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Berlin 1989: Der Mord an Ufuk Şahin – vergessene rechte Gewalttat


Rechte Gewalt im Märkischen Viertel
"Ich bin ein Mensch": Ufuk Şahin vor 36 Jahren getötet


12.05.2025 - 17:31 UhrLesedauer: 2 Min.
Ufuk Şahin auf einem Flyer zur Gedenkkundgebung 2024 (Archivbild): Der 24-Jährige verblutete auf der Straße.Vergrößern des Bildes
Ufuk Şahin auf einem Flyer zur Gedenkkundgebung 2024 (Archivbild): Der 24-Jährige verblutete auf der Straße. (Quelle: niemandistvergessen.net)
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Am Montag jährt sich das Tötungsdelikt an Ufuk Şahin in West-Berlin. Das Tatmotiv Rassismus wurde nicht anerkannt – das stiftet bis heute politischen Unmut.

Wenige Monate vor dem Mauerfall war das Märkische Viertel in Westberlin eine Hochburg der rechtsextremen Partei "Die Republikaner". Rund 20 Prozent der männlichen Erstwähler gaben im Januar 1989 der Partei ihre Stimme. Wenige Monate später tötete ein Mann den 24-jährigen Ufuk Şahin. Das Gericht sah keine rassistische Motivation hinter der Tat.

Bis heute kämpfen Parteien und Initiativen um die Anerkennung des Verbrechens als rechte Gewalt. Bereits 1989 gab es nach dem Vorfall heftige Proteste und politische Diskussionen. Doch was war passiert?

"Ich bin ein Mensch, du bist ein Mensch. Also was soll das?"

Am Abend des 12. Mai 1989 waren Şahin und ein Freund im Märkischen Viertel unterwegs. Nahe Şahins Wohnhaus trafen sie auf den Maurer Andreas S. und seine Verlobte. Offenbar grundlos beleidigte das Duo die beiden Männer rassistisch. Darauf soll Şahin geantwortet haben: "Ich bin ein Mensch, du bist ein Mensch. Also was soll das?"

Der Täter zog ein Messer und stach Şahin in die Leiste. Dabei traf er eine Hauptschlagader, der 24-Jährige verblutete noch am Tatort. Kurz nach der Tat soll der Täter selbst den Notruf gewählt haben.

Im anschließenden Prozess sah das Gericht eine rassistische Tatmotivation als nicht erwiesen an, obwohl sich der Angeklagte im Prozess weiter rassistisch geäußert haben soll. Unter anderem soll er seinen Unmut über "all die Kanaken" zum Ausdruck gebracht haben. Das Wort ist in einem solchen Kontext eine abwertende Bezeichnung für Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere aus dem arabischen oder türkischen Raum. Im Oktober 1989 wurde Andreas S. er zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Nach Tötung: Proteste und Zoff im Berliner Senat

Die Tötung von Şahin löste starke Proteste aus, am 20. Mai zogen fast 10.000 Demonstrierende vor das Rathaus Schöneberg, um ein Zeichen gegen den wachsenden Rassismus zu setzen. Unter den Demonstranten waren auch Angehörige: Şahin lebte zum Zeitpunkt seines Todes mit seiner Frau und seinem zweijährigen Sohn in Berlin.

Auch im Berliner Senat wurde nach der Tat hitzig über die steigenden rassistischen Tendenzen diskutiert, die Partei "Alternative Liste" forderte ein Ressort, das sich für Antirassismus einsetzt. Die CDU-Fraktion stellte sich dagegen und forderte, sowohl linke als auch rechte Gewalt stärker zu beleuchten.

Linke fordert Gedenktafel vor Şahins Wohnhaus

Die Tötung Şahins blieb lange vergessen, auch weil rassistisch motivierte Taten erst ab 1990 in Berlin registriert wurden. Erst 2019 rückte die Tat mit einer öffentlichen Gedenkveranstaltung vor seinem Wohnhaus wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Seit einigen Jahren fordert die Linksfraktion in Berlin-Reinickendorf eine Gedenktafel vor dem Wohnhaus.

"Menschenverachtende Taten dürfen nicht in Vergessenheit geraten", hieß es in dem Ersuchen der Linksfraktion. Bislang ist das Vorhaben erfolglos geblieben.

Verwendete Quellen
  • schule-ohne-rassismus.org: "Rechtsextremismus an Schulen – eine Herausforderung für die Demokratiepädagogik"
  • berlin.niemandistvergessen.net: "Wir gedenken Ufuk Şahin"

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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