Aussetzen statt wegwerfen Wie Primeln fast das ganze Jahr über blühen
Primeln sind eigentlich ein klassischer Wegwerfartikel. Man kauft sie im Winter gerne wegen ihrer farbenfrohen Blüten, doch die Pflanzen sind anspruchsvoll und verblühen nach wenigen Wochen. Aber: Primeln können tatsächlich über viele Jahre im Garten wachsen.
Primeln (Primula) erblühen zum Winterende so farbenprächtig, dass sie wie ein Fremdkörper im noch kargen Beet vor fahlgrauem Himmel wirken; wie übrig gebliebenes Konfetti nach einem Karnevalsumzug. Im Zimmer aber ist das etwas ganz anderes: Hier ersetzen die kleinen Rosetten schon mal den Blumenstrauß, zumal sie im Winter meist sehr günstig im Handel angeboten werden.
Primeln sind empfindlich
Doch die Pflege der Primel im Haus ist nicht ganz einfach. Sie bekommt in dieser Jahreszeit in geschlossenen Räumen oftmals zu wenig Licht und zu viel Wärme. Ursprünglich hatten die Primeln ihren Platz in den Doppelfenstern, die vor mehr als 100 Jahren gebaut wurden. Dort war es immer kühl, erläutert Anja Maubach, Staudengärtnerin und Gartenarchitektin aus Wuppertal.
Nicht ohne Grund gibt es auch den Vergleich "empfindlich sein wie eine Primel": "Primeln dürfen nicht zu nass und nicht zu trocken stehen", sagt Maubach. Die Folge ist, dass Primeln schnell mal weggeworfen und durch neue Pflanzen ersetzt werden.
Aber es geht auch anders. Die heute im Handel verkauften Primeln haben zwei Elternteile: die Kissenprimel und die Echte Schlüsselblume. Aus deren Ansprüchen an den Standort in der Natur lässt sich viel für die Pflege der Primula-Elatior-Hybriden ableiten.
Nur dann gießen, wenn Substrat wirklich trocken ist
Beide bekamen durchlaufendes Wasser ab – was zwar viel Feuchtigkeit bedeutet, aber zugleich eben auch eine gute Belüftung des Bodens. "Für die Topfkultur ist das eine Herausforderung", betont die Staudengärtnerin. Gerade in beheizten Wohnräumen werde der Wasserverbrauch der Pflanzen durch eine hohe Verdunstung angekurbelt.
Maubach rät: Lieber täglich ein wenig Wasser geben, aber auch nur dann gießen, wenn das Substrat tatsächlich trocken ist. Außerdem sollte die Raumtemperatur über Nacht abgesenkt werden. So ließen sich Primeln gut über mehrere Wochen im Haus halten.
Nach ihrer Blüte können die Pflanzen in den Garten kommen – und dort sogar viele Jahre gedeihen. Ein halbschattiger Platz auf einem eher humosen Boden (zum Beispiel Lehm- oder Sandboden) sei ideal, erklärt Michael Burkart, Kustos des Botanischen Gartens der Universität Potsdam.
Primeln sind auf dem Rasen robuster als Krokusse
Oder man verwildert die Primeln auf dem Rasen – das bedeutet, man überlässt die Pflanzen über mehrere Jahre und ohne Eingriff des Gärtners sich selbst. Sie vermehren sich dann stark und breiten sich zu einem Teppich aus. "Dort sind sie robuster als Krokusse", sagt Burkart. Man könne sogar getrost den Rasen in den Bereichen, in denen die Primeln wachsen, mähen.
Allerdings sollten die Messer nicht zu tief eingestellt sein, damit das Herz der Rosetten nicht beschädigt wird. Aber: "Die Farben werden blasser, weil sich die Pflanzen mit der Zeit versamen", erklärt Burkart.
Quelle:
- dpa