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Whisky richtig trinken – eine Anleitung


Wie die Profis
Whisky richtig trinken – eine Anleitung

Jörg Zipprick

23.08.2016Lesedauer: 4 Min.
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Tasting (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Man kennt es aus Filmen: Da stapft der Protagonist durch die Tür, mustert den Barkeeper und bestellt grimmig "Whiskey". Handelt es sich beim Film um einen Western, kommt ein Glas dunkelbrauner Flüssigkeit, die unser Protagonist in einem Zug leert. Dagegen

Wer Whisky (der schottische wird ohne "e" geschrieben) genießen möchte, braucht zunächst ein Glas: Kenner schwenken dieses, um die Aromen besser wahrzunehmen. Wer mal Destillen besucht hat, sieht auffallend oft "Riechgläser", die einem länglichen Sherry-Glas mit kurzem Stiel ähneln.

Profis wie Richard Patterson von der Whisky-Gruppe Whyte & Mackay, der Destillen von Single Malts wie Dalmore, Jura und Fettercairn gehören, empfehlen das Glencairn Glass. Beim Design orientierten sich die Macher an der Copita, wie sie zur Verkostung von Sherry eingesetzt wird, und am I.N.A.O Glas, das die französischen Experten des "Institut national de l'origine et de la qualité" (Nationales Ursprungs- und Qualitätsinstitut) einsetzen. Es ist ein Glas, das gut in der Hand liegt. Etliche Experten glauben, dass es die Whisky-Aromen optimal zur Geltung bringt.

Wasser ist erlaubt

Wasser oder pur? Im Western kippt jeder Whiskey pur hinter die Binde, als könnte man damit Durst löschen. Das zeigt dem Zuschauer: Hier trinken ganz harte Jungs. Oder der Whiskey, wahrscheinlich ein selbstgebrannter Bourbon mit minimaler Reifezeit, ist so ein mieser Fusel, dass niemand gutes Wasser an ihn verschwenden würde.

Tatsächlich wird Whisky aus gutem Grund oft mit Wasser getrunken. Sein Alkoholgehalt liegt bei 40 bis 50 Volumenprozent. Trinkt man ihn pur, unterzieht man seine Geschmacksnerven zumindest bei einigen Whiskys einer ziemlich effizienten Lokalanästhesie. Und: Wasser erlaubt es, einige Geschmacksnoten des Whiskys besser wahrzunehmen. Wer verschiedene Whiskys vergleichen möchte, nimmt so nur vom ersten Glas einen Geschmackseindruck mit.

Absolut stilecht: Highland Spring

Wasser gehört also zum Whisky wie Humphrey Bogart zu Ingrid Bergmann – und zwar stilles, mineralarmes Wasser ohne jeden Eigengeschmack. Nicht selten genügt normales Leitungswasser diesen Anforderungen. Wer Mineralwasser verwendet, kann es mit Evian oder Vittel versuchen, denn im Gegensatz zu ihrer Bezeichnung sind sie eher mineralarm. Keinesfalls in Frage kommt mineralreiches Heilwasser. Absolut stilecht ist ein schottisches Bergquellwasser wie Highland Spring.

Den teuren Whisky zu verdünnen ist kein Sakrileg, sondern sozusagen Industriestandard. Junger, frisch destillierter Whisky wandert mit 60 bis 63 Volumenprozent ins Fass. Mit der Lagerung sinkt der Alkoholgehalt, weil Alkohol schneller verfliegt als die anderen Substanzen. Dann kommt irgendwann der Moment, wenn die Destillen etwas destilliertes Wasser hinzufügen, um ihr Produkt auf die 40 bis 43 Prozent Alkohol zu bringen, die vom Verbraucher allgemein akzeptiert werden. Manche Malt-Whiskys werden auch nur auf 45 oder 46 Volumenprozent verdünnt, was ihm mehr Kraft und einen stärkeren "Antritt" verleiht. Dem Gelegenheitsverkoster ist das jedoch meist zuviel.

