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Sex mit den Nachbarn: Ein besonderer Fetisch?


Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Diesen Fetisch haben meine Nachbarn

  • Jennifer Buchholz
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 31.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Lebensstil: Einige Menschen sind freizügiger als andere. (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Lebensstil: Einige Menschen sind freizügiger als andere. (Symbolbild) (Quelle: juhy13/getty-images-bilder)

Können Sie sich so richtig fallen lassen? Sich Ihren Emotionen hingeben, wenn Ihnen danach ist? Bei mir gibt es eine Situation, in der es mir manchmal schwerfällt.

Ich bin der Meinung, beim Sex kann es nicht nur heiß, sondern auch mal etwas lauter zugehen. Denn Frauen und Männer, die weder vor noch beim Orgasmus Geräusche oder Laute von sich geben, sind mir genauso suspekt wie Menschen, die während einer Achterbahnfahrt nicht ein einziges Mal schreien. Ich denke dann, dass diejenigen entweder mega gelangweilt sein müssen – warum machen sie das dann überhaupt? – oder einfach einen Stock im Po haben, der ihnen befiehlt, jegliche Contenance bewahren zu müssen. Dabei ist doch gerade DAS das Tolle – sowohl an der Achterbahnfahrt als auch beim Orgasmus: sich einfach mal fallen lassen, Kontrolle abgeben und sich den Gegebenheiten hingeben.

Das Problem hierbei ist jedoch, wenn das Sich-vollkommen-der-Situation-Hingeben etwas ausartet: Bei der Achterbahnfahrt sind das die Fahrgäste, die bereits mit dem Schreien anfangen, sobald sich der Wagen in Bewegung setzt – ach, was sage ich, sobald sie im Gefährt sitzen. Beim Sex sind das gerne mal diejenigen, die übertrieben schreien. Also wirklich übertrieben, sodass die Nachbarn denken, ein Schwein oder ein Elch – ja, das habe ich auch schon gehört – wird gerade gefoltert und aufs Übelste massakriert. Ich gönne wirklich jedem seinen Spaß und denke auch nicht, dass man sich beim Sex verbiegen oder zurücknehmen sollte, nur weil sich Dritte dadurch gegebenenfalls gestört fühlen. Wären da nicht diese Punkte:
Wann ist es noch Spaß und wann schon ernst? Wann sollte man also gegebenenfalls die Polizei rufen?

Und: Warum müssen einige Frauen und Männer unbedingt ihr Fenster zum Innenhof – das sonst immer geschlossen ist – öffnen, sobald sie Sex haben. Und zwar nur für diesen kurzen Zeitraum? Nein, hier spricht nicht der Neid aus mir. Denn meist handelt es sich dabei um die Art von Stöhnen, die nicht nur bei mir ein Runzeln auf der Stirn auslöst.

Ein besonderer Fetisch?

Das Kuriose dabei ist, dass es fast immer um dieselbe Uhrzeit passiert. Es muss sich dabei um eine ganz besondere Sexpraktik handeln, die mir bislang verborgen blieb. Und das Phänomen ist mir schon häufiger begegnet: Einmal war es ein Nachbar, der jeden Sonntag um 10 Uhr seine Gebete aus dem heimischen Wohnzimmer gen Himmel richtete. Ein anderer fand den Donnerstagnachmittag, 15 Uhr, sehr erotisch. Und in meiner letzten Wohnung überkam es meinen Nachbarn jeden Dienstag und Sonntag um 5 Uhr morgens. Dabei schrien – meist – die Frauen über zehn Minuten derart laut, dass ich mich in der Zeit auf nichts anderes konzentrieren konnte. Oft kam ich mir dann auch etwas komisch vor. Ich meine: Abwarten, bis die Nachbarn mit dem Sex fertig sind, um dann weiterschlafen oder -arbeiten zu können, ist schon sehr merkwürdig.

Da es sich um zeitweilige Sexrituale handelte, wusste ich ja auch, dass es in wenigen Minuten wieder ruhig sein würde. Bei einer Achterbahn ist das Ende ja auch absehbar. Schlimm wird es nur, wenn man sein eigenes Sexleben danach ausrichtet. Wenn einen am Sonntag um 18 Uhr die Lust überkommt, man aber weiß, dass jede Minute die Sexparty der Nachbarn losgeht. Dann stellen sich die Fragen: Jetzt noch schnell – vor den beiden – loslegen, und im kuriosesten Fall gleichzeitig zum Orgasmus zu kommen? Abwarten, bis beide fertig sind – wobei die Brunftschreie der anderen auch abturnend wirken können?

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Ich bin dafür, einfach sein Ding durchzuziehen. Denn bei einer Achterbahnfahrt kann man ja auch keinen Rückzieher machen, nur weil man merkt, dass andere die Fahrt besonders gerne lautstark kommentieren. Einfach Augen zu und sich auf sich selbst konzentrieren. Es kann ja auch Spaß machen, anderen beim Schreien zuzuhören oder gar mitzumachen. Denn wenn einer laut ist, trauen sich vielleicht auch andere, ihre Kontrolle fallen zu lassen. Und was ist, wenn der besondere Kick ausbleibt, weil man abgelenkt war? Dann gibt’s halt direkt im Anschluss einen neuen Versuch. Ganz nach dem Motto "Auf geht’s in die nächste Runde!"

Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

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