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Roland Kaiser über Gendern: "Man muss die Sprache korrigieren"


Über das Gendern
Roland Kaiser: "Man muss die Sprache korrigieren"

InterviewVon Sebastian Berning

Aktualisiert am 15.09.2022Lesedauer: 5 Min.
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Quelle: Sven Ellger/imago images

Roland Kaiser hat eine unerwartete Meinung zum Gendern – nicht die einzige Überraschung im t-online-Interview. Der Sänger verrät auch, wieso er sich um seine Kinder sorgt.

Seine drei erwachsenen Kinder halten ihn noch immer auf Trab. Sie sind der Grund, warum sich Roland Kaiser eigenen Angaben zufolge geistig noch jung fühlt. Dabei ist der Musiker am 10. Mai dieses Jahres 70 Jahre alt geworden. Im Gespräch mit t-online gibt der "Santa Maria"-Sänger seine Ansichten zum Gendern, zu gesellschaftlichen Brüchen, aber auch zu Dreiecksbeziehungen preis.

t-online: Herr Kaiser, sind Sie Optimist?

Roland Kaiser: Ich bin als solcher geboren, ja.

Ihr Song "Zuversicht" zeigt Probleme während der Pandemie auf. Wie haben Sie diese gesellschaftliche Ausnahmesituation erlebt?

Dieser Song adressiert nicht nur gesellschaftliche und politische Diskrepanzen. Wir brauchen einfach Zuversicht. Das gilt für alle Bereiche des Lebens. Aber wir haben gerade während der letzten zwei Jahre eine schwere Krise bewältigen müssen. Und das wird nicht die letzte sein. Da brauchen wir Zusammenhalt und Zuversicht.

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Bereitet es Ihnen Sorge, dass Ihre Kinder noch viele Jahre auf dieser Welt leben werden?

Die Anstrengungen, die wir unternehmen müssen, sind natürlich mannigfaltig, damit die Leben unserer Kinder lebenswert sind. Es gilt auch, so weit darüber nachzudenken, was überhaupt Lebensqualität ist. Ist Lebensqualität das dritte Auto in der Familie oder der fünfte Fernsehapparat oder ist es nicht eher sauberes Wasser und saubere Luft? Das gilt es zu definieren.

Wie definieren Sie denn Lebensqualität?

Für mich bedeutet Lebensqualität, dass man gesund ist. Gleichzeitig versuche ich mir immer ins Gedächtnis zu rufen, nachhaltig zu handeln, da noch Generationen nachfolgen.

Glauben Sie, die vielen Diskussionen zu den vielen Problemen der heutigen Zeit tragen Früchte?

Ja, das glaube ich. Weil ich an der jungen Generation merke, dass diese sehr viel bewusster an die Probleme rangeht. Die jungen Menschen von heute sind bereit, umzudenken. Insofern bin ich in positiver Stimmung und Optimist.

Sie haben Kinder, die dieser Generation angehören. Konnten Sie sich etwas abschauen?

Ich stehe im ständigen Diskurs mit meinen Kindern. Der Satz, den ich früher nicht so ganz verstanden habe, "Kinder halten jung", den begreife ich heute. Ich lerne von ihnen, ihre Perspektive einzunehmen und diese mit meiner abzugleichen. Ich will nicht starrköpfig und stur werden. Durch den Diskurs mit meinen Kindern bleibe ich neugierig und jung.

Haben Sie ein Beispiel für diesen Diskurs?

Wir Menschen, die wir seit vielen, vielen Jahrzehnten Sprachen und Umgangsformen haben, lernen durch Kinder, das Thema mit dem Gendern anders zu nehmen. Ich finde, sich damit auseinanderzusetzen und den Gedanken hinter dem Gendern zu verstehen, ist etwas Positives. Das ist auch für ältere Menschen ein vernünftiger Lernprozess.

Das ist eine sehr moderne und junge Betrachtungsweise.

In der sprachlichen Entwicklung steckt eine Menge Toleranz und Reflektion. Man muss die Sprache korrigieren. Manche Begriffe und Redewendungen sind Hunderte von Jahren alt. Das ist nicht immer zeitgemäß. In der Sprache entwickelt sich ein neues Bewusstsein, und wir müssen uns dieser Entwicklung stellen.

