Hundeführung: Wann ist ein Maulkorb sinnvoll?

Hunde mit Maulkorb werden von vielen als aggressiv eingeschätzt. Das ist oft ein Irrtum, denn Maulkörbe können in vielen Situationen nützlich sein. Doch sind sie für das Tier bedenklich?

Auf öffentlichen Plätzen kann man manchmal Hunde mit Maulkörben beobachten. Das muss aber nicht immer etwas mit einem aggressiven Wesen des Tieres zu tun haben – sondern kann lediglich eine Vorsichtsmaßnahme des Besitzers sein.

Warum werden Maulkörbe eingesetzt?

Vor allem an Orten mit Personenströmen kann es sehr hektisch zugehen, beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in belebten Fußgängerzonen. "Selbst der bravste Hund kann in Panik geraten, wenn ihm die Situation nicht ganz geheuer ist", sagt Beate Christ-Mackedanz t-online. Christ-Mackedanz ist Tierärztin mit der Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie.

Ein Maulkorb kann dann verhindern, dass ein Hund zuschnappt oder andere Tiere beißt, um sich zu verteidigen. Es können somit Verletzungen verhindert und Krankheiten, wie Tollwut, nicht übertragen werden. Auch beim Training, beispielsweise bei der Verhaltenstherapie, kann ein Maulkorb ein wichtiges Hilfsmittel für Halter und Hund sein, so Christ-Mackedanz.

Wo gilt die Maulkorbpflicht?

Wo ein Maulkorb Pflicht ist, regeln in Deutschland die Bundesländer unterschiedlich. Teilweise können auch Gemeinden eigene Richtlinien aufführen. Die Verwaltungsbehörden bestimmen im Allgemeinen, ob ein Hund Maulkorb oder Leine tragen muss. Halter können sich zum Beispiel online bei der zuständigen Behörde informieren.

Bei Listenhunden besteht häufig Maulkorbpflicht. Als sogenannte Listenhunde gelten in Deutschland Hunde, die von den Bundesländern zu den aggressiven Rassen gezählt werden. Die Maulkorbpflicht kann durch den Nachweis, dass das Tier friedlich ist, auch entfallen. Das Verhalten wird dann vorher mithilfe eines Wesenstests kontrolliert.

Worauf sollten Halter beim Kauf achten?

Maulkörbe gibt es aus verschiedenen Materialien, beispielsweise aus Metall, Leder oder auch Kunststoff. Christ-Mackedanz rät Besitzern, sich schon vor dem Kauf mit den möglichen Schadstoffen, die das Material enthalten könnte, auseinanderzusetzen. Außerdem sollten Besitzer je nach Rasse und Kopfform des Hundes entscheiden. Eine individuelle Maßanfertigung könne helfen.

Ein Maulkorb darf den Hund nicht einschränken oder Verletzungen hervorrufen. Halter sollten darauf achten, dass der Hund den Maulkorb nicht selbst abstreift. Denn dabei kann er sich im Gesicht oder an den Pfoten verletzen.

Wie schädlich ist ein Maulkorb für den Hund?

Ob ein Maulkorb für einen Hund schädlich ist, muss je nach Einsatzgebiet bewertet werden, sagt Christ-Mackedanz. Nylonmaulschlaufen seien nur für den kurzzeitigen Gebrauch geeignet, beispielsweise beim Tierarzt. "Hunde könnten bei einer Untersuchung reflektorisch durch den Schmerz zuschnappen", so die Expertin.

Maulkörbe aus Nylon liegen eng um die Schnauze und verhindern das Hecheln. Für Hunde ist das Hecheln allerdings notwendig, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Wenn die Vierbeiner die Maulschlaufe zu lange tragen, drohe eine Überhitzung.

Es muss daher immer gewährleistet sein, dass die Tiere beim längeren Tragen hecheln und Wasser trinken können, sagt Christ-Mackedanz. Der Maulkorb dürfe außerdem nicht zu schwer sein und der Hund brauche genügend Spielraum.

Löst das Tragen Stress bei Hunden aus?

Eine 2012 veröffentlichte Studie von der Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V. (GKF) hat die Auswirkungen eines Maulkorbes auf den Hund analysiert. Forscher ermittelten, wie hoch das Stresslevel bei Polizeidiensthunden ist, wenn sie einen Maulkorb tragen. Um das zu messen, wurden Cortisolwerte und das Ausdrucksverhalten untersucht. Das Ergebnis: Die Hunde mit Maulkorb hatten keine erhöhten Cortisolwerte – was auf keinen zusätzlichen Stress hindeutet.

Das Verhalten änderte sich hingegen. So wurde beim Spaziergang festgestellt, dass die Ohr- und Rutenhaltung eher niedriger war. Hunde ohne Maulkorb wedelten mehr mit der Rute und schnüffelten am Boden. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass Besitzer auch bei Privathunden keine gesundheitlichen Folgen fürchten müssen, wenn der Zeitraum des Tragens begrenzt ist.

Wenn der Hund gut an den Maulkorb gewöhnt ist, das Material und der Sitz passen, sieht auch Christ-Mackedanz den Maulkorb durchaus als sinnvolles Hilfsmittel für bestimmte Situationen. Das Tragen könne unter Umständen auch positiv für den Hund sein, da die Leute eher zu ihm Abstand halten würden und er sich entspannen könne.

Wie wird ein Hund an den Maulkorb gewöhnt?

Um das Tier an den Maulkorb zu gewöhnen, sollte der Hund ihn mit etwas Positivem verknüpfen, so Christ-Mackedanz. Zum Beispiel über eine Futterbelohnung. Es sei auch wichtig, sich bei der Gewöhnung Zeit zu lassen.

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) schreibt dazu: "Nehmen Sie eine kurze tägliche Maulkorbübung bis zur allumfassenden Gewöhnung in Ihre Tagesroutine mit dem Hund auf". Besitzer sollten im Training nicht mit Zwang arbeiten. Durch ein Heranführen in kleinen Schritten lerne das Tier, freiwillig mitzuarbeiten.