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Vornamen ändern


Vornamen ändern
"So will ich nicht mehr heißen!" Wenn Teenies ihren Namen ändern

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

Aktualisiert am 19.10.2015Lesedauer: 4 Min.
Vornamen: Besonders während der Pubertät wünschen sich viele Mädchen einen anderen Vornamen.Vergrößern des BildesBesonders während der Pubertät wünschen sich viele Mädchen einen anderen Vornamen. (Quelle: Emil Umdorf/imago-images-bilder)
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Die meisten Menschen arrangieren sich im Laufe ihres Lebens mit ihrem Namen und nehmen ihn als Teil ihrer Persönlichkeit an. Doch das ist nicht immer so: Gerade Teenager fremdeln hin und wieder mit ihrem Vornamen. Manche nennen sich dann sogar um. Was dahinter steckt, erklärt eine Expertin.

Eigentlich kann man nicht ohne weiteres seinen Vornamen wechseln. Denn ist der ursprüngliche erst einmal standesamtlich beurkundet, sind Änderungen nicht leicht umzusetzen. Um sich anders zu nennen, müssen triftige Gründe vorliegen. Dies ist seit 1964 im Gesetz über die Änderungen von Familiennamen und Vornamen festgeschrieben.

Ohne Bürokratie keine offizielle Namensänderung

"Man sollte dem Standesbeamten glaubhaft vermitteln, dass der bisherige Vorname wirkliche Nachteile hat und dass eine echte Notwendigkeit besteht, sich umzubenennen. Etwa weil religiöse Motive vorliegen oder weil man beispielsweise mit dem Vornamen traumatische Erlebnisse in der Kindheit verbindet", erklärt Diplom-Philologin Gabriele Rodriguez von der Namensberatung der Universität Leipzig gegenüber t-online.de.

Für solche extremen Gründe bedürfe es allerdings eines psychologischen Gutachtens, so die Expertin weiter: "Nur zu argumentieren, 'ich will mich jetzt anders nennen, weil mir der alte Name nicht mehr gefällt oder weil viele andere auch so heißen', reicht beim Standesamt für eine Umänderung nicht aus."

Negative Assoziationen aus der Kindheit

Doch man muss nicht unbedingt offizielle, bürokratische Wege beschreiten. Gerade unter Teenagern gibt es manchmal Mädchen und Jungen, die unzufrieden mit ihrem Vornamen sind und sich spontan einen neuen zulegen - ein Phänomen, das Namensforscherin Rodriguez als nicht untypisch für die Pubertät wertet: "Dies ist sowieso eine Zeit, in der Jugendliche alles in Frage stellen und sich abgrenzen wollen. Das kann auch dazu führen, das man eine negative Einstellung zu seinem Vornamen entwickelt."

So war es auch bei "Marie". Die 17-jährige Schülerin haderte schon seit Jahren mit ihrem ursprünglichen Vornamen: "Früher hieß ich Zlatka", erzählt sie. "Das ist ein Name mit slawischen Wurzeln. Ich trage ihn, weil meine Oma so hieß. Mich hat immer daran genervt, dass er so kompliziert war und ich ihn bei anderen oft buchstabieren musste. Außerdem fand ich den Klang zu hart und schroff, vor allem dann, wenn meine Eltern mit mir schimpften. Jetzt habe ich mich für Marie entschieden. Das kennt jeder und es ist klingt zugleich viel weicher und weiblicher."

Ähnlich wie "Marie" ging es auch Expertin Rodriguez in ihrer Kindheit: " Ich habe meinen Namen in der Lang-Form selbst längere Zeit nicht gemocht, denn meine Eltern haben ihn vor allem dann benutzt, wenn sie streng waren. So hatte ich eine negative Assoziation zu dieser Form. Heute habe ich allerdings einen positiven Bezug. Der Name Gabriele gefiel mir nämlich wieder, als ich ihn mit der französischen Aussprache benutzte."