Wie viel Wasser in den Whisky gehört, ist letztlich Geschmackssache. Viele Experten empfehlen, zunächst stark zu verdünnen, um sich an den Geschmack zu gewöhnen. Bei einem guten Whisky können ein paar Tropfen bis 20 Prozent Wasser vollkommen ausreichen. Wer eine Flasche in Cask Strength (Fassstärke, also um die 60 Prozent) vor sich hat, sollte ruhig mit etwas mehr rechnen. Ein Teil Wasser auf drei Teile Whisky lautet eine beliebte Faustregel für extrem Hochprozentiges. Je älter ein Whisky ist, umso weniger Wasser braucht er. Schließlich wird er mit jedem Jahr milder und runder.

Kälte blockiert die Aromen

Und wie steht es mit dem Eis? Kälte verhindert die Entfaltung der feineren Aromen. Wer Whisky vereist, bringt sich um den Genuss. Besser, man trinkt die edle Flüssigkeit handwarm. Heben Sie die kalten Würfel für Whisky-Cocktails, Longdrinks oder mäßige Qualitäten auf.

Jetzt darf getrunken werden. Das Prozedere ähnelt einer guten Weinprobe. Halten Sie das Glas gegen das Licht, um die Farbe zu prüfen. Dann sollten Sie sich ausführlich dem Geruch widmen. Einen guten Whisky zu riechen, ist ein intensives Erlebnis und ein Teil des Genusses. Wenn Sie das mehrfach wiederholen, werden Sie immer neue Duftnuancen entdecken. Dann können Sie einen kleinen Probeschluck nehmen und auf der Zunge zerrinen lassen. Bitte nicht den Whisky zügig leeren. Kippen Sie lieber "auf Ex", ist Whisky nicht das richtige Getränk für Sie. Woran Sie einen guten Whisky erkennen, lesen Sie hier.

Schreibtisch oder Herrenschuh

Mehr oder minder große Experten beeindrucken bei der Degustation gern mit vermeintlich objektivem, fast wissenschaftlichem Fachvokabular. Die Referenzen unseres Geschmacks- und Geruchssinns stammen jedoch aus unserer Vergangenheit – und da hat jeder eine andere. Ein guter Whisky kann für einen nach Großvaters Eichenschreibtisch riechen, für den anderen nach Herrenschuhen aus Kalbsleder. Lassen Sie Ihrer Fantasie ruhig freien Lauf, wenn Sie den Geruch zuordnen können, denn das ist nicht leicht. Oft ist die Flut an verschiedenen Aromen schwer zu beschreiben.

Traumpartner: Whisky und dunkle Schokolade

Whisky kann durchaus ein ganzes Menü begleiten, allerdings sollte man den Brand auf jeden einzelnen Gang abstimmen. Am einfachsten ist das beim Dessert: Dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil oder Toffee sind Traumpartner für Whisky, ein Apfelkuchen kann auch passen.

Fisch braucht leichte, eher fruchtige Whiskys, wie man sie zum Beispiel in Japan findet oder etwas Rauchiges wie die Islay Malts. Die Schotten selbst trinken Brände der Arran-Destille zum Lachs. Ein älterer Ardbeg mit seiner eher salzigen Note passt zu Schinken und Salamis. Mittelkräftige Whiskys wie etwa ein Macallan, die im Sherryfass gelagert wurden, passen oft zu rotem Fleisch, Wild oder Cheddar-Käse, während kräftige Islay-Whiskys wie Lagavulin auch das schottische Nationalgericht Haggis (Schafsmagen gefüllt mit Herz, Leber, Lunge, Schafsnierenfett und Hafermehl) perfekt kontern. All das ist letztendlich Geschmackssache und dafür gibt es nur eine einzige Regel: Der beste Whisky ist immer der, den Sie am liebsten mögen.

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