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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hitzewelle So sind Kliniken und Heime auf einen heißen Sommer vorbereitet

Hohe Temperaturen sind für Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern eine zusätzliche Belastung. Das sagen die Einrichtungen zur Herausforderung durch Sommerhitze.
Die Sommer in Berlin werden heißer und heißer. In den vergangenen vier Jahren gab es 90 Hitzetage in der Stadt, also Tage mit mehr als 30 Grad im Schatten. 854 Menschen starben in diesem Zeitraum an den Folgen der Hitze allein in der Hauptstadt, so die Statistik Berlin-Brandenburg. Zu den besonders gefährdeten Gruppen zählen alte Menschen sowie Personen mit Vorerkrankungen.
Hitze gehört zum größten durch die Klimakrise bedingten Gesundheitsrisiko in Deutschland, teilt die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) auf Anfrage von t-online mit. Nicht nur die Patientenversorgung stelle aufgrund veränderter Krankheitsbilder eine Belastung für das Gesundheitssystem dar, auch die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal würden zusätzlich belastet.
Kliniken sollten bereits beim Bau auf Hitzeschutz setzten
Um Krankenhäuser bei Hitze zu unterstützen, ist die BKG dem Aktionsbündnis "Hitzeschutz Berlin" beigetreten. Dieses stellt Informationen und Schulungsmaßnahmen zum Hitzeschutz bereit. Außerdem empfiehlt das Bündnis den Krankenhäusern, einen sogenannten Musterhitzeschutzplan umzusetzen. Darin enthalten sind Empfehlungen wie "Temperaturreduktion in Innenräumen" oder die "Anpassung der Behandlungspraxis und des Arbeitsschutzes", etwa durch kühlende Hitzeschutzwesten.
Mittelfristig sieht die BKG aber vor allem baulichen Handlungsbedarf. So müssten die Fassaden der Gebäude besser gedämmt und Hitzeschutz bei der Planung von Neubauten von vornherein mitgedacht werden.
Anfrage an die Senatsverwaltung für Gesundheit: Gibt es Förderprogramme, welche die Kliniken und Heime beim baulichen Hitzeschutz unterstützen? Eine konkrete Antwort gibt es nicht, sondern lediglich den Hinweis, dass es wegen der zahlreichen Hitzetoten "viele Maßnahmen im Land und in den Bezirken" zur Hilfestellung gebe – etwa durch die Kampagne "Bärenhitze" und das Aktionsbündnis "Hitzeschutz Berlin".
Zusätzlich habe der Senat im Mai 2024 die Erarbeitung eines landesweiten Hitzeaktionsplans beschlossen, der in diesem Jahr fertiggestellt werden soll, so die Senatsverwaltung weiter. Darin enthalten seien konkrete Maßnahmen zu Trinkwasserangeboten, Hitzehilfen und Schutzräumen. Von einer finanziellen Unterstützung ist nicht die Rede.
"Doppelte Herausforderung" für das Pflegepersonal
Die Hitzewellen stellen auch für das Pflegepersonal der Caritas-Kliniken eine "erhebliche Belastung" dar, teilt eine Pressesprecherin t-online auf Anfrage mit. Die Kombination aus mehr Patienten in der Notaufnahme und einer hitzebedingten zusätzlichen körperlichen Anstrengung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei eine "doppelte Herausforderung".
Ähnlich lautet die Antwort des Katharinenhofs, einem Pflege- und Seniorenwohnheim mit mehreren Standorten in Berlin. Die Einrichtung reagiere auf die heißen Sommertage mit "Organisation und Achtsamkeit", beispielsweise mit Klimaanlagen und einem Hitzeschutzkonzept. Darin seien Empfehlungen für Kleidung, Ernährung und Tagesabläufe festgehalten.
Auch die Caritas-Krankenhäuser treffen mit Hitzeschutzplänen Vorkehrungen für die hohen Temperaturen. So gebe es vermehrte Getränkeangebote auf den Stationen, Ventilatoren, organisatorische Anpassungen durch verlegte Therapiezeiten und eine "gezielte Entlastung besonders gefährdeter Patientengruppen". Zudem bereiteten sich die Caritas-Kliniken auf den Anstieg hitzebedingter Notfälle vor – durch Ressourcenplanung, Personalverfügbarkeit und eine "sensibilisierte Ersteinschätzung" zur schnellen Identifikation von Patienten in schlechtem Zustand.
In den Kliniken der Caritas sei an heißen Tagen dennoch eine deutliche Zunahme von hitzebedingten Symptomen zu verzeichnen. Dazu zählen Herzinsuffizienz, Elektrolytverschiebungen und Verwirrtheitszustände.

So verhält man sich an Hitzetagen
Damit heiße Tage nicht noch gefährlicher werden, sollte über den Tag verteilt viel und kontinuierlich getrunken werden – am besten Wasser, auf keinen Fall Alkohol. Starke körperliche Belastung sollte ebenso wie der Aufenthalt in der prallen Sonne vermieden werden. Tagsüber können die Räume zur Abkühlung verdunkelt werden, auch feuchte Umschläge an Armen, Beinen und Nacken können helfen. Bei direkter Sonneneinstrahlung sollte Sonnencreme aufgetragen werden. Auch Kopfbedeckung und Sonnenbrille sind wichtig.
Es fehle an nachhaltigen Förderprogrammen der Politik
Der Katharinenhof hält es deswegen für wichtig, frühzeitig auf Warnsignale der pflegebedürftigen Menschen zu achten und setzt auf vorbeugende Maßnahmen. Finanzielle Unterstützung beim Hitzeschutz erhält die Einrichtung vom Land Berlin nicht.
Die Caritas-Kliniken sehen in dem Berliner Hitzeschutzplan eine sinnvolle Richtlinie. Dennoch fehle es an nachhaltigen Förderprogrammen für konkrete Maßnahmen in Kliniken, so die Caritas weiter. Man wünsche sich vom Land Unterstützung, beispielsweise beim baulichen Hitzeschutz, für personellen Ressourcen im Akutbereich oder bei der Klimatisierung. Der Bedarf sei zwar erkannt, "die Umsetzung erfordert allerdings mehr strukturelle Unterstützung".
Und auch Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft, richtet eine klare Forderung an die Politik. Die Berliner Krankenhäuser dürften bei der Umsetzung von langfristigen Maßnahmen nicht alleine gelassen werden. "Damit Gebäude und Ausstattung der Krankenhäuser hitzefest gemacht werden können, benötigen die Häuser ausreichende Investitionen. Auch das Personal braucht alle notwendige Unterstützung." Die Politik müsse deswegen die finanziellen Rahmenbedingungen schaffen, um die Gesundheitsversorgung auch bei extremen Wetterlagen zu sichern. "Denn Hitzeschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe."
- Schriftliche Anfrage an die Berliner Krankenhausgesellschaft e. V.
- Schriftliche Anfrage an die Caritas Gesundheit Berlin gGmbH
- Schriftliche Anfrage an die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege
- Schriftliche Anfrage an den Katharinenhof
- statistik-berlin-brandenburg.de: Mitteilung vom 26. Mai 2025