Soul-Stars auf der Yacht: Neue Folge von "Too Slow To Disco"
Berlin (dpa) - Vรถllig unerwartet hat sich die Albumreihe "Too Slow To Disco" zu einem Phรคnomen der Musikindustrie entwickelt.
Cooler, sรผndhaft teuer produzierter US-Poprock der 70er und 80er Jahre, lange Zeit als oberflรคchliche Cocktailmusik verschrien, erlangt in den Zusammenstellungen des Berliners Marcus Liesenfeld alias DJ Supermarkt neue Wertschรคtzung - und ein breites Publikum. Mit seinem neuesten Coup "Too Slow To Disco presents: Yacht Soul - The Cover Versions" legt Liesenfeld nun die perfekte Sommerplatte 2021 vor.
Nach den teilweise berรผhmten, meist aber vergessenen Kรผnstlern des ironisch benannten "Yacht Rock", die der Trรผffelsucher seit 2013 mit seinen Kompilationen vorstellte, geht es nun um schwarze Musik im Westcoast-Pop-Gewand, oder umgekehrt - also "Yacht Soul". Da singen die Pointer Sisters dann "Dirty Work" von der Edelpop-Truppe Steely Dan, oder Aretha Franklin zeigt, was man mit einer Riesenstimme aus "What A Fool Believes" von den Doobie Brothers so machen kann.
Auch Funk- und Jazz-Stars wie Chaka Khan, Dee Dee Bridgewater, Quincy Jones oder Billy Paul (mit einer bewegenden Hommage an Martin Luther King) sind in wunderbaren Coverversionen von ursprรผnglich "weiรen" Popsongs zu hรถren. Daneben aber auch, wie bei Liesenfeld รผblich, einige weitgehend unbekannte, gleichwohl hervorragende Sรคnger.
"Die Geschichte schwarzer Kรผnstlerinnen und Kรผnstler, die รผberwiegend Songs weiรer Autoren und Performer covern, ist lang und geht zurรผck bis an den Anfang des 20.Jahrhundert", erklรคrt der New Yorker Musikexperte Greg Caz in einem Pressetext zu "Yacht Soul". Und fรผgt hinzu: "Diese Cover entstanden aus vielen musikalischen und kommerziellen Grรผnden: Vom Verlangen, mehr weiรe Hรถrerinnen und Hรถrer zu erreichen, bis hin zum simplen Fakt, dass der gecoverte Song gemocht wurde - gepaart mit dem Gefรผhl, man kรถnne etwas Persรถnliches und Einzigartiges hinzufรผgen."
Mission erfรผllt - und das gleich 16-fach, vom Opener "Summer Breeze" (The Main Ingredient) bis zu "This Is It" (Millie Jackson). Einziges Problem: Selbst DJ Supermarkt wird Probleme haben, diese tanzbare, glitzernde Soul-Ausgabe von "Too Slow To Disco" nochmals zu toppen.