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Einen guten Whisky erkennen: Einfache Tipps


Experte werden
So erkennen Sie einen guten Whisky

Christian Fenselau

Aktualisiert am 01.02.2017Lesedauer: 6 Min.
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Whisky mit Nosing-GlasVergrößern des Bildes
Whisky mit Nosing-Glas (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Sie sind absoluter Whisky-Laie und wollen das ändern? Kein Problem, wenn man weiß, wo man anfangen soll. Wir haben ein paar Tipps für Sie.

Wer Whiskys aus Erfahrung nicht mag, hat die falschen probiert: Manchmal war einfach die Sorte nicht richtig gewählt – selbst der größte Whisky-Liebhaber kann sich nicht für alle Geschmacksrichtungen begeistern. Doch in den meisten Fällen taugte der Whisky nichts. Wenn man sich als Student herantraut und kein Geld hat, ist das kein Wunder. Es wird Zeit für eine zweite Chance – doch dieses Mal mit ein paar edleren Tropfen.

Möglichkeiten, einen Whisky zu verkosten, gibt es genug, ohne sich eine große Flasche dafür zu kaufen: Im gut sortierten Getränkehandel gibt es unzählige Miniaturen, die für etwa zwei Proben reichen. Auch verschiedene Volkshochschulen bieten Whisky-Seminare für Einsteiger an. Einige Geschäfte oder Gaststätten veranstalten Whisky-Tastings, was ebenfalls eine Möglichkeit zur "Kontaktaufnahme" ist. Hier sollten Sie jedoch zumindest Grundkenntnisse mitbringen, um bei der obligatorischen Fachsimpelei nicht als Anfänger aufzufallen. Mit den ersten Erfahrungen steigt dann auch die Neugier, etwas mehr über Herkunft, Destillierkunst und Whiskygeschichte zu erfahren.

Whisky oder Whiskey?

Da es unzählige Whiskys gibt, hilft zuerst eine Sortierung: Blended Whiskys, die es schon für weniger als zehn Euro beim Discounter gibt, scheiden bis auf wenige Ausnahmen für eine Verkostung aus. Ein Blend ist ein Verschnitt aus Malt und Grain Whisky, wobei der Anteil und die Qualität des Malt Whiskys Geschmack und Preis maßgeblich beeinflussen.

Blended Whiskys sind dafür gemacht, als Mixgetränk verabreicht zu werden, ein allzu charakteristischer Geschmack stört da nur. Es gibt zwar auch extrem alte und teure Blends, doch in diesen Preisregionen ist das Preis-Leistungsverhältnis von Single Malts besser, das sind unverschnittene Destillate aus Gerstenmalz, die jeweils aus einer Brennerei stammen. Trotzdem kann es nicht schaden, auch einmal einen Blended Whisky probiert zu haben. Und zwar ohne Cola. (Den Unterschied ausführlich erfahren Sie hier)

Soll es überhaupt ein Scotch Whisky sein? Vielleicht mögen Sie irischen lieber. Oder den amerikanischen, der nicht aus Gerste, sondern aus Mais destilliert wird und Bourbon heißt. Dann müssen Sie aber den Whiskey mit E schreiben. Es gibt zudem exzellenten japanischen und auch deutschen Whisky. Meistens wird er aber hergestellt wie in Schottland und ist daher besser mit diesem vergleichbar.

Regionale Gegebenheiten

Die verschiedenen (schottischen) Whiskyregionen stehen auch für unterschiedliche Ausprägungen bei den Whiskysorten. Highland-Malts sind eher mild, der Whisky von den Küsten dagegen rau, mit Spuren von Gras, Seetang oder Salz. Die Inselwhiskys, allen voran von Islay (sprich: ei-la), haben ein torfiges Aroma und sind sehr rauchig. Wenn Sie selber Raucher sind, werden Sie letzteres wahrscheinlich mögen. Nichtraucher sind seltener begeistert.

Der Grund für die Geschmacksunterschiede sind mit den regionalen Gegebenheiten erklärbar. Getreide und Quellwasser stammen aus der jeweiligen Region, dazu kommt die Lagerung in einem Holzfass, das ebenfalls den örtlichen Gegebenheiten ausgesetzt ist. Die schottische Westküste ist oft rau, sturmumtost und die Meeresluft salzhaltig, was sich dann auch in Geruch und Geschmack niederschlägt.

Weitere Geschmacksnuancen sind dem Fass geschuldet, in dem der Whisky lagerte. Das sind außer den üblichen Bourbon- auch Sherryfässer verschiedener Sorten wie Pedro Ximenez oder Oloroso auch solche, in denen Wein, Port, Madeira, Rum oder Cognac reifte.

Pur oder mit Wasser

Wie bei Wein können wir beim Whisky drei unserer Sinne zur Begutachtung heranziehen. Außer der Farbe und dem Geschmack ist das der Geruch, deshalb sollte er nach Möglichkeit pur belassen bleiben und sich in einem Nosing-Glas befinden, das sich leicht nach oben verjüngt, um das Bouquet besser zur Geltung zu bringen. Die Zugabe von etwas Wasser ist durchaus üblich, gerade bei Whiskys in Fassstärke bei weit über 50 Volumenprozent. Dagegen eignen sich dicke Tumbler mit viel Eis ganz und gar nicht, das Aroma verfliegt im breiten Glas, die Kälte betäubt die Geschmacksnerven.

