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Hurricane und Southside 2019: Wie die Festival-Veranstalter mit Unwettern umgehen


"Noch lange keine Absage"
So gehen die Festivalveranstalter mit Unwettern um

Von Janna Halbroth

17.06.2019Lesedauer: 5 Min.
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Hurricane 2018: Die Regenjacke gehört zum Standardgepäck.Vergrößern des Bildes
Hurricane 2018: Die Regenjacke gehört zur Standardausrüstung. (Quelle: Lukas Lau)

Am Wochenende starten das Hurricane und das Southside. Wann ein Festival abgesagt werden muss und wie sich das Publikum mit den Jahren verändert hat, erklärt CEO Stephan Thanscheidt im Interview.

Wer sich ein Ticket für das Hurricane- oder Southside-Festival kauft, der erwirbt damit auch die Aussicht auf ein Wochenende im Regen, Schlamm und Matsch. Gewitter und starke Schauer haben fast schon eine Tradition. Einzelne Konzerte mussten bereits abgesagt, das Southside musste sogar schon komplett vorzeitig beendet werden. Leicht sind die Entscheidungen, die meist spontan getroffen werden müssen, nicht.

CEO Stephan Thanscheidt vom Veranstalter FKP Scorpio, der unter anderem die Festivals Hurricane, Highfield, Deichbrand, A Summer's Tale, Chiemsee Summer oder Southside organisieren, spricht im t-online.de-Interview darüber, wie sich die Festivalbesucher, aber auch das Festival an sich mit der Zeit verändert haben und was die größten Herausforderungen für die Veranstalter sind.

t-online.de: Herr Thanscheidt, wie bereitet sich Ihr Team auf mögliche Unwetter vor?

Stephan Thanscheidt: Wir sind selbstverständlich im Rahmen unseres Sicherheitskonzepts für den Fall eines Unwetters gerüstet, und unsere Meteorologen beobachten die Situation vor Ort genau. Konzert- oder Festivalabsagen sind aber immer Entscheidungen, die in der sogenannten Koordinierungsgruppe, bestehend aus allen relevanten Sicherheitsbehörden und dem Veranstalter, unter Berücksichtigung aller Details zur Lage getroffen werden. Grundsätzlich geht die Sicherheit unserer Gäste immer vor. Aufziehende Unwetter werden so weit wie möglich vor dem Eintreffen von den Meteorologen angekündigt und lösen das außerplanmäßige Treffen der Koordinierungsgruppe aus. Auf Basis der vorliegenden Informationen werden in der Gruppe erste Entscheidungen getroffen: Wann wir das Publikum informieren, ob wir unsere vorbereiteten Texte anpassen und wenn ja, welche Informationen wir hinzufügen.

Wann wird ein Festival aufgrund des Wetters abgesagt?

Grundsätzlich muss man in der heutigen Zeit immer wieder mit kleineren oder größeren Unwettern rechnen – wir merken daher auch bei unserem Publikum schon eine gewisse Gelassenheit, und Evakuierungen haben wir als europaweiter Veranstalter mit rund 20 Festivals im Jahr schon mehrmals erfolgreich durchgeführt. Und das Wichtigste ist: Ein aufziehendes Unwetter ist noch lange keine Absage des Festivals! Wir planen in erster Linie immer nur eine Unterbrechung des Festivals, keine Absage. Die Absage ist ein noch viel selteneres Ereignis – welches wir in 22 Jahren Festivalerfahrung mit dem Southside 2016 und Chiemsee Summer 2017 nur zweimal erlebt haben, wobei unser Umgang mit dem Unwetter auf dem Southside 2016 mit dem European Festival Award ausgezeichnet wurde.

Wie hat sich das Hurricane- und Southside-Publikum in den letzten Jahren verändert?

Das Publikum hat sich in Bezug auf Musikgeschmack, Erwartungen und Bedürfnisse diversifiziert: Heute ist es kein Gegensatz mehr, gleichzeitig Pop und Punk gut zu finden. Genres sind durchlässiger geworden, die Hörgewohnheiten unserer Gäste entsprechend vielseitig. Wir schätzen diese Vielfalt, aber wichtig ist uns auch, dass wir unsere Identität als Hurricane trotzdem nicht verlieren und ein roter Faden erkennbar bleibt. Gestiegen sind auch die Ansprüche an Unterbringung, Komfort und Gastronomie, was auch auf eine Veränderung der Zielgruppe hinweist: Wir haben in diesem Jahr außerdem so früh wie noch nie Tagestickets in den Verkauf gegeben, denn die Nachfrage von älteren Musikfans ist merklich gestiegen.


