Sohn von Schlagerstar Julian Reim: "Matthias Reim ist halt mein Papa"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Apfel fällt im Hause Reim nicht weit vom Stamm: Julian Reim, der Sohn von Matthias Reim, will Sänger werden. Im Interview mit t-online spricht er über seinen Kindheitstraum, Liebeskummer und seinen Vater.
Mit "Verdammt, ich lieb dich" wurde Matthias Reim 1990 schlagartig zu einem der größten Schlagerstars des Landes. 30 Jahre später versucht sein Sohn Julian Reim nun, seinen Weg als Sänger zu finden. Statt rockigem Schlagersound will Julian das Publikum eher mit tanzbaren Beats überzeugen. Mit seinen bisherigen Singles stand der Vollblutmusiker bereits auf der Bühne von Florian Silbereisen oder im "ZDF-Fernsehgarten". Mit t-online redet der 24-Jährige über seine Familie, seine Musik und einen schlecht benoteten Aufsatz in der Schule.
t-online: Wie kam es zu Ihrer Single "Euphorie"?
Julian Reim: Der Song ist bereits im Januar entstanden. Es war Winter und ich kam da gerade aus einer Trennung. Eigentlich bin ich ein glücklicher Mensch, aber Trennung und Winterwetter waren keine gute Mischung. Das war echt das Gegenteil einer euphorischen Zeit. Irgendwann wurde ich aber wieder ich selbst und habe mich wieder mehr mit Musik beschäftigt. Ich musste aber erst lernen, wie man alleine sein kann, wenn man keine Partnerin hat. So im Januar ist der Knoten geplatzt, mir ging es gut und ich habe mich mal wieder ans Komponieren gesetzt.
Was versetzt denn Sie in Euphorie?
Ich bin schon recht oft happy, wenn ich Zeit mit Freunden oder meiner Familie verbringen kann. Aber am glücklichsten bin ich unter einem von zwei Umständen: Wenn ich Songs schreibe und im Tonstudio auf Mallorca aufnehme oder wenn ich auf der Bühne stehe. Beim Produzieren kämpfen mein Freund Felipe und ich uns erst einmal durch meine Ideen, die ich daheim aufgenommen habe und arbeiten dran. Aber der Augenblick, wo von einer Demo ein richtiger Song wird, wo man merkt, dass die Nummer auf einem guten Weg ist, dann feiert man sich einfach viel zu sehr ab. (lacht) Der andere Umstand ist Konzerte spielen. Wenn ich an den "Schlagerboom" oder die "Schlager Champions" denke und da steht einfach eine Menschenmasse vor einem und man merkt, dass sie deine Musik gut finden. Das ist das beste Gefühl.
"Euphorie" ist ein Song über das Tanzen. Sind Sie ein Clubgänger oder wie sieht bei Ihnen ein idealer Freitagabend aus?
Ich gehe schon gerne in Clubs, aber am liebsten sitze ich einfach mit guten Freunden zusammen und man trinkt ein paar Bierchen, hört Musik oder spielt Brettspiele. Aber wenn ich ausgehe, dann finde ich es toll, mit Menschen zu quatschen. Und dann wird getanzt!
Sie hatten schon Auftritte in Sonntags-Shows wie dem "ZDF-Fernsehgarten". Passen Partys feiern und Arbeiten am Sonntagmorgen zusammen? Oder verpasst man als Schlagermusiker durch den Terminkalender viel?
Klar, es gibt so Abende, wo man vielleicht einen Tag eher ankommt und man sitzt dann an der Hotelbar mit den Kollegen und verquatscht sich. Aber als Profi findet man vielleicht die Hotelbar oder den Club toll, aber das Beste ist dann doch der Auftritt. Ich fühle vor großen Shows eher eine gewisse Aufregung, da fehlt das Durchfeiern am Wochenende gar nicht.
Ihr Vater Matthias Reim ist ein bekannter Sänger. Wann haben Sie selbst den Entschluss gefasst, es als Musiker zu versuchen?
Die erste Hälfte meiner Jugend bin ich bei meiner Mutter in Bergisch Gladbach aufgewachsen und nicht bei Matthias. Trotzdem wollte ich immer Musiker werden. So klischeehaft es klingt: Das war mein Traum, seit ich ein kleiner Junge war. Auf so vielen Kinderfotos habe ich eine Kindergitarre in der Hand oder sitze an einem Piano. Im Kindergarten habe ich auch immer gesagt: "Ich werde Sänger!" Ich war damals zu klein, um zu verstehen, wer Matthias Reim war. Für mich war Matthias Reim halt mein Papa. Später, als ich zu meinem Vater gezogen bin, gab es einen Berufsorientierungskurs an der Realschule. Man sollte aufschreiben, was man später gerne machen würde und was für einen realistisch sei. Auf meinem Blatt stand dann "Rockstar". Das gab eine Vier. (lacht) Dann habe ich ein Praktikum in einem Tonstudio gemacht.
Wie kommt man denn vom Wunsch Rockstar zu werden zu Schlager-Pop?
Ich wollte als Jugendlicher massiv mit meinem Musikgeschmack gegen den Status Quo rebellieren. (lacht) Matthias hört privat ja auch gerne Genesis oder Ozzy Osbourne. Mit dem Rockstar-Dasein konnte ich da also nicht schocken. Durch das Praktikum und das Arbeiten an Musik haben sich meine Ansichten geändert und es hat sich in diese Richtung entwickelt. Ich konnte früher auch Dance-Musik gar nicht leiden, heute liebe ich House.
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Wäre im Hause Reim eigentlich ein anderer Beruf als Musiker möglich gewesen oder wären Papa und Co. auch mit einer Lehre als Bankkaufmann zufrieden gewesen?
Matthias wäre es auch der Sicht eines Vaters wohl lieber gewesen, wenn ich etwas Solideres gemacht hätte. Ich wollte immer Musiker werden, aber man sollte nicht davon ausgehen, dass es direkt gut läuft, nur weil der eigene Vater ein erfolgreicher Musiker ist. Und Matthias war nicht sofort begeistert, weil er weiß, wie schwer dieser Job ist, woran es scheitern kann und wie viel Arbeit dahintersteht. Er hat mir gesagt: "Ey, Julian, stell dir das nicht zu einfach vor!" Für ihn wäre es damals sicherlich cooler gewesen, wenn ich eine normale Ausbildung gemacht hätte. Aber ich konnte ihn mit der vielen Arbeit, die ich in die Musik stecke, überzeugen.
Holt man sich denn viele Tipps vom Vater? Oder von Ihrer Schwester Marie, die ebenfalls als Sängerin tätig ist?
Wir haben alle unseren eigenen Kopf und haben alle riesige Egos! (lacht) Christin [Stark, Freundin von Matthias Reim und Sängerin sowie Komponistin, Anm. d. Red.] ist Autorin und arbeitet viel mit Matthias. Marie schreibt ihre Songs selbst oder schreibt mit. Wir sind alle kreativ und haben unsere eigenen Stile. Trotzdem helfen wir uns, meist bei Lyrics. Ich mache EDM mit deutschen Schlagertexten. Matthias ist ja mehr der Rocker und meint dann immer, dass die Gitarren mehr in den Vordergrund müssten, ich finde die Synthies vorne aber besser. Über so etwas reden wir viel. Es keine Diskussion, sondern ein offener Dialog.
- Eigenes Gespräch mit Julian Reim
- Instagram-Kanal von Julian Reim