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Stuttgart: Krawallnacht gibt Richtern Rätsel auf


Trotz Verurteilungen
Stuttgarter Krawallnacht gibt Richtern Rätsel auf

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 08.06.2021Lesedauer: 2 Min.
Menschen stehen vor einem geplünderten Geschäft in der Marienstraße: Auch fast genau ein Jahr danach fehlt dem Stuttgarter Amtsgericht eine plausible Erklärung für die Krawallnacht.Vergrößern des BildesMenschen stehen vor einem geplünderten Geschäft in der Marienstraße: Auch fast genau ein Jahr danach fehlt dem Stuttgarter Amtsgericht eine plausible Erklärung für die Krawallnacht. (Quelle: Archivbild/Julian Rettig/dpa-bilder)
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In den Strafverhandlungen um die Krawallnacht in Stuttgart konnten die Richter bisher keine plausible Erklärung erarbeiten – und die haben die Angeklagten offenbar selbst nicht.

Fast genau ein Jahr nach der Krawallnacht in Stuttgart: Auch nach den meisten Verhandlungen gegen die Randalierer ist den Juristen der Grund der Eskalation ein Rätsel. Das liegt auch an den Aussagen der Täter.

Bis Ende Mai sind am Stuttgarter Amtsgericht 64 Urteile zur Krawallnacht gesprochen worden, die meisten vor dem Jugendschöffengericht, viele wegen schweren Landfriedensbruchs oder gefährlicher Körperverletzung. Unter anderem wurden mehrjährige Haftstrafen verhängt.

Täter waren bis zu Krawallnacht "unauffällig"

Trotzdem hätten die Strafverhandlungen wenig zur Erhellung beigetragen: "Das Überraschende war eigentlich, dass die Täter in ihrer überwiegenden Mehrheit und bis zu jener Nacht unauffällig gewesen sind", so Gerichtspräsident Hans-Peter Rumler.

Es habe keine Brüche in den Lebensläufen der Täter gegeben, kaum Vorstrafen, die meisten angeklagten Jugendlichen und Heranwachsenden seien in Deutschland geboren, aufgewachsen und sozialisiert worden, viele hätten einen Ausbildungsplatz, sagte Amtsrichter Joachim Spieth. Man könne nicht sagen, dass die Angeklagten auf der "Schattenseite des Lebens" standen.

Demnach hätten Gruppendynamik und Alkohol sicherlich eine Rolle gespielt. "Aber in den Verhandlungen konnten sich die meisten Angeklagten die Gewalt selbst nicht mehr erklären", so Spieth.

Verurteilungen mithilfe sozialer Medien und Gesichtserkennung

In den meisten Fällen konnte die Staatsanwaltschaft Videomaterial vor allem von Handys und aus sozialen Netzwerken wie Instagram, Facebook und Tiktok auswerten, außerdem wurden sogenannte Super-Recognizer mit guter Gesichtswiedererkennung eingesetzt.

Nach Angaben des Innenministeriums sind bislang 141 Tatverdächtige im Zusammenhang mit den Ausschreitungen ermittelt und 82 Haftbefehle erlassen worden. "Aktuell befinden sich noch fünf Tatverdächtige in Untersuchungshaft", sagte ein Ministeriumssprecher.

Rumler und Spieth äußerten Zweifel, ob die Urteile potenzielle Nachahmer von ähnlichen Gewaltausbrüchen fernhalten könnten: "Man hätte meinen können, dass sich eine solche Vielzahl an Haftbefehlen rumspricht und abschreckt", sagte Spieth. Es habe sich jedoch nichts Wesentliches verändert, wie jüngste Auseinandersetzungen junger Menschen in Stuttgart, Heidelberg, Tübingen und Freiburg gezeigt hätten.

Juristen betonen "Bedeutung des Bestrafens"

"Es bleiben Fragezeichen, und wer mit offenen Augen durch die Straßen zieht, der nimmt wahr, dass sich die Lage offensichtlich nicht entspannt hat." Man dürfe die Bedeutung des Bestrafens nicht überschätzen, sagte Rumler.

Am späten 20. Juni 2020 hatten Dutzende – vor allem Jugendliche und junge Männer – nach einer Drogenkontrolle in der Stuttgarter Innenstadt randaliert. Polizisten waren bedroht, beworfen, getreten und verletzt, Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert worden.

Die Vorfälle waren weit über Stuttgart hinaus als "Krawallnacht" bekannt geworden und hatten für hitzige Debatten gesorgt. Videoüberwachung, Alkohol- und Aufenthaltsbeschränkungen wurden diskutiert, erste Kameras an zentralen Plätzen geplant und aufgestellt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Nachrichtenagentur dpa
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