Machen Sie diese kleine Pause beim Gendern, wenn Sie reden?

Nein, ich mache das anders. Ich sage beispielsweise "Schülerinnen und Schüler" oder "Zuschauerinnen und Zuschauer". Auch wenn das Gendern eine aktuelle Debatte ist, habe ich das eigentlich schon immer so gemacht. Bestimmte Dinge, wie diese Pause, muss man noch dazulernen.

Wo bestimmt auch viele etwas dazulernen können, ist beim Thema Liebe. Auf Ihrem Album "Perspektiven" singen Sie über Dreiecksbeziehungen, offene Beziehungen, die neumodische Freundschaft Plus. Ist die Welt der Liebe heute offener?

In den Zwanziger- und Dreißigerjahren war die Lebensform der Menschen noch viel ausschweifender, als es heute der Fall ist. Ich glaube, dass meine Lieder eine Sichtweise auf verschiedene Modelle der Liebe zeigen. Das Stück "Er, sie und er" ist ein Modell, das Menschen miteinander vereinbart haben. Der ältere Mann sagt zu der jüngeren Frau, dass sie einen jüngeren Liebhaber haben soll. Da treffen drei Menschen ein Arrangement, finden eine Alternative zu klassischeren Modellen.

Aber das wäre keine Option für Sie?

Nein. Ich finde diese Geschichten und Gedanken allerdings für ein Album wichtig. Man sollte diese Diskussionen über Liebe und Lust nicht immer eindimensional führen.

Muss man auch in der Liebe die eigenen Wünsche einfach mehr ansprechen?

Wenn Sie in der Situation stecken, dann müssen Sie reden. Natürlich.

Ein anderer Song trägt den thesenhaften Titel "Gegen Liebe kommt man nicht an". Ist das ein Learning Ihres Lebens?

Nein, das ist ein Lied, bei dem mir die Zeile gefallen hat (lacht). Aber es ist ein Statement, welches per se stimmt. Wenn man vor der Liebe nicht gerade flieht, hat man gegen dieses Gefühl keine Chance.

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Sie machen seit fast 50 Jahren Musik. "Perspektiven" ist Ihr 30. Studioalbum. Was treibt Sie an, alle zwei, drei Jahre ins Studio zu gehen und an neuen Songs zu arbeiten? Sie könnten ja auch mit einem Best-of-Set die Konzertbesucher begeistern.

Es kommen immer sehr viele jungen Menschen zu meinen Auftritten. Die kennen die Klassiker genauso gut wie die neueren Lieder. Die können meine Songs genauso synchron mitsingen wie jemand, der schon seit 30 Jahren zu mir kommt. Meine letzten Alben wurden mit Gold und Platin veredelt. Meine Musik ist also noch zeitgemäß, und ich finde es spannend, diesen Spagat zu schaffen, dass man alte wie neue Fans begeistert. Da stecke ich viel Freude, aber auch viel Ehrgeiz rein.

Ihre drei letzten LPs zählen mit zu Ihren erfolgreichsten. Schmerzte die Corona-bedingte Konzertpause da umso mehr, weil man diesen Run unterbrechen musste?

Ich habe letzten Sommer sieben Open-Airs absolvieren können und war der einzige deutsche Künstler, der 2021 eine große Arenatournee gespielt hat. Wir haben mit den Gesundheitsämtern der jeweiligen Städte ein sehr gutes Hygienekonzept verabschieden können. Aber ja, es war auch abseits der letzten Erfolge ärgerlich und kam vor allem überraschend.

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Wieso überraschend?

Nun, meine Band und ich, aber auch so viele andere Künstler sind regelmäßig auf Tour. Auf einmal konnten wir unsere Arbeit nicht mehr ausüben. Das war für die Veranstaltungsbranche bedrohlich. Ich selbst habe mich mit kreativen Projekten, wie meiner Autobiografie "Sonnenseite", beschäftigt. Ich sagte ja schon, dass ich Optimist bin. Ich hatte nie die Sorge, dass dieser Zustand ewig währt, aber ich bin froh, dass die Kulturbranche wieder ihren Betrieb aufnimmt.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Roland Kaiser
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