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Hochbegabung feststellen: Was taugen IQ-Tests für Kinder?


Was taugen IQ-Tests für Kinder?

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

Aktualisiert am 09.11.2016Lesedauer: 4 Min.
IQ-Test: Ist unser Kind ein kleines Genie?Vergrößern des BildesIst unser Kind ein kleines Genie? Ein IQ-Test gibt Aufschluss darüber, aber nicht alle Tests sind seriös. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Ist mein Kind hochbegabt? Wenn Eltern Gewissheit haben wollen, lässt sich das nur durch einen IQ-Test herausfinden. Ein Experte erläutert, wie solche Verfahren für Kinder funktionieren, welche seriös sind und wann ein Test überhaupt sinnvoll ist.

Dass ein Kind mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz gesegnet ist, vermuten Eltern, wenn es altersuntypisches Verhalten an den Tag legt. Zum Beispiel wenn es sich für komplexe Themen interessiert, komplizierte Fragen stellt, einen ungewöhnlich großen Wortschatz hat und mit Gleichaltrigen wenig anfangen kann. Oft gelten solche Kinder als altklug und werden ausgegrenzt.

Doch solche Indizien sind noch kein Beleg für ein hohes Denkvermögen außerhalb der Norm. Das kann nur mit einem Intelligenztests festgestellt werden.

Vorsicht mit kostenlosen IQ-Tests aus dem Internet

Unter dem Suchbegriff "IQ-Test" erhält man bei Google rund 17 Millionen Treffer. Darunter sind zahllose frei zugängliche Tests zum Nulltarif, die vorgeblich auch auf Kinder zugeschnitten sind. Solchen Angeboten sollten Eltern kritisch begegnen. Denn: Welche objektive Bewertungsgrundlage bieten Aufgaben, die jederzeit einsehbar und damit trainierbar sind? Hinzu kommt, dass solche Tests selten wissenschaftlich fundiert sind.

"Ein seriöse Testkonstruktion mit anerkannten Originalfragen ist sehr aufwändig, komplex und teuer und ist natürlich nicht beliebig zugänglich für die Öffentlichkeit", erklärt Diplom-Psychologe Marc Stallony, der sich auch im Hochbegabtennetzwerk "Mensa" engagiert.

Er führt aus: "Dabei müssen Aufgaben entwickelt werden, die mehrmals an Personengruppen auf ihre Funktionstüchtigkeit getestet werden. Daraus kristallisieren sich Schwierigkeitsgrade und Trennschärfen heraus." Diese müssten abermals an Normgruppen geeicht werden, bis sie als Test angewendet werden könnten.

Insbesondere bei Kindern dürfen IQ-Tests nur in Einzelterminen und ausschließlich durch Fachleute wie Psychologen, Psychiater oder speziell ausgebildeten Pädagogen angeleitet und ausgewertet werden.

Zwei Prozent der Menschen sind hochbegabt

Der statistische Mittelwert der gemessenen IQ-Punkte ist mit 100 festgesetzt. Rund zwei Drittel aller Menschen liegen bei dieser Marke. Nur zwei Prozent - das gilt weltweit gleichermaßen für Kinder wie Erwachsene - erreichen einen Intelligenzquotienten über 130. Ab dieser Marke gilt ein Mensch als hochbegabt. Der IQ basiert also auf einem statistischen Konzept und steht in Relation zu anderen Menschen derselben Altersgruppe.

Diese Fähigkeiten messen IQ-Tests

Bei allen Test-Modellen werden stets kognitive Kompetenzen, also sprachliche, mathematische, räumlich-geometrische Fähigkeiten sowie logisches Denken getestet. Außerdem spielt die Arbeitsgeschwindigkeit eine Rolle. IQ-Tests dauern je nach Alter der Prüflinge zwischen 30 Minuten und zwei Stunden.

Im sprachlichen Bereich geht es häufig um das Bestimmen von Synonymen, Gegensätzen oder Analogien. Eine typische Logik-Aufgabe ist, die korrekte Schlussfolgerung aus zwei vorgegebenen Thesen zu ziehen. Im mathematischen Teil müssen etwa Zahlenreihen logisch ergänzt, fehlende Zeichen bei Rechenoperationen eingesetzt oder knifflige Textaufgaben gelöst werden.

Getestet wird auch die räumlich-bildliche Vorstellungskraft. Dabei sollen die Testpersonen etwa Reihen mit geometrischen Formen und Körpern weiterführen oder sie im zusammengefalteten Zustand identifizieren.

Unsere Quiz "Schlauch-Check für Kinder" vermittelt einen Eindruck von typischen Fragen aus IQ-Tests.

So funktionieren IQ-Tests für Kleinkinder

IQ-Tests gibt es sogar schon für Kinder ab drei Jahren. Die Aufgaben basieren auf Bildern. Die Kinder sollen zum Beispiel Muster erkennen und zuordnen oder eine geometrische Form nach dem Puzzleprinzip aus Plastikteilen dreidimensional nachbauen.

Ein zuverlässiges Prüfungsergebnis sei erst ab einem gewissen Alter realistisch. Kindesentwicklung sei nun mal nichts Chronologisches, sondern erfolge oftmals in Schüben, betont Stallony.

"Die Entwicklungssprünge sind bis zu einem Alter von etwa zwölf oder 13 Jahren viel zu groß. Grundsätzlich gilt: Im Erwachsenenalter sollte nochmal getestet werden. Nur so kann ein aussagekräftiger Wert ermittelt werden."

Ohne Fördermöglichkeiten ist IQ-Test fragwürdig

"Ich würde insbesondere jüngere Kinder nur dann testen, wenn es zwingend erforderlich ist, Leistungskompetenzen etwa zwecks gezielter Förderung festzustellen", rät der Psychologe.

Er gibt zu bedenken: Was passiert, wenn ein IQ von über 130 ermittelt wird, aber das Kind danach keine angemessene Unterstützung bekommt? Ein Fünf- oder Sechsjähriger sei schnell von der Erwartungshaltung überfordert. "Im schlechtesten Fall zieht sich das Kind zurück, weil es dann nicht mehr normal aufwachsen kann."

Intelligenz ist mehr als der IQ

Auch wenn die IQ-Tests verlässliche Ergebnisse liefern, sagen Werte bei weitem nicht alles über die Fähigkeiten eines Menschen aus. Bei der Vermessung der Verstandeskraft lässt sich nur kognitives Denkvermögen erfassen.

Deshalb entwickelte der US-Psychologe Howard Gardner in den achtziger Jahren die Theorie der "multiplen Intelligenzen". Sie berücksichtigt musikalische und ästhetisch-kreative Kompetenzen, tänzerisches oder sportliches Talent sowie Sozialverhalten.

"Unbestritten ist", kommentiert der Diplom-Psychologe, "dass der IQ ein wichtiges Maß für kognitive Leistungsfähigkeit ist, weil wir figurales, sprachliches, numerisches und logisches Denken nun mal in der Schule, beim Studium und in der Arbeitswelt brauchen." Aber er schränkt ein: "Aus meiner Sicht wird der IQ häufig zu hoch bewertet."

Stallony mahnt, gerade bei Heranwachsenden nicht alles auf diesen einen Wert zu reduzieren. Ein Mensch sei mehr als ein mathematisches Punkteergebnis. Soziale Intelligenz, Empathie oder schöpferische Kreativität gingen bei IQ-Tests unter. "Man muss aber solche Fähigkeiten immer mitbetrachten und entsprechend fördern."

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