Alkoholkonsum In einer Hinsicht sticht Deutschland heraus
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wein zum Essen, Cocktails beim Ausgehen oder das Feierabendbier: Alkohol zu trinken, ist in Deutschland normal. t-online zeigt, was wir wo und wie oft trinken.
Wer in Deutschland auf Veranstaltungen eingeladen ist und dabei keinen Alkohol trinkt, muss sich häufig erklären. Bier, Wein und Spirituosen gehören zu vielen Anlässen dazu.
Was die Deutschen am liebsten trinken, lässt sich allerdings nicht pauschal beantworten. Denn zwischen den Geschlechtern und vor allem regional gibt es interessante Unterschiede.
t-online hat aktuelle Daten zum Alkoholkonsum der Deutschen ausgewertet und auch den EU-Vergleich angestellt. Dabei liegen deutsche Männer und Frauen in einer Statistik weit vorne.
Videotranskript lesen
Ein Glas Wein zum Abendessen, ein Cocktail oder Longdrink beim Ausgehen, Maßkrüge voll Bier beim Oktoberfest. Alkohol zu trinken, ist in Deutschland bei vielen Anlässen üblich. t-online hat sich angeschaut, wie viel und was bei uns wo getrunken wird. Dabei gab es überraschende Ergebnisse.
Der Konsum von Alkohol ist in Deutschland seit den 80er-Jahren rückläufig. Diese Statistik zeigt die Entwicklung der letzten 20 Jahre. Wurden in Deutschland 2003 pro Kopf noch fast 150 Liter alkoholische Getränke konsumiert, waren es 2022 nur noch etwa 120 Liter. Infolge gestiegener Preise geben die Deutschen allerdings immer mehr Geld für Alkohol aus.
Laut Alkoholatlas 2022 gaben fast 80 Prozent der Männer zwischen 18 und 59 Jahren an, in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben, bei den Frauen waren es knapp 70 Prozent.
Die Männer griffen demnach vor allem zu Bier, mit deutlichem Abstand folgen Wein und Spirituosen. Die Frauen tranken am häufigsten Wein und Sekt, danach folgte Bier. Nur ein Viertel der befragten Frauen hatte in den vergangenen 30 Tagen Spirituosen konsumiert.
Beim Blick auf die Vorlieben der Deutschen bei hartem Alkohol ergeben sich regionale Unterschiede. In den alten Bundesländern war Wodka das mit Abstand meistverkaufte hochprozentige Getränk mit 64,3 Millionen Flaschen. In den neuen Bundesländern landet er nur auf Platz zwei, deutlich hinter Halbbitterlikören. Dazu gehören beispielsweise Jägermeister, Ramazzotti oder Averna. Die meisten Spirituosen sind in beiden Regionen allerdings ähnlich beliebt. Auffällig ist jedoch, dass in den neuen Bundesländern wesentlich mehr Branntwein-Verschnitt und Klarer getrunken wird. Auch für Pfefferminzlikör scheint die Begeisterung dort größer zu sein als in den alten Bundesländern.
Interessant ist auch ein Blick über die Landesgrenze hinaus. Diese Karte zeigt den jährlichen Konsum an Reinalkohol innerhalb der EU. Deutschland liegt mit 10,6 Litern knapp über dem Durchschnitt, der rund 10 Liter beträgt. Spitzenreiter sind Lettland und Tschechien mit deutlich über 12 Litern pro Kopf im Jahr. Am wenigsten reiner Alkohol wird in Griechenland aufgenommen, nur 6,3 Liter. Italien und die Niederlande weisen ebenfalls niedrige Werte auf.
Deutlich über dem EU-Schnitt liegt Deutschland bei der Frage, wie viele Männer und Frauen monatlich rauschhaft trinken. Das bedeutet: mindestens sechs Getränke bei einer Gelegenheit. Bei den Männern taten das in Deutschland knapp 39 Prozent, der EU-Schnitt liegt bei gut 26 Prozent. Spitzenreiter bei den Männern ist Rumänien mit rund 55 Prozent.
Bei den Frauen liegt Deutschland mit gut 22 Prozent ebenfalls deutlich über dem EU-Schnitt von 11,4 Prozent. Nur in Dänemark und Luxemburg trinken mehr Frauen monatlich rauschhaft.
Hoher Alkoholkonsum hinterlässt seine Spuren. 2020 gingen in Deutschland rund 300.000 Krankenhausaufenthalte ausschließlich auf die Folgen von Alkohol zurück.
Diese Karten zeigen die Fälle pro 100.000 Einwohner für Männer und Frauen in den deutschen Bundesländern. Die höchste Quote weist Mecklenburg-Vorpommern auf. Hier gibt es gemessen an der Einwohnerzahl die meisten alkoholbedingten Krankenhausaufenthalte. Das gilt für Männer und Frauen. Auch in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gibt es hohe Werte für beide Geschlechter. Den niedrigsten Wert weist bei Männern und Frauen Baden-Württemberg auf.
Aufklärung über die gesundheitlichen Risiken könnte ein Grund dafür sein, warum der Alkoholkonsum in Deutschland seit Jahren rückläufig ist, die gestiegenen Preise ein weiterer. Für einen Großteil der Menschen gehört Alkohol allerdings gerade bei Veranstaltungen nach wie vor dazu.
Was die Deutschen am liebsten trinken, welche regionalen Unterschiede es dabei gibt und wie oft Deutsche im EU-Vergleich einen Vollrausch erleben, sehen Sie direkt hier oder im Video oben.
- Alkoholatlas Deutschland 2022 des dkfz
- Statista: Konsum von alkoholischen Getränken in Deutschland