Jungennamen sind bodenständiger als Mädchennamen

Den Wunsch einer Namensänderung hegen vor allem pubertierende Mädchen. Sie beschäftigen sich häufiger als gleichaltrige Jungs mit dieser Thematik und setzen sich bewusster damit auseinander. Fühlen sie sich unwohl beziehungsweise unglücklich mit ihrem Vornamen, zögern sie oftmals nicht, einen neuen Namen ihrer Wahl eigenmächtig anzunehmen, ohne dies unbedingt vorher mit ihren Eltern abzusprechen.

"Dass dieses Phänomen bei Jungen nicht so verbreitet ist", so Rodriguez, "liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie meist bodenständigere Namen bekommen. Bei Mädchen ist die Auswahl wesentlich größer. Da experimentieren Eltern viel lieber mit außergewöhnlichen Varianten. So ist das Risiko aber auch größer, dass die Tochter später unzufrieden mit ihrem Namen ist."

Für Marie, ehemals Zlatka, fühlt sich jetzt nach ihrer inoffiziellen "Umtaufe" in Eigenregie alles viel besser an. "Das ist wie in einer neuen Haut zu stecken. Es tut gut, obwohl es doch eigentlich nur fünf neue Buchstaben sind. Aber jetzt passt es viel besser als früher zu mir", erzählt die Schülerin. Doch es war ein ganzes Stück Arbeit und Ausdauer nötig, bis sich alle ihre Freunde daran gewöhnt hatten: "Cool ist es auch, wenn ich neue Leute kennenlerne", schwärmt Marie. "Vor allem die Jungs reagieren dann auf das weich klingende Marie positiv. Das ist zumindest mein Eindruck."

Name ist Teil der Identität

Etwas schwieriger ist die neue Namensgebung jedoch bei Maries Lehrern. Sie sprechen sie fast immer mit ihrem alten Namen an, so wie sie in den Schulakten geführt wird. Auch Maries Eltern sträuben sich, ihre Tochter nicht mehr Zlatka nennen zu dürfen. Immerhin haben sie den Namen zur Geburt bewusst ausgesucht und er ist für sie untrennbar mit ihrem Nachwuchs verbunden. Doch Marie will vorerst Marie bleiben.

"Dass gerade heranwachsende Mädchen ihrem Vornamen eine große Bedeutung beimessen", kommentiert Rodriguez, "hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass sie in diesem Alter besonders darauf achten, dass das Gesamtpaket stimmt. Dazu gehört auch der Name, der ja grundsätzlich immer auch Hülle für das eigene Ich ist, zur Persönlichkeit gehört und einen wichtigen Teil der Identität ausmacht."

Oft ist es nur eine vorübergehende Phase

Doch wie können Väter und Mütter langfristig mit ihren pubertierenden Kindern umgehen, die sich plötzlich eigenmächtig umbenennen? Hier rät Rodriguez zunächst zur Gelassenheit: "Eltern sollten den Wunsch des Kindes erst einmal akzeptieren. Man hat in diesem Alter sowie keine Chance dagegen anzugehen. Häufig handelt es sich aber nur um eine Phase, die vorüber geht. Trotzdem sollte man aber mit seinem Kind reden und versuchen herauszufinden, warum es den alten Namen eigentlich ablehnt."

Mehrere Vornamen haben Vorteile

Um ein solches Dilemma von vorneherein möglichst auszuschließen, können Eltern bereits bei der Namensgebung ihres Babys günstige Voraussetzungen schaffen. Für Namensexpertin Rodriguez ist hier die sinnvollste Lösung, dem Kind nicht nur einen Vornamen zu geben.

"Ich empfehle, sich gleich zwei oder sogar drei Vornamen auszusuchen, die in die Geburtsurkunde eingetragen werden. Eine gute Kombination wäre zum Beispiel zuerst einen ungewöhnlichen, individuellen, dann einen eher normalen und schließlich, falls gewünscht, einen traditionellen Namen zu wählen, der in der Familie vielleicht eine bestimmte Bedeutung hat. Bei binationalen Konstellationen ist es zudem ratsam, aus beiden Kulturbereichen einen Vornamen zu nehmen. So kann das Kind später ruhig seinen ursprünglichen Rufnamen in Frage stellen und hat trotzdem die Möglichkeit seinen Namen problemlos zu wechseln."

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