizeireviers Herrenberg sowie der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg hätten zu dem Jungen geführt. "Aufgrund der Umstände ist nicht von einer politischen Motivation auszugehen", heißt es in der Polizeimitteilung.

Antisemitismusbeauftragter besucht Schule

Ist es wirklich nur ein Dummejungenstreich gewesen? Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume will den Fall jedenfalls nicht so einfach abhaken: Er kündigte an, die Schule am Mittwoch zu besuchen.

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Oberbürgermeister Thomas Sprißler (parteilos) verurteilte unterdessen die Schmierereien. "Es ist demütigend und respektlos, dass die Porträts der Zeitzeugen diffamiert wurden." Der Schaden an den Bildern beläuft sich nach Angaben des Künstlers auf etwa 2.000 Euro. Es ist nicht das erste Mal, dass sie verunstaltet wurden. "In Wien hat es im Jahr 2018 einen ähnlichen Anschlag auf meine Plakate gegeben", sagte Toscano.

Ausstellung bleibt in Herrenberg

Die Ausstellung soll auch nach der Attacke weiter geöffnet sein. Schulleiter Alexander Riegler: "Die Ausstellung dient dazu, die Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zu halten und weiterzutragen. Und das werden wir weiter tun. Jetzt erst recht."

Auch Fotograf Toscano ist dieser Ansicht: "Ich glaube, das wäre jetzt das falsche Zeichen, abzubauen und nach Hause zu gehen", sagte er dem SWR. Schüler, die die Ausstellung betreuen, hätten ihn gebeten, die Portraits bis zum geplanten Ende der Ausstellung am 13. Oktober in Herrenberg zu lassen: um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie sich nicht beugen werden.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • instagram.com: Beitrag von Luigi Toscano vom 26. September 2023
  • swr.de: "Luigi Toscano zu seinen beschmierten Fotografien in Herrenberg"
  • presseportal.de: Mitteilung des Polizeipräsidiums Ludwigsburg vom 26. September 2023
  • luigi-toscano.com: Informationen zur Ausstellung "Gegen das Vergessen"
  • jrs-herrenberg.de: "Holocaust-Erinnerungsprojekt von Luigi Toscano zu Gast an der JRS"
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