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"Bin ich eine gute Mutter?" Viele Frauen zweifeln an sich


Zweifelnde Mütter
"Dieser Wahnsinnsdruck ist symptomatisch für unsere Zeit"

dpa-tmn, Alexandra Bülow

08.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Perfektionsdenken und ständiges Vergleichen setzen junge Mütter heutzutage unter großen Druck.Vergrößern des BildesPerfektionsdenken und ständiges Vergleichen setzen junge Mütter heutzutage unter großen Druck. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

"Bin ich eine gute Mutter?" Frauen, die gerade erst ein Kind bekommen haben, sind oft verunsichert und haben Angst, etwas falsch zu machen. Sprüche von anderen schaden dem eigenen Selbstbewusstsein zusätzlich.

Die anderen machen immer alles richtig. Sie wissen auch alles - vor allem besser. Man selbst aber ist ein Wurm, der nicht mal sein eigenes Kind versteht oder nicht intuitiv fühlt, warum es brüllt. Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden, plagen sich oft mit solchen Selbstzweifeln.

Frauen sehen vor allem die Risiken

Die Bedenken haben verschiedene Ursachen. Los geht es schon bei der frohen Botschaft, ein Kind zu erwarten. "Den Frauen wird vermittelt, dass Schwangerschaft und Geburt die gefährlichste Zeit im Leben einer Frau sei und man alle möglichen Untersuchungen machen muss", erklärt Katharina Kerlen-Petri vom Deutschen Hebammenverband in Karlsruhe. Selbstverständlich muss Vorbereitung sein. Nur werde heutzutage dabei manches übertrieben und so hat die Frau eher Sorgen als gute Hoffnung.

"Dieser Wahnsinnsdruck ist symptomatisch für unsere Zeit"

Auch die frischgebackenen Mütter möchten sich sicher fühlen und nichts dem Zufall überlassen. Das Kind schreit ständig oder hat einen roten Fleck auf der Haut. Prompt forscht man im Internet und liest, dass es Symptome einer schlimmen Krankheit sein könnten. "Zum größten Teil sind solche Dinge normal und kein Grund zur Sorge", sagt Kerlen-Petri.

Man möchte alles richtig machen. "Dieser Wahnsinnsdruck, der heute vorherrscht, ist symptomatisch für unsere Zeit und hat natürlich damit zu tun, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben, in der ein perfektes Mütterideal vorherrscht, das überall propagiert wird", erklärt Corinna Knauff, Erziehungsexpertin und Autorin.

Permanentes Vergleichen erzeugt zusätzlich Druck

Kolleginnen oder Bekannte scheinen dieses Ideal zu verkörpern. Alles läuft bei ihnen super, das Kind spricht schon erste Sätze, während der eigene Nachwuchs gerade mal ein "Mama" stammelt. "Wir Menschen neigen dazu, andauernd zu vergleichen und zu bewerten. Wir haben meist von klein auf gelernt, uns nach äußeren Vorgaben zu richten und uns nach der Anerkennung von anderen auszurichten", erklärt Knauff. Es gehe aber darum, sich selbst zu vertrauen und das Leben unabhängig vom Urteil der Mitmenschen zu leben.

Kluge Sprüche, ungebetene Meinungen, das Idealbild der stets perfekten Mutter, all das erzeugt einen riesigen Druck, der den eigenen Perfektionsanspruch noch verschlimmert. Mütter sollten deshalb ihre Ansprüche an sich selbst herunterschrauben und nicht glauben, es gebe nur einen Idealweg.

Elternglück wächst nicht "auf Knopfdruck"

Das Leben verändert sich durch ein Kind radikal. "Man muss erst einmal lernen, mit der neuen Lebenssituation umzugehen", sagt Holger Simonszent vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen in Berlin. "Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass man Fehler machen darf." Instinktiv wisse man, was gut ist. Und wenn nicht, dann hat Kerlen-Petri einen Tipp: "Man sollte sich immer wieder klarmachen, dass man es lernen wird und es schon richtig macht." Das Leben mit einem Kind ist schließlich ein Lernprozess. "Mutterglück muss nicht automatisch auf Knopfdruck kommen", beruhigt die Hebamme.

Das Miteinander wächst langsam und daher sind die ersten Wochen nach der Geburt so wichtig. "Viele junge Eltern tun so, als sei nichts gewesen, und das alte Leben gehe jetzt eben mit Kind weiter", so Kerlen-Petri. Dabei seien gerade die ersten acht Wochen, das gute, alte Wochenbett, wichtig, um in dem neuen Leben anzukommen.

Das eigene Umfeld bewusst auswählen

Kerlen-Petri rät werdenden Müttern aus diesem Grund, die ersten zwei Wochen mit dem Kind genau zu planen. Dazu gehört auch, sich Unterstützung durch Freunde und die Familie zu organisieren. Allerdings sollte man die Zahl der Ansprechpartner in dieser Zeit begrenzen, um sich nicht durch zu viele Ansichten und gut gemeinte Ratschläge verrückt machen zu lassen.

Sinnvoll ist es dagegen, sich gleichgesinnte Mütter zu suchen, denn Sätze wie "bei uns läuft alles toll!" der angeblich perfekten Mütter sind oft nur Show. "Es spielt überhaupt keine Rolle, ob eine Mutter berufstätig ist oder nicht, zwei Monate stillt oder zwei Jahre, ob sie einen Designer-Buggy hat oder ihr Baby im Tragetuch trägt", ermutigt Knauff.

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