Truppe benennt Kaserne um Munster: Pistorius streicht Hindenburg

Die Bundeswehr geht auf Distanz zu Hindenburg. Die nach ihm benannte Kaserne in Munster wird umbenannt. Sie erhält den Namen einer preußischen Unteroffizierin.
Die Hindenburg-Kaserne im niedersächsischen Munster erhält einen neuen Namen. Das bestätigte die Bundeswehr dem Rundfunksender NDR.
Paul von Hindenburg (1847-1934) war ein preußischer General. Bekannt wurde er im Ersten Weltkrieg durch die Schlacht von Tannenberg (1914), bei dem die preußische Armee den Vorstoß Russlands im damaligen Ostpreußen stoppte. Als späterer Chef der Obersten Heeresleitung (OHL) lehnte er aber einen Friedensschluss im Westen lange ab.
In der Weimarer Republik (1918-1933) wurde er von rechtskonservativen Kreisen hofiert. 1933 ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler. Angeblich verließ sich der Hochbetagte auf die Einschätzung seines Beraters Franz von Papen, der erklärt haben soll: "In sechs Wochen haben wir Hitler so in die Ecke gedrängt, dass er quietscht."
Die Geschichte verlief anders. Von Hindenburg blieb das Bild des Handschlags mit Hitler am Tag von Potsdam, bei der Eröffnung des neuen Reichstags am 21. März 1933. Es gilt als symbolischer Beleg für die Verbindung der alten preußischen Eliten mit der aufkommenden Bewegung der Nationalsozialisten.
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Traditionserlass der Bundeswehr
Das Gutachten des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr hat nun die Traditionswürdigkeit des Namensgebers Paul von Hindenburg neu bewertet. Es monierte unter anderem Demokratiefeindlichkeit, autoritäre Amtsführung und Verdrehung von Tatsachen. Verteidigungsminister Boris Pistorius billigte daher die Umbenennung der Kaserne.
Nach einer Diskussion mit der Truppe wird die Kaserne nun nach Friederike Krüger (1789-1848) benannt. Sie war preußische Unteroffizierin und sei "ein historisches Vorbild für Mut, Pflichterfüllung und Hingabe im Dienst", heißt es in einer Mitteilung der Bundeswehr. Krüger zeichnete sich in den Befreiungskriegen gegen Napoleon aus.
Die Umbenennung erfolgt im Zuge des von der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) 2018 ergänzten Traditionserlasses. Die Regelung betont das demokratische Verständnis der Truppe.
Namensstreit tobt auch in vielen Städten
Die Debatte über Paul Hindenburg wird auch außerhalb der Bundeswehr geführt. Hamburg benannte zum 1. August die Hindenburg-Straße um in Traute-Lafrenz-Straße, einer NS-Widerstandskämpferin.
Im rheinland-pfälzischen Landau, regiert von OB Dominik Geißler, Sohn des früheren CDU-Politikers Heiner Geißler, hatte der Stadtrat für eine Umbenennung votiert. Ein Bürgerentscheid stimmte jedoch in diesem Jahr für die Beibehaltung des Namens.
- ndr.de: Hindenburg-Kaserne in Munster bekommt neuen Namen
- landau.de: Hindenburgstraße