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Wie sich Amerikaner am Minimalismus versuchen


"Bigger is better" war gestern
Wie sich Amerikaner am Minimalismus versuchen

Von dpa
24.10.2018Lesedauer: 3 Min.
Kleines Haus: Der Trend "Tiny Houses" verbreitet sich in Amerika.Vergrößern des BildesKleines Haus: Der Trend "Tiny Houses" verbreitet sich in Amerika. (Quelle: Evgeniy Skripnichenko/getty-images-bilder)
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Jumbo-Packungen und ein Jumbo-Lebensstil galten in den USA lange als Maß aller Dinge. Vereinzelt denken heute aber auch Amerikaner, dass weniger oft mehr ist. Einige befreien sich vom Ballast, schätzen das Leben im Kleinen und feiern Miniaturformen.

Größere Autos, größere Häuser, größere Portionen: "Bigger is better" heißt es oft in den USA, wo Konsum und Überfluss gern buchstäblich groß geschrieben werden. Selbst Single-Verbraucher greifen im Superstore gern zu Familienpackungen, SUV-Geländewagen wirken mitunter wie Monstertrucks und Einkaufszentren können Kleinstädten gleichen. Oder wie Donald Trump im Ratgeber "The Art of the Deal" von 1987 schrieb: "Wenn du ohnehin schon nachdenkst, kannst du auch gleich im großen Stil denken."

Trotzdem gibt es Amerikaner, die einen verkleinerten und verschlankten Alltag zu schätzen lernen. Sie leben in kompakten Häusern, verabschieden sich vom Überfluss und predigen Minimalismus. Einige fertigen winzige Versionen von Alltagsgegenständen, Haustieren oder sich selbst an und bilden ihr Leben spielerisch im Kleinen ab. Geht der Trend im XXL-Land langsam hin zu XXS?

Glücklicher leben in "Tiny Houses"

Bei Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus kam die Unzufriedenheit schleichend. "Karrieren mit sechsstelligen Gehältern, Luxusautos, übergroße Häuser und der ganze Kram, der jede Ecke unserer konsumgetriebenen Leben verstopft" – das hätte sie einfach nicht glücklich gemacht, schreiben die beiden auf ihrer Webseite. "Es brachte nur mehr Schulden, Stress, Beklemmung, Angst, Einsamkeit, Schuld, Überwältigtsein, Depression." Mit Büchern, einem Podcast und einer Netflix-Dokumentation sind Millburn und Nicodemus zu Propheten eines von Überfluss befreiten Lebens geworden.

Ähnlich begründen Bewohner sogenannter "Tiny Houses" ihren Umzug. Sie reduzieren ihren Hausrat für ein Leben auf kleinstem Raum auf das Wesentliche. "Größe ist nicht alles", schreibt das Homestyle-Magazin "Country Living" und verspricht ein "einfacheres, aber erfüllteres Leben". Die Architektur-Webseite "ArchDaily" nennt Mini-Häuser eine "Quelle für Freiheit". Deren Anteil am Häusermarkt ist immer noch verschwindend gering und die durchschnittliche Häusergröße steigt seit Jahrzehnten. Verherrlicht werden Kompakthäuser in TV-Sendungen wie "Tiny House, Big Living" und "Tiny House Hunters" trotzdem.

Überfüllte Lagerhallen und Miniaturbastler

Nicht allen fällt die Verschlankungskur leicht. Den Marktforschern vom Unternehmen SpareFoot zufolge zahlt jeder elfte Amerikaner umgerechnet rund 80 Euro im Monat, um persönliche Dinge langfristig in Lagerhallen zu verstauen. Das Geschäft mit der Gewissheit, sich von alten Möbeln, alter Kleidung oder der Ski-, Surf- und Kletterausrüstung nicht trennen zu müssen, bringt der Webseite "Curbed" zufolge jedes Jahr einen Umsatz von 38 Milliarden Dollar (33 Milliarden Euro). 50.000 Einrichtungen für das sogenannte "Self Storage" gibt es einem "Bloomberg"-Bericht zufolge landesweit.

Auf XXS schwören sogenannte "Miniacs", die noch kleiner basteln als viele Modellbauer in Europa. In ihren mikroskopischen Welten sind Chipstüten und Kaffeebecher so groß wie Cent-Münzen. Den "Miniacs" geht es wie deutschen Modellbauern häufig darum, sich in großen Fantasiewelten auf kleinem Maßstab verlieren zu können. Selbst Tierfiguren, den Lebenspartner oder die beste Freundin kann man heute als Miniatur anfertigen lassen.

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Minimalisten weiter in der Minderheit

Doch in den USA bleiben "Miniacs" und Minimalisten weiter die Ausnahme. Denn Amerikaner akzeptierten Größe nicht nur, sondern verherrlichten sie, schreibt Kirkpatrick Sale in seinem Buch "Human Scale Revisited". "Größe ist das Maß für Exzellenz: bei Autos, Tomaten, Häusern, Publikum, Gehältern, Wolkenkratzern, Muskeln und Fisch." Die Menschen wüssten nicht wirklich, "wie viel genug ist", und gingen deshalb von der Formel "bigger is better" aus. Supermärkte in den USA führen heute im Schnitt 40.000 Produkte mehr als Ende der 1990er Jahre. Wer in diesem Überfluss aufwächst, lebt ihn ziemlich sicher auch den eigenen Kindern vor.

Bestens ins Bild passt Donald Trump, der 30 Jahre nach seinem Business-Ratgeber als Präsident regiert. Zu Trumps Lieblingswörtern zählt "huge" – auf Deutsch: groß, riesig, gewaltig.

Verwendete Quellen
  • dpa
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