Leute also, die Foo Fighters, Mumford & Sons, Die Toten Hosen, The Cure, Macklemore oder Tame Impala live sehen wollen, aber eine Nacht im Zelt eben nicht mehr so gut wegstecken wie jemand mit Anfang 20. Auch hier ist es wichtig, unsere Kernzielgruppe aus jungen Menschen nicht zu vergessen. Komfortable Unterkünfte oder Tagesbesucher stehen dem ursprünglichen Festivalerlebnis nicht entgegen, sofern die anderen Angebote darunter nicht leiden: Trotz steigender Produktionskosten muss es für jeden Geldbeutel das passende Ticket geben.

Für Leute, die noch keine Festivalerfahrung haben: Was ist überhaupt das Besondere an einem Festival wie dem Hurricane?

Das Hurricane ist seit der ersten Ausgabe 1997 eine Institution in der Musiklandschaft und hat dementsprechend viel Geschichte und zahlreiche treue Fans. Gleichzeitig hat sich das Festival über mehr als 20 Jahre natürlich auch verändert – diese Mischung aus Tradition und Innovation spürt man vor Ort deutlich: Viele Gäste kennen sich, es gibt lieb gewonnene Traditionen und Rituale, und in jedem Jahr kommen neue dazu. Besonders ist auch die Verankerung des Hurricane in der Region: Es ist nicht selbstverständlich, wie die ganze Region hinter dem Festival steht: Von den Landwirten und Anwohnern über die Politik bis hin zu lokalen Unternehmen, der Feuerwehr, der Jägerschaft oder der Dorfjugend, die den weltweit vielleicht einzigartigen Bollerwagen-Shuttleservice anbietet. Kurzum: Das Hurricane wäre nichts ohne die Unterstützung aus der Region, die Atmosphäre vor Ort ist dementsprechend familiär.

Und das gewisse Etwas bei Festivals im Allgemeinen?

Festival-Gigs sind für Künstler und Publikum ohnehin etwas ganz Besonderes: Die Atmosphäre ist grundlegend anders, wenn die Mehrheit der Zuhörer für ein paar Tage ihrem Alltag entflieht, anstatt in Gedanken schon beim Rückweg oder der Arbeit am nächsten Morgen zu sein. Das versteht nur, wer einmal ein mehrtägiges Festival besucht hat.

Welche Herausforderungen stellen sich heute bei der Planung eines Festivals?

Hauptsächlich sind das die gestiegenen Kosten für Produktion, Programm und Sicherheit. Allein die Künstlergagen haben sich in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt verdoppelt, was wir aber natürlich nicht einfach an unsere Besucher weitergeben wollen. Uns ist wichtig, dass man für den jetzigen Preis ein Angebot bekommt, das im Programm und im Service keine Wünsche offen lässt. Bislang ist uns das gut gelungen, wir sind sehr zufrieden mit unserem starken Line-up und weiteren Verbesserungen der Veranstaltung selbst. Vieles davon ist für Besucher übrigens unsichtbar, beispielsweise investieren wir einen Millionenbetrag in Entwässerungsmaßnahmen auf dem Hurricane-Gelände, von denen unsere Gäste, aber ganzjährig auch die örtliche Flora und Fauna, erheblich profitieren werden. Außerdem ist das Gelände in diesem Jahr durchgehend mit Gras bedeckt, was sich neben einigen weiteren Überraschungen vor Ort definitiv bemerkbar machen wird.

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Wie gehen Sie mit den gestiegenen Sicherheitsanforderungen um?

Wir sind bereits seit etlichen Jahren in intensivem Austausch mit den Sicherheitsbehörden auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene und haben gemeinsam mit ihnen einen umfangreichen Maßnahmenkatalog umgesetzt, der laufend aktualisiert wird. Diese sichtbaren und unsichtbaren Maßnahmen bedeuten für all unsere Gäste – und auch unsere eigenen Mitarbeiter, Familien und Freunde – vor Ort ein hohes Maß an Sicherheit. Damit dieses Netz aus Vorkehrungen möglichst engmaschig bleibt, sind wir allerdings dazu gezwungen, über einzelne Maßnahmen Stillschweigen zu bewahren. Nur so stellen wir sicher, dass potenzielle Täter nicht an Informationen gelangen, die ihnen bei der Durchführung einer Straftat dienlich sein könnten.

Vielen Dank für das Interview, Stephan Thanscheidt.

Das Hurricane und das Southside finden vom 21. bis zum 23. Juni statt.

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