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"Letzte Generation" in Berlin: Wann wird die Wut auf Klimakleber zu groß?


"Letzte Generation" in Berlin
Wann wird die Wut zu groß?

Von Yannick von Eisenhart Rothe

18.09.2023Lesedauer: 2 Min.
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Polizeikräfte tragen eine Aktivistin der "Letzten Generation" weg: Mehr als 20 Blockaden gab es am Montag. (Quelle: ASSOCIATED PRESS/dpa-bilder)

Die "Letzte Generation" hat ihre Blockadewelle in Berlin begonnen. Ein Besuch vor Ort zeigt: Die Fronten sind verhärtet. Können die Aktivisten wirklich so weitermachen?

Früher Montagmorgen, Landsberger Allee. Sieben Aktivisten der "Letzten Generation" haben sich gerade auf die Straße begeben, um den Verkehr zu blockieren. Ein Autofahrer steigt aus und sprüht den Klimaaktivisten mit Reizgas immer wieder ins Gesicht. Er deutet einen Tritt gegen einen der Aktivisten an, schubst einen anderen. Dann geht er wieder. Die Polizei ermittelt gegen den Mann.

Video | Autofahrer sprüht Reizgas auf Klimaaktivisten – Ermittlungen
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Quelle: t-online

Dieser Angriff ist der stärkste Auswuchs der Wut, die den Vertretern der "Letzten Generation" an diesem Morgen entgegenschlägt. Immer wieder werden sie bepöbelt und laut angeschrien.

"Geht mal was arbeiten!"

Und das nicht nur von Menschen, die selbst von der Blockade betroffen sind. Ein Mann im Auto eines Handwerksbetriebs bleibt an der Kreuzung kurz stehen. Er schreit aus dem Fenster: "Ihr seid die größten Hurensöhne", und fährt weiter. Eine Fußgängerin will den Blockierern lautstark erklären, dass Deutschland das Klima nicht retten könne und dass andere viel mehr emittieren würden. "Geht mal was arbeiten! Oder klebt euch ans Kanzleramt", ruft sie.

Die Aktivisten selber reagieren nur wenig auf die Anfeindungen. "Wir machen das auch für deine Kinder", ruft einer der wütenden Fußgängerin entgegen. Ansonsten sitzen sie da und warten darauf, dass die Polizei sie löst.

Nur wenig Unterstützung

Vereinzelt gibt es auch Zuspruch für die Aktivisten, vor allem von Fahrradfahrern. Als die Blockade fast vollständig aufgelöst ist, fährt eine Fahrrad-Demonstration der "Hedonistischen Linken" vorbei und ruft "Ihr seid nicht allein, ihr seid nicht allein". Die Wütenden sind aber heute deutlich in der Überzahl.

Wer schon öfter Aktionen der "Letzten Generation" beobachtet hat, bekommt das Gefühl, dass die Aggressionen von Autofahrern, aber auch von Passanten, immer stärker werden. Wie lange können die Aktivisten noch so weitermachen?

Wenn man mit Mitgliedern der "Letzten Generation" selbst darüber spricht, bekommt man stets ähnliche Antworten. Man könne die Wut nachvollziehen, man blockiere den Verkehr nur äußert ungern. Angesichts der Klimakatastrophe sehe man sich aber dazu gezwungen.

Bekannter Klimaaktivist macht sich Sorgen

Der erfahrene Klimaaktivist Tadzio Müller sieht das differenzierter. Er ist auch an die Landsberger Allee gekommen, um die Aktion der "Letzten Generation" zu unterstützen – vom Straßenrand aus. Mit Blick auf die kommenden Wochen mache er sich aber auch Sorgen. "Der Grad an Brutalität gegen die 'Letzte Generation' hat zugenommen", sagt er.

Gibt es einen Punkt, ab dem die Klimabewegung entscheiden muss, dass Straßenblockaden nicht mehr die richtige Methode sind, weil sie nur noch Wut erzeugen? "Ja, diesen Punkt muss es irgendwann geben", sagt Müller. Er glaube, dass die gesamte Klimabewegung einen strategischen Reset brauche. "Aber das heißt nicht, dass wir die 'Letzte Generation' jetzt alleine lassen können."

Die Klimakleber haben angekündigt, zeitlich unbegrenzt in Berlin blockieren zu wollen. Es werden angespannte Wochen und Monate, für alle Beteiligten.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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