Einen guten Whisky erkennt man an vielen Einzelheiten. So ist die Lagerungszeit entscheidend für die Reife eines Destillats. Das bedeutet aber nicht, dass man nur lange genug warten muss, die Qualität muss zusätzlich stimmen. Manche Whiskys schmecken auch nach zehn Jahren noch unfertig, fünf Jahre später aber sensationell. Manche sind nach zwölf Jahren perfekt und verlieren im Laufe der Zeit an Kraft und Geschmack. Übrigens reifen Whiskys ausschließlich im Fass, nach der Flaschenabfüllung stoppt dieser Prozess. Sie können nicht dadurch Geld sparen, dass sie einen Zehnjährigen kaufen und ihn danach noch fünf Jahre weglegen. Sie können nur Pech haben, dass der Korken irgendwann zerbröselt.

Hier erkennen Sie, wie gut ein Whisky ist

Einen ersten Eindruck über die Qualität vermittelt die Farbe. Je dunkler der Whisky ist, desto mehr hat er von der Fassreifung erhalten. Das ist generell ein gutes Zeichen – doch hier helfen viele Hersteller leider mit Zuckercoleur nach. Der Zusatz ist für den Geschmack zwar unproblematisch, doch dann verliert die Farbtönung ihre Aussagekraft.

Die herausragende Eigenschaft eines guten Whiskys ist seine Vielschichtigkeit, seine Komplexität. Der erste Eindruck bei Geruch und Geschmack ist anders als der zweite und der dritte. Schmeckt er lange nach oder ist er schnell verflogen? Je mehr unterschiedliche Geruchs- und Geschmacksnuancen Sie wahrnehmen können, desto besser. Sie werden noch lange Freude daran haben, weil Sie immer etwas neues entdecken. Nehmen Sie sich also Zeit, manche Tropfen offenbaren erst nach einer gewissen Zeit ihre Geheimnisse, insbesondere die älteren Jahrgänge.

Marzipan oder Eichenholz?

Die Aromen reichen je nach Sorte und Alter bei leichten, milden Whiskys von hellen Früchten, Kokos und Nüssen bis hin zu Zitrone, Grapefruit, Vanille oder Marzipan – manche sind auffallend süß. Kräftigere Malts haben Anklänge an Eichenholz, Rauch sowie dunklen Früchten oder schmecken bisweilen nach Torf, Seetang oder gar Teer, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wenn Sie selbst mehrere Sorten nacheinander verkosten wollen, fangen Sie besser mit dem vermeintlich leichtesten an, also mit einem Lowland- oder Highland-Malt, steigern sich über die Küste zu den Insel-Whiskys. Befindet sich ein Islay-Malt in der Sammlung, gehört er an die letzte Stelle.

Aufwand und Nachfrage

Auf dem Preisschild steht nicht, wie gut ein Whisky ist. Dort ist unter anderem eingerechnet, wie viel Aufwand bei der Herstellung betrieben wurde. Ältere Jahrgänge sind dadurch zwangsläufig teurer. Jüngere Whiskys bieten manchmal mehr fürs Geld, so lange sie nicht zu jung sind. Aber das kommt auf den Einzelfall an. Einen guten Whisky, der zehn bis zwölf Jahre gereift ist, bekommen Sie schon für 30 Euro. Tipps geben wir in unserer Foto-Show.

Whisky ist im Trend, die dadurch bedingte hohe Nachfrage treibt vor allem die Preise für bessere Tropfen in die Höhe. Günstigere Sorten reifen meist im Bourbonfass, von denen es reichlich gibt. Die Anzahl an Sherryfässern ist dagegen begrenzt. Besonders teuer wird es dann, wenn der Whisky die volle Lagerzeit im Sherryfass verbleibt. Im Unterschied dazu wird beim Finishing das Destillat nur am Ende der Reifezeit vom Bourbon- ins Sherryfass umgefüllt.

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Whisky-Trails in Schottland

Wenn Sie zum Fan geworden sind, wird Sie sicherlich auch die Führung durch eine Brennerei interessieren. Die meisten Destillerien haben so etwas im Angebot, oft ist die Veranstaltung ein echtes Erlebnis. Nur hier sehen Sie hautnah, wie ein Whisky entsteht. Im Übrigen sind es besonders die kleinen, ursprünglichen Brennereien, die positiv auffallen. Hier seien beispielhaft Edradour, Blair Athol oder Glendronach erwähnt. Aber auch etwas bekanntere wie Aberlour und Balvenie sind hervorzuheben. Einen Anspruch auf Vollzähligkeit hat diese Aufzählung nicht.

Je nach Region können Sie mehrere Destillerien in kurzer Zeit besichtigen, sogar zu Fuß. So ist rund um die bekannte Destillerie Glenfiddich nahe der Ortschaft Dufftown die Brennereidichte besonders hoch (dort lohnt auch ein Abstecher zur Keksfabrik Walkers, die das berühmte Shortbred herstellt). Ein ausgeschilderter Malt Whisky Trail führt von Edinburgh nach Norden bis zur Küste und auf anderem Weg wieder zurück. Es gibt auch Veranstalter für geführte Reisen wie etwa die Agentur "Reisekultouren" in Detmold, die Preise für die verschiedenen Touren reichen von 200 bis zu 4000 Euro.

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