Nilgans-Plage: JĂ€ger fordern umfassende Jagd auf eingewanderte Tiere
Manche GĂ€nseart hat sich bestens vermehrt, so auch die Nilgans. Die rasante Zunahme der gelegentlich zĂ€nkischen NeubĂŒrger aus Afrika stöĂt nicht nur bei den JĂ€gern auf wenig Begeisterung. Sie fordern die flĂ€chendeckende Jagd und bekommen dabei ungewohnte SchĂŒtzenhilfe.
Die aus Afrika stammenden NilgÀnse vermehren sich in Deutschland rasant, nicht nur die JÀger wollen das Àndern. Der Anteil der Reviere mit Brutpaaren habe sich zwischen 2009 und 2017 bundesweit mehr als verdoppelt, teilt der Deutsche Jagdverband (DJV) in Berlin mit.
Heimische Arten schĂŒtzen
Aus mehr als einem Drittel der Reviere seien Vorkommen gemeldet worden, 71 Prozent mehr als noch acht Jahre zuvor. BrĂŒtende Vögel wurden in 23 Prozent der Reviere gesichtet. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen fĂŒhlen sich die Tiere mit dem markanten braunen Fleck ums Auge besonders wohl, dort kommen sie laut DJV bereits in 60 Prozent der an den ZĂ€hlungen beteiligten Reviere vor.
"Wir fordern die bundesweite Bejagung nach einheitlichen Standards, um weitere ökologische und ökonomische SchĂ€den nachhaltig zu verhindern", sagt DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Heimische Arten mĂŒssten vor den oft aggressiv auftretenden Tieren geschĂŒtzt werden.
"Freigabe zur Jagd in allen BundeslÀndern denkbar"
"Derzeit ist die Gans lediglich in neun BundeslĂ€ndern jagdbar." Hintergrund: Die Vögel gehören zu den tierischen Einwanderern, den sogenannten Neozoen. Die EU hat sie auf die Liste der invasiven Arten gesetzt, damit ist auch Deutschland verpflichtet, MaĂnahmen zu ergreifen. Landwirte beklagen wie bei Grau- und KanadagĂ€nsen erhebliche ErnteschĂ€den, wenn sich die Vogelscharen gĂŒtlich tun.
Die JĂ€ger bekommen dabei SchĂŒtzenhilfe von eher ungewohnter Seite. "Aus Sicht des Naturschutzes wĂ€re auch eine Freigabe der Nilgans zur Jagd in allen BundeslĂ€ndern denkbar", sagt Ornithologe Lars Lachmann vom Naturschutzbund (Nabu). "Die Art ist als invasiv eingestuft â vor allem, weil sie in der Umgebung ihres Nestes andere Wasservögel vertreibt", erklĂ€rt er. "Weil sie vor allem in StĂ€dten brĂŒten, sind seltene Vogelarten aber dadurch eher selten beeintrĂ€chtigt."
Grund fĂŒr die rasante Vermehrung
Einst wurden die NilgĂ€nse in britischen und niederlĂ€ndischen Parks gehalten, von dort haben sie sich in Europa ausgebreitet. Auch fĂŒr die rasante Vermehrung sei der Mensch verantwortlich, meint Lachmann. "Dank intensiver Landwirtschaft finden die GĂ€nse auf GrĂŒnlandflĂ€chen wie Wiesen und Weiden mehr als genug Nahrung", sagt er. Das gelte auch fĂŒr die Kanadagans und die einheimischen GraugĂ€nse.
Die aus Nordamerika stammenden KanadagĂ€nse haben sich laut DJV sogar noch schneller ausgebreitet als ihre afrikanischen Verwandten. "Aus 22 Prozent der Reviere meldeten die JĂ€ger 2017 eine gesichtete Kanadagans, ein Plus von 91 Prozent gegenĂŒber 2009", sagt Reinwald. Brutpaare gebe es mittlerweile in etwa 8 Prozent der Reviere. Das gröĂte Brutvorkommen liege in Nordrhein-Westfalen. Dort meldeten wie in Bremen und Hamburg bis zu drei Viertel der Reviere die Anwesenheit der GĂ€nse mit dem weiĂen Kehlfleck auf dem schwarz-gefiederten Hals.
Jungvögel mit Gas getötet
Auch die bei Landwirten wenig beliebten GraugĂ€nse haben nach den neuen DJV-Zahlen ordentlich zugelegt. Bundesweit meldeten zwei von fĂŒnf Revieren GraugĂ€nse, 58 Prozent mehr als 2009. Die Zahl der Reviere mit brĂŒtenden Vögeln hat sich auf 19 Prozent sogar fast verdoppelt. Ein wichtiger Grund sei das gute Nahrungsangebot durch die Landwirtschaft, meinen auch die JĂ€ger.
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"Um ĂŒbermĂ€Ăige SchĂ€den zu verhindern, ist eine nachhaltige Jagd zwingend notwendig", fordert Reinwald. "Nach einem Jagdverbot in den Niederlanden sind die BestĂ€nde dort explodiert." Die Folge seien nicht nur gewaltige EntschĂ€digungen fĂŒr die Bauern. "Die GĂ€nse werden seit einigen Jahren mit Gas getötet", sagt er. FlugunfĂ€hige Jungvögel und Altvögel in der Mauser wĂŒrden dafĂŒr zuvor zusammengetrieben. "Diese ZustĂ€nde gilt es in Deutschland zu verhindern."