Das ist der Grund Die Geruchsbelästigung nimmt im Sommer zu

Faulige Eier mitten in der Stadt? Warum es im Sommer in vielen Innenstädten stinkt – und was Abwasser, Hitze und unser Verhalten damit zu tun haben.
An heißen Tagen ein Eis oder einen Eiskaffee in der Fußgängerzone genießen: Die Vorstellung ist schön – die Realität hingegen oft weniger. Denn manchmal, wenn man am kleinen Cafétisch in der Fußgängerzone sitzt, steigt einem mitunter ein unangenehmer Geruch in die Nase, der den Genuss vermiest. Es riecht nach fauligen Eiern oder feuchtem Keller. Warum?
Hinter dem Geruch steckt Schwefelwasserstoff, der aus dem Kanalnetz beziehungsweise durch die Gullydeckel aufsteigt. Der Grund: Wenn es heiß ist, aber kaum geregnet hat, trocknet das Abwassersystem aus. Schmutz wird nicht mehr weggespült, bleibt liegen und beginnt zu faulen. Die Folge ist die Geruchsbelästigung.
Das Problem verschärft sich durch zunehmende Wassersparmaßnahmen, die vor allem im Sommer bei ausbleibendem Regen zunehmen, um den Grundwasserspiegel zu erhalten. Doch durch den geringeren Wasserverbrauch werden die Kanäle nicht ausreichend durchgespült – Ablagerungen und Fäulnisprozesse nehmen zu. Dabei entsteht Schwefelwasserstoff, der nicht nur übel riecht, sondern auch das Kanalnetz angreifen kann.
Manuelle Kanalreinigung notwendig
Um das Problem zu beheben, setzen städtische Wasserbetriebe auf Hochdruckspülungen oder Absaugungen. Teilweise müssen Mitarbeiter sogar in die Kanäle steigen und die Ablagerungen manuell beseitigen. Besonders betroffen sind Stadtgebiete mit viel Gastronomie. Denn dort gelangen verstärkt Öle, Fette und organische Stoffe ins Abwassersystem.
Nicht immer reichen diese Maßnahmen aus. Dann müssen laut den Berliner Wasserbetrieben zusätzliche lokale Lösungen her: etwa Duftüberlagerungen mit ätherischen Ölen, das Einleiten von Eisenschlamm, der Einbau von Aktivkohle- und Biofiltern oder sogar der Bau und Betrieb von Absaug- und Filteranlagen.
Diese Maßnahmen sind jedoch kostspielig und können langfristig die Wasserkosten für Verbraucher erhöhen.
Was jeder selbst tun kann
Schon kleine Veränderungen im Alltag helfen, dass es erst gar nicht so weit kommt: Organische Stoffe gehören nicht in den Abfluss, sondern in den Restmüll oder die Biotonne, raten die Berliner Wasserbetriebe im Gespräch mit t-online. Auch das regelmäßige Spülen der eigenen Hausleitungen kann helfen – also nicht übertrieben sparen, sondern hin und wieder das Wasser durchlaufen lassen.
Kleine Tipps mit großer Wirkung
Trotzdem gilt: Im Haushalt bewusst mit Wasser umzugehen, schont Umwelt und Geldbeutel. Hier einige Tipps:
Wasser wiederverwenden
Leitungswasser ist Trinkwasser – wird aber auch fürs Waschen oder die Toilettenspülung genutzt. Wer das hochwertige Trinkwasser für solche Zwecke sparen möchte, kann beispielsweise eine Leitung für Brauchwasser aus einer Regenwasserzisterne installieren. Auch kleinere Maßnahmen helfen.
Wassersparende Hilfsmittel
Rüsten Sie Armaturen mit sparsamen Mischdüsen, Strahlreglern oder wassersparenden Duschköpfen aus. Lassen Sie den Wasserhahn beim Zähneputzen oder Händewaschen nicht unnötig laufen. Einhebelmischer, Fußhebel oder Lichtschranken helfen dabei, den Wasserfluss effizient zu steuern.
Spartaste und Wasserstopper
Nutzen Sie die Spartaste an der Toilettenspülung oder rüsten Sie den Spülkasten mit einem Wasserstopp aus. Dennoch gilt: Gelegentlich sollte die Spülung vollständig betätigt werden, damit die Leitungen durchgespült werden – so bleiben keine Ablagerungen zurück und unangenehme Gerüche entstehen gar nicht erst. Dasselbe gilt für Badewanne und Spülbecken. Selbst wenn man seltener badet – ab und zu sorgt ein Vollbad nicht nur für Entspannung, sondern auch für saubere Rohre.
Wasser sparen, Kosten senken
Wer Energiekosten senken will, sollte laut Umweltbundesamt besonders beim Warmwasserverbrauch ansetzen. Denn Warmwasser macht im Durchschnitt etwa zwölf Prozent des gesamten Energiebedarfs eines Privathaushalts aus.
- bwb.de "Es riecht aus dem Kanal. Was kann ich tun?"
- Berliner Wasserbetriebe, schriftliches Interview