KleingÀrten klimafreundlich: So entstehen neue WaldgÀrten
Berlin/Kassel (dpa) - LaubblĂ€ser, Pflanzenschutzmittel und Swimmingpools soll es hier nicht geben, auch nicht den klassischen Zaun um den Schrebergarten und eine Laube auf jedem GrundstĂŒck: Im Berliner SĂŒden entstehen nach dem Waldgarten-Prinzip eine Kleingartenanlage und ein Gemeinschaftsgarten. Das Modell soll bundesweit Vorbildcharakter haben.
Auch in Kassel sollen zwei WaldgĂ€rten entstehen. Die WaldgĂ€rten in beiden StĂ€dten werden vomBundesumweltministeriummit rund fĂŒnf Millionen Euro gefördert. In Berlin fördert die Umweltverwaltung das Projekt mit 600.000 Euro.
Struktur von WĂ€ldern wir nachgeahmt
"Ein Waldgarten besteht vorwiegend aus essbaren, mehrjĂ€hrigen Pflanzen, die sich in mehreren Vegetationsschichten teilweise ĂŒberlappen, ganz Ă€hnlich der Struktur von WĂ€ldern", erklĂ€rt Projektkoordinatorin Jennifer Schulz von der UniversitĂ€t Potsdam.
60 Parzellen, ein gemeinschaftlicher Waldgarten und ein Hektar öffentliches GrĂŒn sind in dem Waldgarten-Kleingartenpark geplant, der auch fĂŒr Umweltbildungsprojekte genutzt werden soll.
Schon vor drei Jahren fanden sich Dutzende interessierte Berliner zusammen, um mit der Landschaftsplanerin das neue Projekt anzugehen. Durch Corona verschob sich der Start. Die Ăbergabe der FlĂ€che ist nun im Februar geplant, wie Schulz sagt.
Bislang wurde das etwa drei Hektar groĂe GelĂ€nde vom "Britzer Garten" genutzt, einem fast 70 Hektar groĂen Park. Seit November 2021 habe das Bezirksamt Neukölln die FlĂ€che vorbereitet, erklĂ€rt Schulz.
Obst- und GemĂŒse-Pflanzen wachsen auf verchiedenen Ebenen
FĂŒr den Gemeinschaftsgarten wurden laut Schulz 400 BĂ€ume und 2100 StrĂ€ucher bestellt. NĂŒsse, Ăpfel, Birnen, Pflaumen, Beeren oder GemĂŒse und KrĂ€uter sollen kĂŒnftig auf verschiedenen Ebenen wachsen. "In den KleingĂ€rten mĂŒssen sich die PĂ€chter kĂŒnftig um alles selbst kĂŒmmern und die Parzellen nach dem Leitbild Waldgarten anlegen." Geplant sei, jeweils fĂŒnf bis zehn Parzellen zusammenzuschlieĂen, die nach auĂen hin mit einem Zaun abgegrenzt werden.
Weitere Vorgaben: Zwei ObstbĂ€ume sollen pro Parzelle gepflanzt werden, hier sollen sich die GĂ€rtner untereinander abstimmen, um eine Vielfalt zu schaffen. In nur 40 von 60 Parzellen seien Lauben geplant, so Schulz. Auch gröĂere FreiflĂ€chen wie man sie aus vielen Kleingarten kennt, seien nicht geplant. "Wir wollen keinen nagelscherengepflegten Monokulturrasen", so Schulz.
WiderstandsfÀhiger gegen SchÀdlinge und Trockenheit
InWaldgĂ€rtenbilden Stauden, StrĂ€ucher und BĂ€ume ein eigenes Ăkosystem, sollen sich bereichern und somit weniger anfĂ€llig gegen SchĂ€dlinge, Starkregen oder Trockenheit sein. Bei Hitze sorge das BlĂ€tterdach fĂŒr Schatten - ein Plus in Zeiten des Klimawandels.
Das Waldgarten-Konzept stammt aus den Tropen, aber auch in Europa gibt es bereits WaldgÀrten. In England zum Beispiel beschÀftigt sich Waldgarten-Pionier Martin Crawford seit Anfang der 90er Jahre mit dem Thema. In Devon hat er einen Schaugarten angelegt und mit seinerStiftung Agroforestryerforscht er die Aspekte von WaldgÀrten.
Wie die Klimabilanz des Berliner Waldgartenparks aussehen wird, wollen Schulz und ihr Team von der Uni Potsdam wissenschaftlich untersuchen. Bereits jetzt sind KlimamessgerÀte installiert.